Großeinsatz in München: Rund um Leiche Sprengfallen gefunden – Zusammenhang mit Oktoberfest-Sperrung?

Audio von Carbonatix
Im Münchner Norden läuft seit dem frühen Morgen ein Großeinsatz. Polizei und Feuerwehr sind mit einem entsprechenden Aufgebot und Spezialkräften vor Ort in der Lerchenau.
Toter am Lerchenauer See und Sperrzone um brennendes Gebäude
Nach einem Feuer und dem Fund von Sprengfallen prüft die Polizei Zusammenhänge mit dem Oktoberfest. Das Volksfest blieb zunächst geschlossen. "Mögliche Zusammenhänge mit anderen Orten in München werden geprüft, darunter auch die Theresienwiese", teilte die Polizei auf X mit. "Aus diesem Grund verzögert sich die Öffnung des Festgeländes."
Zuvor hatten ein Feuer und Explosionsgeräusche einen Großeinsatz ausgelöst. In einem Münchner Wohngebiet wurde ein völlig ausgebrannter Transporter gefunden – und ein sterbender Mensch am nahen Lerchenauer See – der oder die Verletzte starb nach Polizeiangaben am Vormittag. Der See ist zu Fuß knapp 15 Minuten von dem brennenden Haus entfernt.
Schwer bewaffnete Einsatzkräfte waren in dem normalerweise sehr ruhigen Viertel am Rande Münchens unterwegs. Die Polizei ordnete einen Evakuierungsradius an. Die Feuerwehr war nach Angaben eines Sprechers mit etwa 100 Mann vor Ort.
Nach ersten Erkenntnissen vor Ort ist das Ganze offenbar das Ergebnis eines Familiendramas
Wie die Polizei gegenüber der AZ berichtet, ist der Auslöser für den Einsatz ein Brand in einem Einfamilienhaus. In den Straßen der Nachbarschaft haben außerdem Autos gebrannt.
Polizei spricht von Sprengfallen im Haus in der Glockenblumenstraße
Am Lerchenauer See wurde eine schwerverletzte Person aufgefunden. Wie die Polizei inzwischen der AZ mitteilte, ist der Verletzte verstorben, im Zusammenhang mit dem Brand. Vermutlich handelt es sich um einen Mann. Aus dem Kreis der TV-Kollegen vor Ort heißt es gegen Mittag, dass Oberbürgermeister Dieter Reiter angeblich bestätigt, dass bei dem Toten ein Brief oder auch mehrere Briefe mit diversen Drohungen, darunter auch eine Bombendrohung gegen die Wiesn, gefunden wurden.

Die Polizei bestätigte der AZ, dass es einen Streit in dem Elternhaus gegeben habe. Offensichtlich sei der Mann "mittleren Alters" ausgerastet und durchgedreht. Er hat nach ersten Erkenntnissen die Brände gelegt und sich anschließend selbst am See erschossen. Die Polizei ist seit etwa 5 Uhr im Einsatz. Eine Person werde noch vermisst, teilte sie weiter mit. Von ihr gehe keine Gefahr aus.
Die Polizei spricht von Sprengfallen im Haus in der Glockenblumenstraße. Nach ersten Erkenntnissen vor Ort ist das Ganze offenbar das Ergebnis eines Familiendramas. "Spezialkräfte sind im Haus, das gebrannt hat, und werden, wenn nötig, Sprengsätze entschärfen", meldet der AZ-Reporter vor Ort: "Es scheint eine dynamische Situation zu sein. Es fahren immer noch Krankenwagen zum Tatort." Nach unbestätigten und inoffiziellen Angaben ist in dem Haus ein Ehepaar gemeldet. Die beiden haben wohl einen Sohn und eine Tochter, die beide nicht in dem Haus wohnen sollen.
OB Reiter: "Oktoberfest-Schließung basiert auf Erkenntnissen des Großbrandes"
Wie der "Spiegel" und die "Zeit" schreiben, geht die Polizei laut eigenen Angaben auch einem Zusammenhang mit der Antifa nach. Auf der Website "indymedia.org" wurde demnach am frühen Morgen ein Text mit der Überschrift "Antifa heißt Angriff" gepostet. Darin hieß es: "In den frühen Morgenstunden haben wir im Münchner Norden einige Luxuskarren abgefackelt und Hausbesuche abgestattet. Zudem ging für einen Fascho sein Morgenspaziergang nicht besonders gut aus." Gegenüber der AZ ist die Polizei zurückhaltend, sie will die Antifa-Zusammenhänge weder bestätigen noch kommentieren oder dementieren.

