Kulturrat für Absage aller Veranstaltungen

Viele Theater, Opern, Konzerthäuser und Clubs sind vorerst dicht. Die Vizepräsidentin des Deutschen Kulturrats sagt, wie weit Absagen aus ihrer Sicht gehen müssen und wer Finanzhilfen bekommen sollte.
dpa |
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Ulrike Liedtke hält wegen der Corona-Folgen einen Notfonds für Künstler für notwendig.
Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa/dpa Ulrike Liedtke hält wegen der Corona-Folgen einen Notfonds für Künstler für notwendig.

Berlin/Potsdam - Die Vizepräsidentin des Deutschen Kulturrats, Ulrike Liedtke, hält eine Absage aller Kulturveranstaltungen aus Vorsorge vor dem Coronavirus für sinnvoll. "Es sollte auch keine kleinen Veranstaltungen mehr geben", sagte Liedtke der Deutschen Presse-Agentur. "Kompromisse halte ich im Moment für falsch, wenn man die Kette der Ansteckungen unterbrechen will."

Sie verwies auf Kulturaktionen zum Beispiel im Internet. "Es gibt aber auch Hauskonzerte im Internet - und kulturelles Leben findet auch statt, wenn ich ein Buch lese oder wenn ich mir eine CD anhöre oder mir Theateraufführungen im Internet angucke", sagte sie. "Das finde ich herzerfrischend, dass man nicht aufgibt und sein Konzert dann in den vier Wänden solo mit Internetübertragung spielt."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte dazu aufgerufen, alle nicht notwendigen Veranstaltungen mit weniger als 1000 Teilnehmern abzusagen. In Berlin und Bayern etwa hatten staatliche Theater, Opernhäuser und Konzertsäle dicht gemacht, in der Hauptstadt müssen nun auch Kinos vorerst schließen.

Die Vizepräsidentin begrüßt die Vorsichtsmaßnahmen. "Wir sollten jetzt wirklich für zwei bis vier Wochen, das wird sich zeigen, keine Kulturveranstaltungen durchführen. Man fühlt sich auch nicht ganz wohl, wenn man jetzt in einer großen Menschengruppe im Theater säße", sagte Liedtke, die auch Landtagspräsidentin in Brandenburg ist. "Solche Pausen gibt es auch im gesellschaftlichen Leben zum Beispiel zwischen Weihnachten und Neujahr - nicht in der Kultur, aber für viele Betriebe."

Sie hält finanzielle Hilfe vor allem für freie Künstler für notwendig. "Um die Kulturveranstalter mache ich mir weniger Sorgen, da wird man Regelungen im Rahmen der Wirtschaftsförderung finden. Aber ich mache mir Sorgen um die Kulturinstitutionen, obwohl sie ganzjährige Budgets haben, so dass man umschichten kann", sagte Liedtke. "Die größten Sorgen mache ich mir um freie Künstler und kleine mittelständische Kulturveranstalter, wo es sofort wegbricht und wo das höchste ehrenamtliche Engagement mit im Spiel ist für wenig Geld." Bei ihnen könne die Lage besonders prekär werden.

Der Deutsche Kulturrat hatte am Mittwoch einen Notfallfonds für Künstler gefordert. "Das betrifft freie Künstler und einen großen Fonds für Institutionen", sagte die Vizepräsidentin. "Dann ist es Sache der Landesregierungen zu entscheiden, wer Geld bekommt." Sie hoffe, dass die Kulturverbände dabei einbezogen würden. Der Deutsche Kulturrat ist der Spitzenverband der Bundeskulturverbände.

Die Bundesregierung hatte am Freitag ein Hilfspaket mit unbegrenzten Liquiditätshilfen für Unternehmen auf den Weg gebracht, die von der Corona-Krise betroffen sind. Der Kulturausschuss im Bundestag berät am 25. März voraussichtlich über Hilfspakete. Die Kulturminister der Länder hatten erklärt, sie wollten sich dafür einsetzen, dass die Kultur bei Programmen zur Stabilisierung der Wirtschaft einbezogen wird.

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