Alfons Schuhbeck ist insolvent: Wie konnte das passieren?
München - Zwei Worte reichten, um am Sonntag ein Beben auszulösen, dass sich vom Platzl durchs ganze Land zog: Schuhbeck: Insolvenz!
Schließlich ist Star-Koch Alfons Schuhbeck (72) weit über München hinaus bekannt. Irgendwie kennt ihn jeder. Er hat nix anbrennen lassen, sagen Freunde wie Neider.
So überrascht es auch nicht, dass der gefallene Herd-Liebling, der gerade alle Interview-Anfragen und Aufmunterungs-WhatsApps unbeantwortet lässt, am Montag genau dort auftaucht, wo er eh so gut wie immer ist: im Fernsehen – und somit bei den vielen Menschen zu Hause, die sich seinetwegen seit Jahren mit Ingwer eindecken und mittlerweile wissen, was Kurkuma ist.
In der ZDF-Nachmittagssendung "Küchenschlacht" gibt Schuhbeck fünf Hobby-Köchen Tipps, wie sie ihr Wiener Schnitzel und das Hähnchen-Curry am besten hinbekommen. Natürlich war die Sendung lange aufgezeichnet, bevor der Münchner Platzlhirsch vorm Amtsgericht München Insolvenz anmeldete – und doch scheint er selbst ein bisserl stolz zu sein.
Die Arbeit ist Schuhbecks Leben
Auf Instagram verweist Schuhbeck am Montag, dem Tag nach dem großen Insolvenz-Knall, auf seinen TV-Auftritt. Vielleicht will er sich damit auch selbst einreden, dass es irgendwie weitergeht. Wer im Fernsehen auftaucht, ist ja nicht weg vom Fenster.
Nichts zu tun, ist nichts für Schuhbeck. Im Gegenteil: Es musste immer mehr sein. Noch ein Buch, noch ein Shop, noch eine Fitnesskapsel. Die Arbeit ist sein Leben. Je mehr los war, desto besser ging's ihm. "Ich stehe jeden Tag mit einem Lächeln auf, weil ich liebe, was ich tue", sagte er der AZ oft. Man glaubte es ihm. Es machte ihm wirklich Spaß, zum tausendsten Mal zu erklären, warum er welches Gewürz zu welchem Essen nimmt.
Für so jemanden kann nicht plötzlich alles vorbei sein. Weil: was dann?

Schuhbeck hat sich ein Gastro-Imperium geschaffen
Die Gerüchteküche brodelte seit Monaten, ach was, seit Jahren. Immer wieder munkelte die Gastro-Welt, Alfons Schuhbeck (72) könne sich überhoben haben.
Vielleicht war es aber auch der Neid, der da aus vielen sprach. Schließlich ist der gebürtige Traunsteiner nicht nur Hansdampf in allen Gassen und auf allen Sendern, sondern Münchens Platzlhirsch, der sich nach und nach an diesem berühmten Platz neben dem Hofbräuhaus ein Imperium geschaffen hat: Südtiroler Stuben (bis 2017 ein Stern), Orlando, ein Weinbistro, eine Kochschule, Gewürzladen, Teeladen, Schokoladenladen, Eisdiele und bis 2019 noch Schuhbecks Fine Dining im Boettners (bis zur Schließung ein Stern).

Multi-Talent und Arbeitstier Alfons Schuhbeck - alle Betriebe von der Insolvenz betroffen
Während einem schon beim Aufzählen aller Betriebe die Luft wegbleiben kann, fragt sich manch einer, wie Schuhbeck das alles Tag für Tag führen, lenken, leiten konnte. Dazu unzählige TV-Auftritte, Koch-Sendungen, Promi-Feste, das Teatro in Riem, über 20 Kochbücher, Schuhbecks Schmankerl Shop in der Galeria Kaufhof am Marienplatz – und obendrein der FC Bayern, den er als Food-Coach kulinarisch berät.

Jetzt ist das offiziell geworden, was viele hinter vorgehaltener Hand mutmaßten: Schuhbeck musste beim Amtsgericht München Insolvenz anmelden. Für alle seine Betriebe und Schuhbecks Partyservice.
Schuhbeck-Insolvenz: Sehr viele Fragen sind noch offen
Schuhbeck hat in einer Erklärung erst mal alles gesagt: "Nachdem die vollmundig angekündigten Staatshilfen bei mir bis heute ausgeblieben sind, muss ich für meine Betriebe Insolvenz anmelden (...) Ich will weitermachen, und vielleicht ist die Insolvenz eine Chance, aus der wir schnell wieder rauskommen."
Experten zweifeln daran. Zu groß seien die finanziellen Schäden, zu hoch die Ausgaben. Sehr, sehr viele Fragen sind noch offen. Die muss nun sein Insolvenzverwalter Max Liebig aus der renommierten Kanzlei Jaffé (u. a. Wirecard) beantworten. Zur AZ sagte am Montag ein Sprecher: "Wir sind gerade dabei, uns einen Überblick zu verschaffen. Deshalb ist es noch zu früh, Aussagen zu dem vorläufigen Insolvenzverfahren zu treffen, wie es weitergeht."
Schuhbecks Lokale bleiben vorerst geöffnet
Fakt ist: Schuhbecks Betriebe am Platzl sind betroffen und sein Partyservice. Vorläufig sind die Lokale geöffnet, Schuhbeck rechnet damit, dass sein Teatro im Herbst läuft.

Warum er keine Corona-Finanzhilfen bekommen hat? "Weil es irgendwo gehakt hat", sagt ein Experte. "Wer richtig gearbeitet hat, hat auch die Hilfen bekommen."
Promis stärken Starkoch Schuhbeck den Rücken nach Insolvenz-Meldung
Nach AZ-Informationen konnten Schuhbecks rund 50 Mitarbeiter im Juni noch bezahlt werden. Gastro-Kollege Hugo Bachmaier, der wie Nelson Müller und andere Köche Schuhbeck viel Glück wünscht, zur AZ: "Wenn ich helfen kann, indem ich ein paar Mitarbeiter für mein Lokal übernehme, tue ich das gern. Halte durch, Alfons!"
Das hat er sowieso vor. Schuhbeck hat auf Instagram einen Hashtag zu seinem "Meine Restaurants sind offen"-Post versehen. Der lautet: #diy (Do it yourself) – in Anspielung darauf, dass er es alleine schaffen will. Zu wünschen wäre es ihm.
Auch von weiteren prominenten Freunden und Gästen bekommt Schuhbeck Unterstützung. "Es bedrückt mich sehr, dass Alfons jetzt in dieser nicht einfachen Situation ist», sagte der Schauspieler Elmar Wepper der "Bild", der Schuhbeck als zuverlässigen Freund lobte, auch in der Not. "Ich halte ihm die Treue", meinte Wepper. Moderatorin Verena Kerth zeigte sich zuversichtlich: "Alfons ist ein Kämpfer. Ich weiß, er hat die Kraft, sein Lebenswerk fortzusetzen."
Schuhbeck (nahm zuletzt 25 Kilo ab) hofft jetzt, seinen Gewürzhandel und das Beratungsgeschäft retten zu können. Seinen Optimismus hat er behalten, obwohl seit der Razzia 2019 noch ein Steuerverfahren gegen ihn läuft: "Ich habe schon viele Krisen überstanden."