Via Instagram teilte der OB mit, er schließe nicht aus, dass das Oktoberfest am Mittwoch ganztägig geschlossen bleibe: "Die Polizei wird alles tun, möglichst bis am Nachmittag um 17 Uhr die Wiesn komplett durchsucht zu haben, um damit Sicherheit zu gewähren. Wenn das nicht der Fall ist, werde ich mich wieder melden, dann wird die Wiesn heute gar nicht eröffnet", sagte er: "Tut mir leid, anders geht's nicht, Sicherheit geht vor."

Nach Angaben Reiters basiert die Oktoberfest-Schließung auf Erkenntnissen des Großbrandes im Münchner Norden. "Es geht darum, dass ein Täter die Wiesn bedroht hat und die Polizei und der Koordinierungskreis einhellig zu der Auffassung kamen, dass wir dieses Risiko, Menschen auf das Oktoberfest zu lassen, nicht eingehen können."
Das Haus stand in Vollbrand und ist aktuell einsturzgefährdet
Immer noch liege starker Brandgeruch in der Luft: "Etwa 200 Meter rund um das Gebäude wird alles evakuiert, es steigt Rauch auf." Die Feuerwehr wartet auf die Freigabe der Polizei, das Haus weiter zu löschen. Das Gebäude stand in Vollbrand und ist aktuell einsturzgefährdet. Die Löschmaßnahmen konnten zunächst nicht beendet werden. Erste Anwohner mussten bereits um 7 Uhr aus ihren Häusern raus, berichtet der AZ-Reporter. Am Lerchenauer See sollen bewaffnete Polizisten patrouillieren, heißt es.
Die Polizei ermittelt derzeit in alle Richtungen: "Mögliche Zusammenhänge mit anderen Orten in München werden geprüft, darunter auch die Theresienwiese." Auf dem Oktoberfest habe es eine "spezifische Sprengstoffdrohung" gegeben: "Alle mussten das Festgelände verlassen – auch Mitarbeiter", sagt ein Polizeisprecher.
Auf der Website der Stadt München steht: "Aufgrund einer Sprengstoffdrohung im Zusammenhang mit der Explosion im Münchner Norden wird die Theresienwiese vorerst bis 17:00 Uhr nicht geöffnet. Es gibt ein entsprechendes Schreiben des Täters. Am frühen Nachmittag wird das weitere Vorgehen entschieden."

Der ausgebrannte rote Van gehörte angeblich dem mutmaßlichen Bombenleger
Ein erster Notruf sei um 4.41 Uhr bei der Feuerwehr eingegangen, Anwohner berichten von mehreren Knallgeräuschen. Dabei handelte es sich mutmaßlich um die Explosionen der Sprengsätze. Ob im Haus noch Verletzte oder Tote sind, bleibt weiterhin unklar, weil noch keiner das Haus betreten konnte.

Zwei der insgesamt drei brennenden Fahrzeuge haben Starnberger Kennzeichen: "Auch an diesen Stellen ist im Umkreis von 30 Metern abgesperrt. Polizei kann nicht ausschließen, dass in dem Kleintransporter noch Sprengsätze sind."
Spezialkräfte entschärfen rund um den Leichnam Sprengfallen
Gegen 11.30 Uhr entschärfte die Polizei mindestens zwei Sprengstofffallen, und die Polizei setzte Drohnen ein. Der ausgebrannte rote Van gehört angeblich dem mutmaßlichen Bombenleger, der tot am Lerchenauer See aufgefunden wurde. Die Polizei bestätigte gegen 12.15 Uhr, dass es sich bei dem Mann um den Tatverdächtigen handelt. Man komme aber noch nicht an ihn heran: "Auch hier müssen Spezialkräfte rund um den Leichnam Sprengfallen entschärfen."

Weitere Auswirkungen des Einsatzes in der Lerchenauer Straße
In der Nähe hat der "International Kids Campus", eine internationale Ganztagsschule mit angeschlossenem Kindergarten, kurzfristig geschlossen. Nach Informationen vor Ort wurden die Eltern gebeten, ihre Kinder heute lieber nicht zu bringen, 135 Kinder mussten demnach daheim bleiben.
Wie die Deutsche Bahn mitteilt, halten die S-Bahnen der Linie S1 derzeit nicht Feldmoching und Fasanerie: "Die S-Bahnen halten derzeit nicht Feldmoching und Fasanerie. Reisende im Bereich Feldmoching nutzen bitte aktuell die U-Bahn. Der Grund hierfür ist ein Polizeieinsatz."

Laut BR ist die Mittelschule an der Toni-Pfülf-Straße für die Dauer des Einsatzes geschlossen.
Berichte von Explosionen und einem Toten sind nicht bestätigt
Ein Bericht, wonach es Explosionen gegeben haben soll, Schüsse gefallen seien und es einen Toten gegeben haben soll, wurde nicht bestätigt.