Im Zauberpalast: Alexander Krist legt magischen Neustart hin
München - Am Ende ist man wie in einem angenehmen Rausch. Nicht etwa, weil man im varieté-artigen Zaubar-Zelt nach der Schau noch ein paar Drinks reingepfiffen hätte, sondern weil alles so wunderbar zusammengespielt hat: Staunen, Witz, Geist und Unterhaltung - und alles auch ein bisschen der Welt entrückt, hier am südlichen Ende des Olympiaparks, wo abends Dutzende von Kaninchen und sogar ein paar Hasen hoppeln.
Sie wurden hier aber nicht als Einstimmung extra aus einem Hut gezaubert, sondern genießen ein Stück Stadt, das hier noch etwas wild ist - vor einer magischen Zeltstadt, die einmal "Das Schloss" hieß und jetzt zum Kristelli-Palast umgestaltet ist.
Wunschkugeln werden zum Lottoglücksspiel mit sechs Richtigen
Glitzerlüster hängen im schwarzen Zelthimmel. Man sitzt auf samtrot-bespannten Kaffeehausstühlen. Am Eingang, noch im Foyer, hatte man einen Wunschzettel ausgefüllt und ihn in eine weiße Kugel eingeschraubt. Die "geheimen Wünsche" der 200 Gäste werden dann von einem kleinen Förderband in die Höhe gehoben und rollen auf einer filigranen Achterbahn über den Köpfen durch den ganzen Raum in eine gläserne Box.
Alexander Krist wird gegen Ende der Show darauf zurückkommen - in einer Schlusssequenz, in der er noch einmal alle Fäden der Show aufnimmt und sich Trick und Psychologie, Staunen und Lachen fulminant mischen - in einem Zauberspiel, das mit dem Traum vom Lottomillionär spielt. Sechs Zuschauer durften gemeinsam einen Lottoschein ausfüllen.
Krist wird genau ihre intime Wunschkugeln aus dem Kugelhaufen aller Zuschauerwünsche ziehen und ein kleines Tesaband davon abziehen. Darunter tauchen alle getippten Lottozahlen richtig auf - und mit einem lustigen Videobeweis wird Krist "Zurück in die Zukunft" gehen, weil er 90 Minuten zuvor, am Anfang der Show ganz nebenbei diese Zahlen schon einmal prognostiziert hatte. Dass er sich dann auch noch an die Wünsche seiner jetzt sechs Publikums-Bühnengäste heranspüren kann, ist dann noch draufgesetzte, verblüffende Mentalmagie.
Hochtalentiert und ehrgeizig: Das ist Alexander Krist
Zauberei kann viele Facetten haben: akrobatische Geschicklichkeit, große Gedächtnisleistungen, täuschende Tricktechnik oder psychologische Fähigkeiten. Das phänomenale bei Krist ist, dass er alles auf hohem Niveau einsetzen kann - vieles davon witzig kombiniert, wenn nur noch seine Hand aus einer kleinen Kiste ragt, und er so - sozusagen weggezaubert und blind - einen vom Publikum wild verdrehten Ruby Cube-Zauberwürfel blitzschnell in die Ursprungskonstellation dreht.
Alexander Krist ist ein Kind in einem hochtalentierten und ehrgeizigen Manne. Das macht ihn so angenehm auch als Conférencier seiner eigenen Show, in der er auch einmal kurz unter dem Druck der Dauerkonzentration den Faden verlieren kann. Ein Fixpunkt von "The World's Graetest Magic" bilden die 80er-Jahre.
Er erzählt dabei auch ein bisschen aus seiner Kindheit und Jugend und nimmt den dreiteiligen Kino-Hit "Zurück in die Zukunft" als Folie, mit dem Traum der Zeitreise zu spielen und hat sich selbst einen DeLorean als Zeitmaschine hergerichtet. "Wenn wir uns in unserem Leben umblicken, scheint alles logisch auf die Gegenwart zuzuführen", sagt er bewusst küchenpsychologisch.
Aber Krist will vom Zuschauer mehr. Denn es gibt einen Lebensphilosophischen Aspekt, der seinen Abend durchzieht: Anhand seiner eigenen Vita - vom Versicherungs-Schadenregulierer, der schon mit acht Jahren Zauberer werden wollte, bis zum Zauberer, der sich sein eigenes Theater gebaut hat - ermutigt Krist uns, immer weiter zu versuchen, Träume zu verwirklichen.

Man bewundert einen Größenwahn, der wahr wurde
Krist tut das aber eben nicht penetrant als teurer Mental-Coach, sondern charmant, fast wie ein guter Freund seines Publikums. Und man merkt ihm an, dass er selbst stolz und glücklich ist auf seiner Bühne, die für ihn die Welt bedeutet.
Natürlich ist der Show-Titel "The World's Greatest Magic" auch größenwahnsinnig. Aber Krist hat ja die Zuschauer über anderthalb Stunden auch animiert, sich eigene Träume zu vergegenwärtigen und anzugehen. Und wie sagte eine bekannte Münchner Dermatologin, die in Afghanistan Krankenhäuser aufgebaut hat, zu Alexander Krist nach seiner Show: "Ich habe schon in die Maschinenpistolenläufe von Taliban geblickt. Es hat mich weniger beeindruckt".
Kristelli-Palast, Schwere Reiter-Straße 15 (beim Leonrodplatz / Dachauer Straße): "The World's Greatest Magic", diese Woche Mittwoch bis Sonntag. Dann ab 27. August immer Freitag bis Sonntag, jeweils 20 Uhr, sonntags 15 und 19 Uhr, www.kristelli.de, % 922 87 944, 59 - 99 Euro.
Die Zaubar ist öffentlich und bis 23.30 Uhr geöffnet
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