Wer ist die wahre Lena?
Köln - Einfach beknackt" - so urteilte Anke Engelke über den Song „Teenage Girls", den Lena Meyer-Landrut Montagabend in „Unser Song für Deutschland“ vorstellte. Die zwei Halbfinalshows sind um, enttäuschende 1,8 Millionen Menschen schauten zuletzt hin. Es ist nicht so, als ob alle Songs mau gewesen wären. Durchaus nicht. Aber der eine war zu schwer für Lena, der andere nicht Eurovision-tauglich, der nächste passte schlichtweg nicht zu ihr. Wie kann das sein? Bis zu 600 Songs habe man sich im Vorfeld angehört, erklärte Stefan Raab - und fügte hinzu: „Wir wollen hier ja nicht einen Knaller nach dem anderen raushauen." Hätte es bei der Suche nach Lenas Lied für Düsseldorf nicht genau darum gehen müssen?
Allein drei der zwölf Songs im Vorentscheid hat Jury-Präsident Raab selbst geschrieben. Dabei lästerte der Entertainer früher nur zu gern über seinen eifrigen Grand-Prix-Kollegen Ralph Siegel.
Die Hauruck-Taktik ist klar: der „Raabiator“ will um jeden Preis den Makel vom Vorjahr ausmerzen, als die Zuschauer nicht seinen Song, sondern den später siegreichen „Satellite“ nach Oslo schickten. Erstaunlich ist nur, dass er unbeirrt an funkig-souligen Nummern festhält. Zu Recht fragte Jurorin Engelke: „Passen die zum Grand Prix?"
Immerhin: Zwei der Raab-Songs sind im Finale. Das mag auch daran liegen, dass beide Lieder geschickt am Ende der Shows platziert waren. Und wieder begehrte Engelke auf: "Es wundert mich, dass Lena diese Musik gefällt. Das scheint mir zehn Jahre zu früh für ihr Alter" Aber wo liegt Lenas persönliche Note? Das schräge, extravagante, kecke vom Vorjahr hat die 19-Jährige eingebüßt. Vielleicht ist das der Preis, den sie zahlen muss." Fans aber hat sie noch immer: Schon mehr als die Hälfte der Tickets für ihr Konzert in der Olympiahalle sind verkauft.
Sechs Lieder stehen nun fest fürs Finale. Neben Raabs Songs „What Happened To Me?" und "Mama Told Me" hat sich ein weiteres Lied des Berliner Komponisten-Duos Daniel Schaub und Pär Lammers qualifiziert. Ihre Ballade „Push Forward“ war der Höhepunkt der zweiten Halbfinalshow und von Raab als „Frauenlied“ deklassiert. Sie steht Lena außergewöhnlich gut. „Maybe" aus der ersten Halbfinalshow ist radiotauglicher Mainstreampop. Bei den schnellen Textpassagen patzte Lena aber und verhaspelte sich. Als fünftes ist der soulige Song „A Million And One“ im Finale. Er ist musikalisch anspruchsvoll, aber auch schwer zugänglich. Heraus sticht Lied Nummer Sechs: die avantgardistische Elektro-Nummer „Taken by a Stranger", die sich bereits in der ersten Show qualifizierte. Die Entscheidung über Lenas Beitrag für das Finale in Düsseldorf fällt am 18. Februar in der ARD.
Alle 12 Songs der Show finden sich auf dem Album „Good News“ (Universal); Lena live gibt es am 27. April in der Münchner Olympiahalle
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