"Das ist ein riskantes Manöver"
MÜNCHEN/BERLIN Die Börsen waren nicht begeistert: Am Montagmorgen reagierte der Deutsche Aktienindex Dax mit einem Minus um fast eineinhalb Prozent auf das geplante Hilfspaket. Nicht nur Investoren, auch Ökonomen kritisierten den Zugriff auf die Konten der Zyprioten. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sprach von einer „Quasi-Enteignung der Anleger“.
„Dies ist ein riskantes Manöver mit ungewissem Ausgang“, warnte auch der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, Gustav Horn. Die Zwangsabgabe könne „die Einleger in allen Krisenländern verschrecken und zum Räumen ihrer Konten veranlassen“.
Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, stellte infrage, ob die Zwangsabgabe „vernünftig sozial gestaffelt“ sei. Nach seiner Auffassung könnten von großen Guthaben 15 Prozent abgeschöpft werden. Guthaben bis zu 25000 Euro sollten dagegen von der Abgabe ganz befreit werden.
Auch SPD-Fraktionsvize Joachim Poß sprach sich für einen Freibetrag aus. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin findet die Abgabe schlecht, hat dabei aber nicht unbedingt Kleinsparer im Blick. Die Sondersteuer für Sparer sei „unfair, unprofessionell und gefährlich“, erklärte Putins Sprecher Dmitri Peskow.
Fast schon sarkastisch dürften den Zyprioten die Worte von Antonis Samaras in den Ohren geklungen haben. Die Krise könne bald überwunden sein, versprach der Ministerpräsident des Pleitestaates Griechenland, dessen Probleme maßgeblich zu den Schwierigkeiten Zyperns beigetragen hatten. Sein Land werde den Zyprern beistehen, sagte Samaras. Zuvor hatte sein Finanzminister Ioannis Stournaras den Griechen garantiert, dass ihre Geldeinlagen in griechischen Banken gesichert seien.
Eine wirklich gute Nachricht für Zypern kam währenddessen aus München: Das Land bekomme geraubte Fresken, Ikonen und andere Kunstgegenstände im Millionenwert zurück, entschied das Oberlandesgericht München. Die Kunstwerke waren vor über 15 Jahren in München sichergestellt worden. sun