Airport im Naturschutzgebiet in Albanien geplant: "Frevel an der Natur" – Kritik am Flughafen München
München - Die Flughafen München GmbH (FMG) ist nach Angaben des Bund Naturschutz Bayern (BN) und der Stiftung Euronatur an einer schweren Naturzerstörung beteiligt, der sich derzeit in der albanischen Region Vlora südlich der Hauptstadt Tirana abspielt.
Die FMG, deren Eigentümer der Freistaat Bayern, die Bundesrepublik und die Stadt München sind, leiste über ihre hundertprozentige Tochter Munich Airport International (MAI) einem "Frevel an der Natur erster Ordnung Vorschub", sagte BN-Vorsitzender Richard Mergner am Mittwoch in München.
Günstiges Reiseziel: Tourismus in Albanien boomt
Der Tourismus am Mittelmeer boomt und die Reiseunternehmen suchen angesichts von Überfüllung und explodierenden Preisen neue Destinationen. Da kommt Albanien mit seinen zum Teil noch leeren Stränden gerade recht. Die Regierung in Tirana will den Tourismus im Lande nach Kräften fördern und zu diesem Zweck einen zweiten internationalen Flughafen nebst Hotelanlagen und Marina in der Narta-Lagune errichten.
Die Narta-Lagune liegt im Delta des Flusses Vjosa, der zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas ausgerufen und von der albanischen Regierung unter Schutz gestellt wurde.
Flughafen München GmbH beteiligt sich an neuem Airport im albanischen Naturschutzgebiet
Die Gebiete, in denen der Flughafen entstehen soll, wurden allerdings nachträglich aus dem Schutzgebiet wieder herausgenommen, berichtete Euronatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer. Und auch noch andere Merkwürdigkeiten um das Projekt haben die Naturschützer aufgespürt. So werde auf dem vorgesehenen 400 Hektar großen Gelände bereits seit Ende 2021 gebaut, obwohl die Genehmigung erst im Februar 2023 erteilt wurde.
Die Naturschützer halten das Projekt "mitten im Naturschutzgebiet" schlicht für illegal. Zwei albanische Umweltschutzorganisationen haben bereits Klage eingereicht. Die deutschen Naturschützer wollen Flankenschutz liefern, indem sie die FMG-Tochter MAI aus dem Flughafenbau hinauskegeln.
Der albanische Ministerpräsident vertraute dem Münchner Flughafenbetreiber
Denn auf die Münchner Flughafenberater und -betreiber beriefen sich die albanische Regierung und ihr Chef Edi Rama, um die Legalität des Vorhabens herauszustreichen – frei nach dem Motto: "Wenn so eine renommierte Flughafengesellschaft plant, muss es mit rechten Dingen zugehen", so Mergner.

Die Münchner verteidigen sich: Die Tochtergesellschaft MAI erbringe ausschließlich "reine Beratungsleistungen im Themenbereich Flughafenbetrieb" für den Konzessionär Mabco, eine Tochter der Mabetex Group.
"Einflussnahmemöglichkeiten oder Entscheidungsbefugnisse hinsichtlich der Planung und der Standortwahl des neuen Flughafens bestanden seitens der MAI nicht", so die FMG auf Anfrage. Es bestünden auch keine Verträge mit der albanischen Regierung.
Markus Söder schweigt, am Münchner Stadtrat ging die Angelegenheit vorbei
Der Aufsichtsrat der FMG werde über Projekte der MAI regelmäßig informiert. Das bedeutet, dass die Vertreter von Stadt, Land und Bund eigentlich Bescheid wissen müssten.
Auf Anfragen an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe man bisher keine, von seinem Finanzminister Albert Füracker (CSU), Aufsichtsratsvorsitzender der FMG, nur eine ausweichende Antwort bekommen, kritisierte Mergner. Jetzt wolle man auch die Stadt München auf den Vorgang aufmerksam machen, an deren mehrheitlich grün-roten Stadtrat die Angelegenheit bislang offenbar vorbei gegangen sei.

Naturschützer wollen Eröffnung des Flughafens in Albanien verhindern
Die FMG-Tochter MAI, so das Ziel der Naturschützer, müsse ihre Geschäftsbeziehungen mit dem Flughafenentwickler unverzüglich beenden. Gebaut wird der Airport von dem Unternehmen "Mabatex", dessen Inhaber Behgjet Pacolli als der derzeit reichste Albaner gilt. Die Stadtrats-Grünen fordern nun, dass sich die Vertreter der Stadt im Aufsichtsrat des Münchner Flughafens für einen Stopp jeglicher Leistungen seitens FMG oder ihrer Töchter für den Flughafenbau einsetzen.
Die Hoffnungen der Naturschützer, die Eröffnung des Flughafens Vlora zu verhindern, sind vor allem mit Brüssel verbunden. Sowohl die EU-Kommission als auch das Europaparlament hätten bereits ihr Missfallen über das Projekt zum Ausdruck gebracht, so Mergner.