Leslie Mandoki und seine Soulmates: Unter schwarzen Wolken
München - Es sieht nicht gut aus für das Mandoki-Soulmates-Open-Air-Konzert im historischen Burgenviertel von Budapest. Wegen eines aufkommenden Sturms ist es am Nachmittag eigentlich schon abgesagt worden. Etwa 90 Minuten vor dem Beginn der Show stellen die Ordner die Stühle aber wieder auf dem Dreifaltigkeitsplatz auf. Das Wetter hat sich zum Glück beruhigt.
Renommierte Musiker scharen sich um Leslie Mandoki am Schlagzeug
Nun darf Leslie Mandoki doch mit seinen Kollegen auftreten, um das 30-jährige Bandjubiläum zu zelebrieren. Seine Musiker sind teils renommierte Jazzer, teils altbekannte Vertreter der Rockszene. Ob der italienische Akkordeonist Fausto Beccalossi, der kamerunische Bassist Richard Bona, der indische Sitarvirtuose Deobrat Mishra oder der ungarische Pianist Szakcsi - alle scharen sich um Leslie Mandoki, dessen Schlagzeug mitten auf der Bühne steht.
Der 69-Jährige gibt nicht nur den Rhythmus vor, manchmal singt er auch, zwischen den Songs redet er gern. Getreu dem Programmmotto "Utopia For Realists" fordert er dazu auf, dem Frieden eine Chance zu geben. Neben solch mahnenden Worten bleibt noch genügend Raum für persönliche Geschichten.
Jeder einzelne Musiker bekommt genügend Raum
Wenn Leslie Mandoki seine Vergangenheit Revue passieren lässt, werden alte Fotos auf einer Leinwand eingeblendet. Man sieht den gebürtigen Budapester mit Phil Collins, Lionel Richie oder Kim Wilde. Ebenso poppt ein altes Konzertplakat seiner früheren Band Jam auf. Im Zentrum steht aber die Musik. Von "Highest Hopes And Darkest Fears" geht es zu "Look Up To The Sky".
Dazwischen schleicht sich "(I Just) Died In Your Arms Tonight" ein, stilecht gesungen vom ehemaligen Cutting-Crew-Frontmann Nick van Eede. Jeder einzelne Musiker bekommt genügend Raum, um sich zu präsentieren. Zuweilen liefern sich die beiden Jazzgitarristen Mike Stern und Al Di Meola, die aus den USA angereist sind, in ihren Soli Duelle.
Die Bläsersektion ist mit Till Brönner und Randy Brecker hochkarätig besetzt. Tony Carey beweist an der Hammondorgel, was für ein guter Sänger er ist, während im Hintergrund die Reiterstatue von Stephan I., dem ersten ungarischen König und Landesheiligen, angestrahlt wird. Schaut man dagegen nach links, dann reckt sich die imposante Matthiaskirche gen Himmel.
Unwetter in Budapest: Mandokis Jubiläumskonzert muss abgebrochen werden
Ein Konzert in diesem Ambiente ist ein Traum, der allerdings nach einer Stunde mit einem Donnerschlag endet. Im buchstäblichen Sinne. Als Leslie Mandoki sagt, der Auftritt müsse wegen eines aufziehenden Unwetters abgebrochen werden, reagieren die Fans recht unterschiedlich.
Einige springen sofort von ihren Stühlen auf und gehen hastig nach Hause, andere bleiben demonstrativ sitzen. Bis auf der Leinwand in verschiedenen Sprachen die Anweisung aufblinkt: "Verlassen Sie umgehend den Platz!", die Ordner gemahnen zur Eile. Nun besteht kein Zweifel mehr: Das war es, endgültig.
Leslie Mandoki enttäuscht: "Wir waren sehr spielhungrig"
Für Leslie Mandoki ist das vorzeitige Ende seines Gigs eine herbe Enttäuschung, das bekennt er am darauffolgenden Morgen während eines Gesprächs im Hotel Clark nahe der Donau ganz ehrlich.
Es sei schwer gewesen, nach einer Stunde aufzuhören, räumt er ein: "Wir waren sehr spielhungrig und hatten uns gerade erst warm gespielt." Wäre es nach ihm gegangen, dann hätte der Abend durchaus noch mehrere Stunden weitergehen sollen. Leslie Mandoki, der in Tutzing wohnt, hatte sich mit seiner Band vier Tage lang gewissenhaft auf die Show vorbereitet. Im Rockclub Bem Rakpart, der für ihn eine große Bedeutung hat. Dort, erzählt er, habe er in den Siebzigerjahren beschlossen, britischen Progrock mit Fusion Jazz zu vereinigen. Mit gesellschaftskritisch-poetischen Texten.
Mandoki: "Ungarische Musikschulen sind aus gutem Grund weltberühmt"
An diesem Konzept hält er bis heute fest. Auch während seiner Jubiläumstournee, die er bewusst in Budapest gestartet hat: "Deutschland ist schon lange meine Heimat, aber natürlich habe ich eine tiefe Verbindung zu meinem Geburtsland." An Ungarn hat Leslie Mandoki recht vielschichtige Erinnerungen. Während der Diktatur, berichtet er, sei er etliche Male verhaftet worden: "Dabei wollte ich den Sozialismus gar nicht abschaffen. Ich wollte einfach nicht zensiert werden."
Solch krassen Erfahrungen steht indes die intensive Förderung seines Talents entgegen: "Ungarische Musikschulen sind aus gutem Grund weltberühmt. Das Niveau der Ausbildung ist extrem hoch." Also kniete sich Leslie Mandoki als Junge richtig in den Unterricht rein. Er genoss es, zu lernen: "Mein Vater pflegte zu sagen: 'Die einzige Waffe gegen die Diktatur ist Bildung. Durch sie wirst du frei - ein Freigeist'."
Die Mandoki Soulmates treten am Sonntag, 3. September 2023, 20 Uhr, im Circus-Krone-Bau in München auf
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