Interview

Surfer-Legende Robby Naish über "The Longest Wave": "Eine andere Perspektive auf mein Tun"

Surfer-Legende Robby Naish spricht im AZ-Interview über die Dreharbeiten zu seiner Dokumentation "The Longest Wave", sein erstes Treffen mit Regisseur Joe Berlinger und den Druck, vor der Kamera zu stehen.
Thomas Becker |
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Super-Surfer Robby Naish am Strand mit einem jungen Kollegen am Strand. Foto: ZDF und www.redbullmediahouse.com/Tom Servais
Super-Surfer Robby Naish am Strand mit einem jungen Kollegen am Strand. Foto: ZDF und www.redbullmediahouse.com/Tom Servais © ZDF und www.redbullmediahouse.com/Tom Servais

München - Exakt 24 Mal war er Weltmeister, erstmals im zarten Alter von 13 Jahren. Mit 58 steht Robby Naish immer noch auf dem Brett. An diesem Sonntag läuft im Kino und der ZDF-Mediathek der Dokumentarfilm "The Longest Wave" an. Ein Gespräch über Karotten, Aliens und einen Regisseur, der am Strand schwarze Socken trägt.

AZ: Mr. Naish, wie sieht es bei Ihnen daheim auf Maui mit Kinos aus? Gehen Sie oft?
ROBBY NAISH: Nein, im Vergleich zu den meisten Leuten gehe ich selten raus. Lieber an den Strand. Oder ich bleibe zuhause, schön ruhig.

Ihr letzter Film, den Sie im Kino gesehen haben? Oder was für eine Art von Filmen schauen Sie?
In letzter Zeit sehr viele Dokumentarfilme.

"Immer nur Action, Action, Action"

Worüber?
Alles, was ich finden kann. Ich mag es, etwas zu lernen, Neues kennenzulernen. Etwas, das echt ist. Keine Blockbuster. Ich hasse diese Superhero-Filme! All diese Computer Generated Imagery. Immer nur Action, Action, Action. Mein Lieblingsgenre ist Science-Fiction. "Alien", "E. T.", "Der Marsianer": Ich liebe das! Wenn ich im Flugzeug bin, checke ich als Erstes die Horror-Movies aus. Blockbuster? No way!

Lieblings-Schauspieler?
Nicht wirklich. Wobei: Tom Cruise hatte eine erstaunliche Karriere. Risky business, seit ich ein Kid war. Und immer noch aktiv! Ein merkwürdiger Typ, aber er hat gute Filme gemacht.

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Bei der Vorstellung von "The Longest Wave" im Sendlinger Tor Kino haben Sie sich Ihren Film nochmal angesehen, obwohl Sie nicht restlos glücklich damit sind. Wie oft haben Sie den Film nun gesehen?
Sechs oder sieben Mal. Es ist einfach spannend, die Stimmung im Kinosaal zu spüren, wie die Leute das aufnehmen. Viele sagen hinterher "War super!" - aber was ist mit denen, die nichts sagen?

Da spricht der ewige Perfektionist. Wird der Film besser oder schlechter, je öfter Sie ihn sehen?
Ich schaue jedes Mal noch genauer hin. Hätte da nicht mehr Action rein gemusst? Und weniger Gerede? Warum habe ich dieses oder jenes nicht gesagt? Aber ich hatte halt nichts zu sagen bei der Bearbeitung des Films. Wäre ich der Regisseur gewesen, hätte der Film ganz anders ausgesehen.

Aber das war vorab der Deal mit Joe Berlinger, diesem oscarnominierten Filmemacher.
Ja, es ist sein Film.

Mit schwarzen Socken am Strand von Hawaii

Wie war es mit ihm? Er hatte ja mit Sport bis dahin nichts am Hut.
In der Tat. Aber irgendwann stand er mit mir auf Hawaii am Strand - in Socken! Schwarzen Socken. Wie ein Fisch, den es an Land gespült hat. Aber es war gut. Er hat sicher was Neues erlebt, eine Herausforderung für ihn als Filmemacher. Und mir hat er zu einem gewissen Grad auch etwas gegeben: eine andere Perspektive auf mein Tun. Hätten Leute, die mich kennen, diesen Film gemacht, er wäre sehr vorhersehbar geworden. Was nicht schlimm gewesen wäre: So schlimm ist mein Leben ja auch nicht. Aber so ist es schon spannender, überraschender.

Wie war das erste Treffen mit Berlinger?
Wir haben uns mal auf halbem Weg in Los Angeles getroffen, er von New York, ich aus Hawaii. Beim Frühstück haben wir abgecheckt, ob es da eine Verbindung gibt.

Und es gab eine Übereinstimmung.
Die Übereinstimmung war, dass es keine Übereinstimmung gab. Aber eine persönliche Verbindung. Manchmal trifft man Menschen, mit denen es einfach nicht passt, warum auch immer.

Sie haben es lange miteinander ausgehalten: Die Dreharbeiten begannen Ende 2014.
Er hat zwischendrin zwei oder drei andere Filme gedreht, auch weil ich länger verletzt war. Das Timing war nicht immer perfekt.

Der Druck nach perfekten Bildern

Im Film sieht man Ihnen den Druck an, perfekte Bilder liefern zu wollen.
Es war immer Druck drauf. Es war nicht das kleinste Projekt - und Berlinger ist teuer! Ich weiß nicht, wie viel er bekommen hat, aber sicher nicht wenig. Allein seine Crew: Das sind alles die Besten, die es gibt. 16 Leute! Wenn wir zum Strand gegangen sind, herrschte volles Chaos. Die anderen Surfer dachten "Was ist denn hier los?" Das war nicht gerade Surf-Style. Ich musste mich bei denen erstmal für den Auflauf entschuldigen. Ich bin nicht der Typ, der rauspaddelt und sagt: "Ich bin da!" Im Gegenteil: Ich bin ziemlich ruhig. Aber es ist unmöglich, ruhig zu sein, wenn fünf Kameras auf dich gerichtet sind. Wir sind so weit geflogen, nach Namibia, Peru, Costa Rica, haben so viel Geld ausgegeben - und konnten dann nur kleine, langweilige Wellen zeigen. Auch zuhause auf Maui: nur mittelgroße Jaws (bekannter Surf-Spot auf Hawaii, d. Red.). Gerade in Zeiten von Instagram zählen doch nur die Extreme.

Extrem war dafür Ihre Pechsträhne: Beckenbruch, danach ein gebrochener Fuß, die wirtschaftliche Misere Ihrer Firma und die Trennung von Ihrer zweiten Frau.
Ich wollte zeigen: So ist es auch. Ich bin, wer ich bin, habe keine zwei Persönlichkeiten. Aber es war schlimmer, als es im Film aussieht. Meine Scheidung hat fünf Jahre gedauert! Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben Geld verloren - und die Anwälte warfen mir vor, dass ich das mit Absicht getan hätte, um den Wert der Firma zu drücken! So klug bin ich nicht. Das war hart.

Mit Corona-Verzögerung ist der Film nun endlich in den Kinos. Was ist Ihr nächstes Ziel?
Kein Ziel mehr zu haben. Das werde ich jetzt mal versuchen. Für eine Weile.

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