Am Westfriedhof: Erste sarglose Bestattung in München durchgeführt

Der Freistaat Bayern hatte die Sargpflicht im vergangenen April aufgehoben. Am Münchner Westfriedhof fand nun die erste Bestattung im Leichentuch statt.
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Der Westfriedhof in München. (Archivbild)
Der Westfriedhof in München. (Archivbild) © AZ-Archiv

München - In München hat die erste sarglose Bestattung stattgefunden. Auf dem Westfriedhof wurde am Donnerstag eine Beisetzung im Leichentuch durchgeführt.

Seit dem 1. April ist es in Bayern möglich, sich aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen in einem Leichentuch bestatten zu lassen – vor allem Muslime bestatten ihre Toten auf diese Art.

Erste Beisetzung im Leichentuch in München

Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) sagte: "Das ist eine gute Nachricht für alle Münchner Muslim*innen. Ich habe mich lange für das Recht auf eine Bestattung im Leichentuch eingesetzt, jetzt dürfen wir diesen Wunsch erfüllen. Das muslimische Gräberfeld auf dem Waldfriedhof war das erste, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland im Jahr 1959 geschaffen wurde. Heute kann München in dieser Hinsicht erneut Vorreiter sein, die Stadt ist wieder ein Stück interkultureller geworden."

Die Städtischen Friedhöfe München haben einen eigenen Ablauf für die Bestattung im Leichentuch entwickelt. Ziel ist es, religiöse Rituale in den Bestattungsvorgang zu integrieren und gleichzeitig gesetzliche Vorschriften und den geltenden Arbeitsschutz zu berücksichtigen.

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Probebeisetzungen seit April in München

Seit April gab es auf dem Westfriedhof Probebestattungen im Leichentuch – um etwa zu klären, wie ein Leichnam im Tuch am besten ins Grab hinabgelassen oder - bei Muslimen - gen Mekka ausgerichtet wird. Auch die Platzverhältnisse bei Erdbestattungen ohne Sarg mussten geklärt werden.

Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD), deren Referat auch für Münchens Friedhöfe zuständig ist: "Mit dieser ersten sarglosen Bestattung ist ein langer Vorbereitungsprozess zu einem guten und erfolgreichen Abschluss gekommen. Bis Jahresende werden wir nun weitere Erfahrungen mit kompetenten Bestattern auf dem Westfriedhof sammeln. Danach können die Bestattungen im Leichentuch auf allen Münchner Friedhöfen angeboten werden."

Erste sarglose Beisetzung: "Heute ist ein großer Tag"

Erfreut über diese neue Möglichkeit der Beisetzung zeigten sich auch der Generalsekretär der Bayern-SPD, Arif Tasdelen, und der FDP-Fraktionsvorsitzende Martin Hagen. "Habe seit Jahren im Bayerischen Landtag dafür gekämpft. Heute ist ein großer Tag", schrieb Tasdelen auf Twitter.

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Hagen pflichtete ihm bei: "Habe das Thema 2018 erstmals in einem FDP-Wahlprogramm verankert und freue mich, dass wir da im Landtag gemeinsam sogar die CSU überzeugen konnten!"

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20 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • am 24.10.2021 11:12 Uhr / Bewertung:

    Aber es ist mir immer noch nicht gestattet, die Urne meiner Tochter zuhause aufzubewahren.

    Vielleicht wird es, wenn es dann irgendwann soweit ist, erlaubt sein, die Asche meiner Frau und meine Asche "dazuzumischen"

  • Fußball-Fan am 23.10.2021 10:00 Uhr / Bewertung:

    Es geht ums Geldverdienen. Mit dem Tod ist ein toller Reibach zu machen. Was am besten für die Umwelt ist, sollte angestrebt werden.

  • Witwe Bolte am 22.10.2021 16:16 Uhr / Bewertung:

    Ganz auf einen Sarg kann man aber nicht verzichten. Man muß eine Gebühr für einen "Leihsarg" zahlen. Denn der Tote wird zum Grab im Sarg befördert und nicht etwa im Tuch eingehüllt dorthin getragen. Erst am Grab wird der Tote aus der Holzkiste gehoben und dem Erdreich übergeben.
    Der (leere) Leihsarg muß anschließend desinfiziert werden, auch das kostet.

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