Wann platzt in Deutschland die Immobilien-Blase? Experten nennen Risiken

Seit Jahren gibt es wegen rasant steigender Preise Warnungen, der Immobilienmarkt in Deutschland könnte zusammenbrechen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) benennt die Risiken.
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Der Bau von Kleinapartments geht vermutlich über den Bedarf hinaus.
dpa Der Bau von Kleinapartments geht vermutlich über den Bedarf hinaus.

Seit Jahren gibt es wegen rasant steigender Preise Warnungen, der Immobilienmarkt in Deutschland könnte zusammenbrechen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) benennt die drei Hauptrisiken.

Köln - Zu viele Einfamilienhäuser auf dem Land, zu viele Studentenapartments in Großstädten – das sind nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft Risiken für den Immobilienmarkt.

Dazu kommen möglicherweise überoptimistische Erwartungen von Immobilieninvestoren in Sachen Mietsteigerungen, wie IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer und seine Kollegen in einer aktuellen Studie schreiben. Strenger werdende Mietregulierung könnte den Kalkulationen der Investoren zuwider laufen, heißt es darin.

Die Gefahr einer Immobilienblase in Deutschland sieht das Institut derzeit nicht. Es werde gerade weder zu viel gebaut, noch gebe es eine große Expansion der Immobilienkredite. "Die Chancen stehen gut, dass der Boom mit einer weichen Landung endet", heißt es in dem Papier.

Doch für Teilbereiche des deutschen Immobilienmarkts sehen die Wissenschaftler größere Risiken. "Eines davon ist laut Studie ein Überangebot ländlicher Einfamilienhäuser. "In ländlichen Landeskreisen sind mehr als doppelt so viele Einfamilienhäuser wie benötigt gebaut worden", schreiben die Immobilienexperten. Deswegen sollten Investoren auf der Suche nach Alternativen zu den großen Städten vorsichtig sein.

Darüber hinaus sieht die Studie Anzeichen für einen über den Bedarf hinausgehenden Bau von Kleinapartments, etwa in Frankfurt am Main. Die sinkende Zahl junger Erwachsener zwischen 18 und 25 und der Rückgang der Studentenzahlen könnte die Mieten für Mikroapartments unter Druck setzen.

Das dritte Risiko aus Perspektive von Immobilieninvestoren sehen die Wirtschaftsforscher in einer möglichen Verschärfung der Mietregulierung nach der Bundestagswahl, was Mieterhöhungen in der Zukunft erschweren könnte. So plädieren etwa die Parteien SPD, die Grünen und die Linke für eine Verschärfung der Mietpreisbremse. Diese Aussicht könnte Investoren verschrecken.

Schäuble sieht keine Gefahr

Auch wenn das IW aktuell nicht von einer Immobilienblase ausgeht – eine Überhitzung sei laut Bundesbank allemal festzustellen. Im Moment gebe es zwar keine die Finanzstabilität gefährdende Blase, sagte Bundesbankvorstand Andreas Dombret vor Kurzem. „Aber die Ampel steht eindeutig auf Gelb: Das gilt insbesondere für die Preisentwicklung.“ Ökonom: Das 30fache der Miete ist nicht zu rechtfertigen Finanzinstitute sollten weiter hohe Standards bei der Kreditvergabe anlegen und spekulative Preisentwicklungen nicht mittragen. „Vor allem die Mischung aus boomendem Immobilienmarkt und Niedrigzinsumfeld kann zu einem gefährlichen Cocktail für den Banken- und Sparkassensektor werden“, sagte Dombret.

Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) spricht davon, dass nicht jede Preisübertreibung am Wohnungsmarkt „die gesamte Finanzstabilität“ gefährde. Dies sei nur der Fall, „wenn steigende Immobilienpreise, eine übermäßige Kreditvergabe und nachlassende Standards für die Kreditvergabe zusammenkommen“.

Anders sieht das Ökonom Max Otte. „Wir haben die Blase in Ballungszentren wie München bereits“, sagt er dem Portal „Wirtschaftsforum“. „Wenn teilweise das 30fache der Miete gezahlt wird, ist das mit keinerlei ökonomischen Argumenten zu rechtfertigen.“ Otte kritisiert EZB-Chef Mario Draghi, der mit seiner Minizinspolitik „die schädlichen Nebenwirkungen einer Immobilienblase in Kauf“ nehme.

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