Schall und Rauch
Seehofer blufft und poltert. Einen echten Plan hat er nicht: Angela Böhm, AZ-Landtagskorrespondentin, über Seehofers „Deutschland-Plan“
Seit sechs Monaten wird Deutschland nicht mehr regiert. Die schwarz-gelbe Koalition entpuppte sich als Dilettanten-Truppe. Jetzt, nach einem halben Jahr, wartet Horst Seehofer plötzlich mit einem „Deutschland-Plan“ auf. Ausgerechnet er. Der Planlose. Der Bauchmensch. Der alles nach seinem Gefühl entscheidet. Der sich an keinen Plan hält, wenn es tatsächlich einmal einen gäbe. Der keine Strategie hat, wie er die CSU auf Vordermann bringt. Außer, dass er selbst der Vordermann ist.
Aber welche Erkenntnisse hat Seehofer für seinen Kurswechsel, die er vor sechs Monaten noch nicht hatte? Das geringe Wachstum? Die hohe Verschuldung? Der schwierige Arbeitsmarkt? Das marode Gesundheitssystem? Das alles war schon im vergangenen Sommer bekannt.
CSU, CDU und FDP wollten es dem Wähler nur nicht sagen. Damals nicht, um die Bundestags-Wahl zu gewinnen. Danach nicht, um die bevorstehende Wahl in Nordrhein-Westfalen nicht zu verlieren. So haben sie schamlos getäuscht. Deutschland in Watte gepackt. Einen Wunschzettel ans Christkindl geschrieben, den sie Koalitionsvertrag nennen. Doch diese Rechnung geht nicht auf. Schwarz-Gelb stürzt ungebremst ins Umfragetief.
Da greift Seehofer zu einer alten Taktik: Ein bisserl bluffen und richtig poltern. Altes in neue Kleider stecken. Dabei könnte man nur hoffen, dass die Regierung eine Kehrtwende macht und den Wählern endlich reinen Wein einschenkt. Darauf aber kann man lange warten. Auch Seehofers „Deutschland-Plan“ ist nur Schall und Rauch.
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