BMW: 100 Jahre Treue zu München
München - Das BMW-Werk in München hat unter den deutschen Automobilwerken eine Ausnahmestellung: Es steht in einer Millionenstadt und das seit nunmehr 100 Jahren. Anlass genug für die BMW-Group, das Jubiläum des "Stammwerks" am Freitag gebührend zu feiern. Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gratulierte dem "nennenswerten Steuerzahler" mit warmen Worten.
BMW: Erst Flugzeugmotoren, dann Motorräder
Am Anfang wurden vor der Stadt, auf dem "Oberwiesenfeld", Flugzeugmotoren gebaut, später Motorräder. Nach und nach rückte die Landeshauptstadt an das Werk heran und umzingelte es im Lauf vieler Jahre komplett. Überlegungen, die 1952 aufgenommene Produktion von Automobilen aus der Stadt zu verlagern, gab es immer wieder, wurden aber nie umgesetzt.
Zum Glück, meint der Oberbürgermeister. Diese Auslagerungsideen wären "nicht gut" gewesen. Von der BMW-"Standorttreue" hätten sowohl Unternehmen wie Stadt profitiert. "Toll" nannte es das Stadtoberhaupt, dass es BMW geschafft habe, "100 Jahre lang mit den Nachbarn auszukommen".
BMW: Ab 2023 jedes zweite Auto aus München vollelektrisch
Heute produzieren 7.000 Beschäftigte im BMW-"Werk 1" pro Tag 900 Kraftfahrzeuge. Nur das "M" im Namen BMW gilt für das Stammwerk im Grunde nicht mehr, weil die Motorenproduktion am Standort München beendet wurde, um der Montage von E-Fahrzeugen Platz zu machen. Im kommenden Jahr soll die Hälfte der Produktion in München "mindestens" zur Hälfte aus vollelektrischen BMW bestehen, sagte Produktionsvorstand Milan Nedelkjkovic.
Seit November wird in München der batteriebetriebene i4 gebaut, der sich laut Vorstand zum Verkaufsrenner entwickelt. Inzwischen werden hier fünf Modelle mit drei Antriebsarten gefertigt.

BMW will Werk für Nachbarschaft öffnen
Mit dem von der Stadt fest umklammerten Stammwerk hat die BMW-Führung in den nächsten Jahren eine neue umfassende "Transformation" vor. Das Werk, das vor wenigen Jahren ausschließlich Autos mit Verbrennermotoren produzierte, soll nach den Grundsätzen der "iFactory" ausgerichtet werden, also "Green, Lean, Digital".
Auch nach außen soll der Einstieg in ein neues Zeitalter sichtbar werden. Mehr "Produktionscampus" als Fabrik werde das Werk für "die Nachbarschaft" geöffnet, kündigte Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse an. Dadurch werde "industrielle Arbeit sichtbar". OB Reiter zeigte sich begeistert. Die Produktionsanlagen würden mittels einer "Magistrale" und "durchsichtigen Dächern" die Öffentlichkeit hereinholen, lobte Reiter das Ergebnis des kürzlich abgeschlossenen Architekturwettbewerbs . "Der gesamte Komplex" solle "sichtbar zugänglicher und offener für die Nachbarschaft gestaltet werden", teilte das Unternehmen mit.
OB Reiter hofft auf Verbleib von BMW in München
"Ich verlasse mich darauf, dass BMW weiter in München bleibt", betonte Oberbürgermeister Reiter. "Wer glaubt, dass es in den nächsten Jahrzehnten völlig ohne Auto gehen wird, der irrt", fügte der Sozialdemokrat hinzu.
An einem Wegzug aus München denkt BMW tatsächlich nicht, wie die Zukunftspläne für das Werk beweisen. Mitte des Jahrzehnts soll hier eine neue Ära des Automobilbaus eingeleitet werden, die Konzernchef Zipse gerne mit dem Start der 3-er Modelle vor fast 50 Jahren vergleicht: Die „neue Klasse“ werde „digital, vernetzt und zirkulär“ sein und 2024 dort starten, wo vor 100 Jahren alles angefangen hat: auf dem Oberwiesenfeld.
- Themen:
- Autobranche
- BMW
- Dieter Reiter
- München
- SPD