Auf der Wiesn: Hygiene-Skandal beim Roten Kreuz
MÜNCHEN - Hygiene-Skandal auch auf der Wiesn: Rostige Scheren und staubiges Sterilgut. Ärzte wurden entlassen, die Stadt verschärft die Auflagen.
Der nächste Hygiene-Skandal: Auch in der Wiesn-Wache des Roten Kreuzes herrschen unhaltbare Zustände. „Das BRK hat in der Vergangenheit in unglaublicher Weise geschlampt“, verrät ein Insider der AZ. Das Gesundheitsamt räumt jetzt im Servicezentrum auf der Theresienwiese auf.
In diesem Fall ist sich das Rote Kreuz durch Zufall selbst auf die Schliche gekommen: Durch eine Uni-Studie war herausgekommen, das Wiesn-Ärzte des Roten Kreuzes bei Betrunkenen unerlaubt Bluttests gemacht hatten. Die Ärzte wurden entlassen und das Rote Kreuz hat danach von sich aus „bei einer internen Aufarbeitung“ die eigene Wiesn-Wache untersucht und das Gesundheitsamt geholt, bestätigt das BRK der AZ.
Dabei entdeckte das Gesundheitsamt beim Ortstermin am 15. Juli eklatante Mängel. Das Protokoll der Gesundheitsfahnder listet auf: Die Sterilgutaufbereitung lag im Argen, es gab unsachgemäß gepflegte Instrumente wie rostige Scheren. Entgegen der Vorschrift war kein separates Zimmer fürs Sterilgut vorhanden, das in offenen Kartons verstaubte; das Gebäude war verschmutzt, „es fehlte an der Grundreinigung“; durch Lüftungsschlitze konnten Keime in Behandlungsräume kommen; Seifenspender waren nicht in Ordnung.
Die medizinisch Verantwortlichen wurden vom BRK schon gefeuert. Die Stadt hat jetzt in einem neuen Vertrag dem BRK strenge Auflagen gemacht, das Gesundheitsamt wird die Umsetzung bis zur Wiesn prüfen: Behandlungsräume müssen bis dahin hermetisch vor Keimen von außen geschützt. Lüftungsschlitze verschlossen werden, es darf nur Einmal-Behandlungsbesteck verwendet und alle Arbeitsplatten müssen ausgetauscht werden. Sanitäter müssen täglich Schuhe und Anoraks wechseln.
„Die Wiesn-Wache muss völlig steril und sauber sein“, fordert Gesundheitsreferent Joachim Lorenz (Grüne). Im letzten Jahr wurden dort exakt 3754 Patienten versorgt. „Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um die Defizite rechtzeitig bis zum Wiesnbeginn zu beheben“, so das BRK. Deshalb wurde eine externe, erfahrene Hygienefachkraft eingestellt.
Wiesn-Referent Dieter Reiter (SPD) zieht Konsequenzen – er kippt das BRK-Monopol: „Ab 2011 wird das Sanitätswesen für die Wiesn öffentlich ausgeschrieben.“
Willi Bock
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