Rückspiegel 2018: Django Asül blickt zurück: "Ein herausragendes Jahr" - Jahresrückblick des Kabarettisten
München - Der Kabarettist Django Asül sagt, das Jahr 2018 wird in die Geschichte eingehen als das Jahr der Integration. Doch wer muss integriert werden? Der DFB in die Weltspitze? Özil in den DFB? Söder in die CSU? Die CSU in den Freistaat Bayern? Bayern in ein verunsichertes Deutschland? Merkel in die Realität? Die SPD in die Bundespolitik? Heute gibt es mit dem neuen Programm "Rückspiegel 2018" die Premiere im Lustspielhaus.
AZ: Herr Asül, letzte Woche waren Sie Gast beim Kabarett Kaktus, Münchens ältestem Kleinkunstpreis. Die 30. Ausgabe war zugleich die letzte: Der Preis wird künftig nicht mehr vergeben. Sie waren Preisträger A. D. 1996 – ein spezieller Termin für Sie?
DJANGO ASÜL: Kann man so sagen. Ich hatte einen kurzen Auftritt, habe über hundert Jahre Freistaat Bayern, über Söder, das Wahlprogramm und das Kabinett gesprochen, gehe danach von der Bühne, da sagt der Helmut Schleich (Mit-Initiator des Kaktus, d. Red.) hinterm Vorhang zu mir: "Du traust dich, die Regierung so zu zerlegen, wenn im Publikum der Justizminister sitzt?". Ich frag’ zurück: "Was treibt denn der Eisenreich da?" Sagt der Helmut: "Der kommt jedes Jahr." Und ich so: "Wieso?". Der Schleich: "Der hat 2001 am Wettbewerb teilgenommen!"
Aber offenbar nicht so erfolgreich...
Naja, er hat seinen Weg ja gemacht. Wenn aus einem Sparkassler wie mir ein Kabarettist wird, warum soll dann nicht aus einem Kabarettisten ein Justizminister werden?
Da tun sich ja auch für Sie noch Perspektiven auf! Aber zum 2018: Was war das für ein Jahr aus Sicht eines Kabarettisten? Wie gehen Sie da bei der Recherche vor?
Ich habe natürlich die großen Themen, aber für mich besteht der Reiz darin, auch kleine Themen zu finden, die den Leuten nicht so geläufig sind. Man muss aber kein Vorwissen mitbringen – das ist dann meine Aufgabe, das alles mund- und ohrengerecht zu präsentieren.
Was waren denn aus Ihrer Sicht die großen Themen?
Hundert Jahre Freistaat Bayern und Markus Söder, der sich aus diesem Anlass hat krönen lassen. In Verbindung damit: erstes Kabinett Söder im Frühjahr, zweites Kabinett Söder im Herbst. Gekoppelt daran: die bundespolitische Entwicklung, in der Horst Seehofer sich ja bewusst rausgenommen hat aus Bayern, um in Berlin für Harmonie zu sorgen.
Voll aufgegangen, der Plan...
Genau. Nicht minder politisch war heuer ja die Fußball-WM mit all ihren Nebengeräuschen. Der normale Fan hat da ja erst viel zu spät erkannt, dass das Vorrunden-Aus ja letzten Endes sowieso das erklärte Ziel war. Und dann hat sich Jogi Löw auch noch parallel zu Frau Merkel bewegt, Stichwort Abwärtstrend.
Wieso war das Vorrunden-Aus das Ziel?
Weil nochmal Weltmeister werden, bringt ja keinen Eintrag in die Geschichtsbücher. Wenn man aber als Titelverteidiger gleich ausscheidet und in der Vorrunde auch noch die meisten Torschüsse abgegeben hat – das hat fast schon etwas von Parapsychologie. Dementsprechend war ja auch die öffentliche Wahrnehmung. Und dazu noch die Causa Özil! Ausläufer davon war ja auch noch die FC-Bayern-Pressekonferenz. Die gesamte DFB-Riege hat sich da an die politische Entwicklung angepasst. Man wusste: Es ist das Jahr der Merkel-Dämmerung, und dazu hat sich der DFB analog verhalten.
Der FC Bayern ist wie schon im vergangenen Jahr ein äußerst dankbares Thema für Satiriker, das ja fast täglich mit neuen Entwicklungen aufwartet.
Selbstverständlich nehme ich die allerneusten Entwicklungen auf, erzähle aber auch die wahren Hintergründe über diese legendäre Pressekonferenz. Das kann ja durchaus noch ein sehr bewegter Dezember werden, im Sport wie auch in der Politik.
Lesen Sie hier: Hoeneß gegen Breitner: Unwürdiges Schauspiel
Promi-Skandale 2018: Das waren die größten Aufreger
So weit die großen Themen. Wie schaut’s mit den kleineren aus?
Es geht zum Beispiel auch darum, dass mit dem Berliner Flughafen jetzt tatsächlich Geld verdient wird, wenn auch ein bisschen anders als geplant. Auch um 50 Jahre 68er-Revolution wird es gehen, und darum, wie Macron das ausschlachtet, indem er selber Straßenschlachten anzettelt. Und um das ZDF, das eine 68er-Show macht und als Zeitzeugen Menschen einlädt, die erst in den 80ern und 90ern geboren wurden. Außerdem geht es um weitere kuriose Fernsehsendungen sowie um schräge Werbe-Aktionen im Internet und ausgefallene Gerichtsurteile – ein sehr buntes Sammelsurium.
Was steht auf dem Stempel, mit dem wir das Jahr 2018 dann abhaken?
Ein herausragendes Jahr für Leute, die daraus amüsante Geschichten stricken wollen.
Django Asül: "Rückspiegel 2018" im Lustspielhaus 4. bis 8., 25./26., 31. Dezember, am 7. Januar auch im Deutschen Theater