Kritik

Rudi Hurzlmeier im Buchheim Museum: Ganz schön grotesk

Dass Rudi Hurzlmeier auch die hehre Kunst in sein furioses Absurdistan holt, überrascht derzeit im Buchheim Museum.
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Ohne Worte - doch Rudi Hurzlmeier nennt sein Gemälde tatsächlich "Lustgarten".
Ohne Worte - doch Rudi Hurzlmeier nennt sein Gemälde tatsächlich "Lustgarten". © Rudi Hurzlmeier

Bernried am Starnberger See - Zu was so ein Oachkatzlschwoaf nicht alles gut ist. Neben den nervtötenden Bairisch-Sprechübungen können die optischen Varianten sowieso nur gewinnen - aber das? Ist typisch Hurzlmeier. Nicht nur, dass er das Eichhörnchen raffiniert auf einem männlichen Oberschenkel platziert. Rudi Hurzlmeier hat sich gleich selbst mit ins Bild gehievt. So viel Selbstironie muss man erst einmal aus sich herauskramen.

Der Selfmade-Künstler aus Niederbayern

Das Gros der Karikaturisten ist vor allem damit beschäftigt, andere mit ihrem Griffel hochzunehmen. Das tut Hurzlmeier natürlich auch, indem er Thomas Gottschalk ("Gottschi") als schluffige Mickey Mouse mit Cowboy-Stiefeln in einen Sessel packt oder Markus Söder umringt von Gipfelkreuzen auf einem Wolpertinger Platz nehmen lässt. Doch der Selfmade-Künstler aus Niederbayern läuft erst recht zur Hochform auf, wenn er sich selbst ins Visier nimmt. Davon kann man sich jetzt im Museum Buchheim in Bernried überzeugen.

Picasso lässt grüßen, doch der Niederbayer Rudi Hurzlmeier - hier im Atelier - hat seine ganz eigene Sicht auf dessen Kind mit der angewachsenen Friedenstaube, die dennoch keine Kraft mehr hat.
Picasso lässt grüßen, doch der Niederbayer Rudi Hurzlmeier - hier im Atelier - hat seine ganz eigene Sicht auf dessen Kind mit der angewachsenen Friedenstaube, die dennoch keine Kraft mehr hat. © Hermann Seidl

Er war Dekorateur, Koch, Krankenpfleger und Gagschreiber

Hurzlmeier sieht freilich auch mehr als die anderen, und vielleicht hat das mit seinen vielen Stationen zu tun. Denn nachdem es ihm in der Schule zu fad geworden war, ging es weiter als Dekorateur, Koch, Krankenpfleger und - wir springen ein bisschen - als Gagschreiber für Komiker. Das alles ist so etwas wie eine ideale Grundlage. Doch dann muss einer auch die Fantasie haben, eine Fuchsjagd-Reiterschaft hinter einem rosaroten Riesenkaninchen hinterherpreschen zu lassen und die Welt endlich über die Zeugung eines Einhorns zu aufzuklären. Oder den Kunstaffen wiederzubeleben.

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Um zahlreiche Finessen erweitert

Das erinnert an die Duckomenta mit Raffael- und Rembrandt-Enten und genauso an Banksy mit seiner Schimpansen-Queen. Im Hurzelmeierschen Kosmos ist das allerdings um einige Finessen erweitert - wenn etwa Orang-Utan Goethe wie im Stieler-Porträt sehnsuchtsvoll zum Himmel blickt oder die Mona Lisa nicht lächelt, sondern als Nasenäffin einfach nur deppert in die Landschaft schaut.

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Die Kirche gehört nicht zu seinen größten Fans

Dass Primaten genauso in seinem gigantischen Höllensturz vorkommen, hat trotz Bosch-Anklängen dann doch ein paar Gemüter erzürnt. Der Klerus werkelt halt an vorderster Front und nicht immer sympathisch. Dabei sieht sich Hurzlmeier in der guten alten Tradition der Künstler im Dienst der Kirche.

Das sagt der 70-Jährige mit solcher Unschuldsmiene, dass ihm das Erzbischöfliche Ordinariat sofort einen Auftrag erteilen müsste. "Das weite Feld der Unvernunft" - so der Ausstellungstitel - hat auch in der Kirche seinen Platz.

Buchheim Museum, Bernried, bis 25. September, Di bis So 10 - 18 Uhr, www.buchheimmuseum.de

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