Aufreger 2025: Der Trubel ums Späti-Flaschenbier im Münchner Uni-Viertel
Sommerabende im Freien, am Späti ein Stehbier holen, Freunde treffen und neue kennenlernen: Im Sommer 2025 haben Münchens junge Menschen Freude daran, sich im Uni-Viertel an der Schelling- und Türkenstraße zu versammeln und statt im Club eben draußen zu feiern.
Die Kehrseite der Gaudi: Anwohner finden keinen Schlaf, Müllbehälter quellen über, Scherben vom vielen Flaschenbier säumen die Straßen.
Kein Flaschenbier mehr ab 22 Uhr am Späti
Als der Protest der Schlaflosen wütend und laut wird, beschließt das grün geführte Kreisverwaltungsreferat zum 9. August, dass einige Kioske in der Feierzone ab 22 Uhr kein Mitnehmbier mehr verkaufen dürfen – aus Lärmschutzgründen. Und ab 20 Uhr auch keine Chips! Das war zwar vorher schon verboten, nur hatte die Ordnungsbehörde nicht so genau hingeschaut.

Protest: "Bier ist Grundnahrungsmittel"
Die Anwohner jubilieren. Lange Gesichter dagegen bei den jungen Leuten, die ihre Draußensteh-Freiheit beschränkt sehen. Und bei den Kioskbetreibern auch, denen nun das Nacht-Geschäft fehlt.
Am 12. August hält ein junges Demogrüppchen Pappkartonplakate hoch: "Bier ist Grundnahrungsmittel" ist darauf zu lesen, "Durst kennt keine Uhr" oder: "Bier nach 22 Uhr!"

Ein Handstreich und das Verbot ist weg
Es folgt eilig die politische Rolle rückwärts: Während OB Dieter Reiter (SPD) im Urlaub weilt und die Stadtrats-FDP die Auflagen als „bürokratische Willkür“ geißelt, setzt der zweite Bürgermeister Dominik Krause (Grüne), der gerade die OB-Amtsgeschäfte führt, eine Woche später im Handstreich das Flaschenbierverbot wieder außer Kraft. Denn auch ihn haben die Proteste der jungen Münchnerinnen und Münchner erreicht. "Ich habe heute das KVR angewiesen, das Bier-Verkaufsverbot ab 22 Uhr für die fünf Kioske im Uni-Viertel außer Vollzug zu setzen", verkündet Krause am 19. August, "was faktisch bedeutet, dass ab kommendem Freitag wieder nach 22 Uhr Flaschenbier bei den Kiosken gekauft werden kann."
Gröler und Wildbiesler: "Inakzeptabel"
Einen Rüffel an die nächtlichen Gröler, Randalierer und Wildbiesler teilt er allerdings auch aus: "Es ist inakzeptabel, wenn Bürgersteige mit Glasscherben übersät sind und Hinterhöfe und Hauseingänge als Toiletten missbraucht werden", lässt er wissen. Von den Kioskbetreibern erwarte er, dass sie für nächtliche Ruhe sorgen. Und die Straßenreinigung soll häufiger auf der Feiermeile sauber machen.

Flaschenbier quasi auf Probezeit
Dann folgt noch ein erhobener Zeigefinger: Für den Fall nämlich, dass ein "gutes Miteinander" in den Folgewochen nicht klappt und die Belästigungen anhalten, "werden wir das Bier-Verkaufsverbot für Kioske ab 22 Uhr wieder vollziehen müssen."
Mitnehmbier für eine Art Probezeit, heißt das wohl. Aber der kalte Herbst bringt sowieso erst mal Ruhe ins Uni-Viertel. Wie es im Frühling 2026 in der Causa weiter geht, wenn die Abende wieder heller und wärmer werden? Wird sich zeigen.
