Kritik

Trio-Konzert: Drei Individualisten finden sich

Hubertussaal: Amadeus Wiesensee, Pablo Barragán und Eckart Runge spielen Beethoven, Berg, Brahms.
| Michael Bastian Weiß
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Pianist Amadeus Wiesensee.
Pianist Amadeus Wiesensee. © Sammy Hart

München - Unterschiedlicher könnten die drei nicht sein. Für den Andalusier Pablo Barragán ist kein Ton der Klarinette feinfühlig genug: Noch mitten in einer Gesangslinie moduliert, tüftelt er, bringt er sein lukullisches Legato noch unwirklicher zum Schweben.

Klavier vermittelt zwischen Cello und Gesang 

Eckart Runge hingegen, über ein Vierteljahrhundert lang Violoncellist des Artemis Quartetts und seit bald fünf Jahren allein unterwegs, gibt seinem Spiel oft eine untergründige Nervosität mit und würzt gerne auch einmal mit raunzenden, strohigen, spröden Klängen nach. Zwischen den beiden vermittelt der Pianist Amadeus Wiesensee mit seinem kernig präzisen Anschlag.

Das Wunderbare ist, wie sich diese drei Individualisten aufeinander zu bewegen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Als etwa Jewgenij Kissin vor ein paar Jahren das erste Mal Kammermusik ausprobierte, war ihm das Ungewohnte der Situation anzumerken.

Zwischen Mozart-Hommage und französischem Chanson

Amadeus Wiesensee ist es gegeben, als Solist in sich zu ruhen und sich gleichzeitig in ein hochkonzentriertes Wechselspiel einzulassen - nicht umsonst ist er ja auch ausgebildeter Philosoph, der um die Bedeutung des Dialogs weiß. Mit Pablo Barragán trifft er in der späten Klarinettensonate von Francis Poulenc exakt deren Schwanken zwischen Mozart-Hommage und Chanson-Stil.

Die kleinen Märchenerzählungen "Pohadka" von Leos Janácek legen Eckart Runge und Wiesensee als Naturbild an. Gegenseitig locken sich der Violoncellist und der Pianist mit rufenden Motiven, antworten, bestätigen einander. In den vier Stücken für Klarinette und Klavier op. 5 von Alban Berg gehen Barragán und Wiesensee auf eine Suche mit offenem Ausgang.

Drei Musiker, wie füreinander gemacht

Das Horchende, Raunende, Verlöschende dieses Werkes kann man nicht aufregender verwirklichen. Am Schluss sind die Klänge der Musiker leiser als der abendliche Vogelgesang, der aus den geöffneten Fenstern in den Nymphenburger Hubertussaal schallt.

Was passiert, wenn sich die drei vereinigen? Im frühen Trio B-Dur von Ludwig van Beethoven lässt Runge sein Cello genüsslich dahinschmelzen, während Barragán freche Anblasgeräusche in die "Gassenhauer"-Variationen mischt.

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Und Amadeus Wiesensee gibt sich im Klarinettentrio a-moll von Johannes Brahms nicht bloß dem elegischen Wohlklang hin, sondern verschweigt nicht die Härten des Klavierparts. Beglückend, welche Energien freigesetzt werden, wenn drei Persönlichkeiten, die viel zu sagen haben, einander zuhören.

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