Bilfinger-Aktie auf Talfahrt

Der vorzeitige Abtritt Roland Kochs bei Bilfinger und eine Gewinnwarnung versetzen der Aktie des Konzerns einen kräftigen Dämpfer. Es könnte eine Weile dauern, bis das Vertrauen in den Bau- und Dienstleistungskonzern zurückkehrt.
von  dpa

Mannheim/Frankfurt - Eine erneute Gewinnwarnung und der angekündigte Rücktritt Roland Kochs als Vorstandschef haben den Bilfinger-Aktienkurs tief ins Minus gedrückt. Das Papier des Bau- und Dienstleistungskonzerns verlor zwischenzeitlich mehr als zwölf Prozent.

Wegen einer reduzierten Ergebnisprognose in der Kraftwerkssparte musste das Unternehmen seine Vorhersagen für 2014 zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen anpassen. Am Montagabend hatte Koch bekanntgegeben, nach gut drei Jahren an der Firmenspitze daher vorzeitig seinen Posten zu räumen.

Der frühere hessische Ministerpräsident soll in den kommenden Tagen von seinem Vorgänger Herbert Bodner abgelöst werden. Für Dienstagmittag hat Aufsichtsratschef Bernhard Walter zu einem Pressegespräch geladen. Koch wird nicht dabei sein.

Koch hatte bei den Mannheimern einen umstrittenen Umbau eingeleitet. Mit dem Aufsichtsrat soll es Differenzen gegeben haben, nach einem verlorenen Auftrag in Südafrika musste der Konzern jetzt zudem die erneute Gewinnwarnung abgeben. "Das Vertrauen der Märkte ist ziemlich zerrüttet", sagte Analyst Jasko Terzic von der DZ Bank der Deutschen Presse-Agentur. "Würde er bleiben, wäre der Druck auf ihn enorm."

Probleme bereiten Bilfinger vor allem die Folgen der Energiewende. Angesichts der Unsicherheiten auf den Strommärkten dürfte die weitere Geschäftsentwicklung trotz der Spar- und Restrukturierungsmaßnahmen nur schwer vorherzusehen sein, schrieb der Analyst Mario Becherer von der Deutschen Bank. Die jüngsten Aussagen des Unternehmens hierzu seien ähnlich beunruhigend wie die bei der letzten Warnung Ende Juni.

Koch zog nun die Konsequenz aus den schlechten Zahlen. "Die Märkte würden ihm mit deutlicher Vorsicht begegnen, und das ist nicht förderlich in einer Umbruchphase", sagte Branchenbeobachter Terzic. Der 56-jährige Koch baut den Konzern seit Monaten um, kappt Kosten, streicht Stellen und treibt die Zentralisierung voran.

Dabei hatte er stets auch gegen interne Widerstände zu kämpfen. Koch erklärte in der Mitteilung vom Montagabend, "wesentliche Teile des Aufsichtsrats" hätten bei der Beurteilung der unmittelbaren nächsten notwendigen Maßnahmen nur unzureichend mit ihm übereingestimmt. Die Umwandlung vom Baukonzern zum Dienstleister für Wartungen rund um Industrieanlagen, Kraftwerke und Immobilien hatte er schon von seinem langjährigen Vorgänger Bodner übernommen und vorangetrieben. Bodner soll nun bis Ende Mai 2015 Übergangschef bei Bilfinger werden.

Das Vertrauen werde aber nicht sofort zurückkehren, meinte Terzic: "Es wird seine zwei, drei Quartale dauern, bis der Neue zeigt, dass es wieder läuft."

Die SPD in Hessen bezeichnete den Rücktritt Kochs als "konsequent". Die Grünen, die einst zu seinen schärfsten Widersachern während der Zeit als hessischer Regierungschef bis 2010 gehörten, wollten die Personalie nicht kommentieren. Kochs Nachfolger Volker Bouffier (CDU) wolle sich erst äußern, wenn er mit Koch selbst gesprochen habe, hieß es aus der Staatskanzlei in Wiesbaden.

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