90 Prozent mehr Privatjets am Flughafen München: Flugverbot gefordert
München — Am General Aviation Terminal im Münchner Flughafen starten all jene, denen es in der ersten Klasse zu voll ist – und die lieber das Flugzeug ganz für sich alleine haben wollen. Das ist nämlich das Terminal für Privat- und Geschäftsflüge. Und offenbar heben von München aus so viele Superreiche wie nie ab – Klimakrise hin, Klimakrise her.
Fast 6.000 Privatjets starteten 2022 vom Münchner Flughafen. Das ist ein Plus von knapp 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Münchner Flughafen ist damit der zweitgrößte Deutschlands für Privatjets. Diese Zahlen hat Greenpeace recherchiert. Die Linke ist davon schockiert. Sie fordert nun, dass sich das Rathaus dafür einsetzt, dass das Privatjet-Terminal geschlossen wird. Außer, wenn es um medizinische Notfälle geht, soll dort niemand mehr starten.
CO2-Schleuder Privatjets: Die Linke will Flugverbot vom Airport in München
Argument sind die CO2-Emissionen: Für 2022 belaufen sie sich auf über 57.000 Tonnen. Das entspricht dem Ausstoß von 5.287 Bundesbürgern, schreibt Die Linke in ihrem Antrag. Und das sind nur die Emissionen von alle jenen Maschinen, die von München aus gestartet sind. Laut Greenpeace verursachten Privatjets in Europa so viele Emissionen wie Lissabon.
Gleichzeitig sind die meisten Strecken im Privatflugzeug kurz: Die meist genutzte Strecke Deutschlands war 2022 Berlin-Köln. Greenpeace weist darauf hin, dass für die Strecke ein ICE nur viereinhalb Stunden braucht.
Wie viele Privatjets heben von München aus ab? Flughafen und Greenpeace sind sich uneins
An der Situation in Berlin kann der Münchner Stadtrat nichts ändern. Doch hier hat er durchaus etwas zu sagen, glaubt Linken-Fraktionschef Stefan Jagel. Schließlich gehören der Stadt 23 Prozent der Anteile am Flughafen, Bund und Freistaat teilen sich den Rest. Hoffnung setzt Jagel deshalb auf die Grünen. Schließlich regieren sie im Bund und in der Stadt, meint er. Doch sie müssen sich laut Fraktionschef Dominik Krause erst beraten.
Strikt gegen das Privatjet-Verbot ist Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU). Er weist darauf hin, dass an kleinen Flugzeugen Innovationen getestet werden, zum Beispiel neue klimaschonende Kraftstoffe.
Der Flughafen wiederum verweist auf seine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht, nicht-gewerblichen Privatreiseverkehr zu ermöglichen. Außerdem kommt der Flughafen auf andere Zahlen: 2022 seien 2.500 Privatjets von München aus gestartet. Wie kommt der Unterschied zustande? Für eine Nachfrage war der Flughafen nicht zu erreichen. Der Wirtschaftsreferent meint: Greenpeace hat Übungsflüge von angehenden Piloten und Wartungsflüge mitgezählt.