Interview

Zauberer Alexander Krist über den Kristelli-Palast: "Das Leben als glückliches Spiel"

Dieses Wochenende wird ein Traum von Alexander Krist war: Er eröffnet sein zweites, größeres Zaubertheater: den Kristelli-Palast. Es war und wird ein magisches Abenteuer.
Adrian Prechtel
Adrian Prechtel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Spielen mit den Träumen der Zuschauer: Alexander Krist auf der Bühne in seinem Kristelli-Palast.
Spielen mit den Träumen der Zuschauer: Alexander Krist auf der Bühne in seinem Kristelli-Palast. © TWGM

München - Wenn man ihn zum Interview in Jeans und T-Shirt seiner ZauBar im neuen Kristelli-Palast sitzen sieht, spürt man dennoch: Dieser Mann ist unter Strom und brennt für seine Ideen. Dazu passt, das Alexander Krist schon mit acht Jahren Zauberer werden wollte. Aber erst einmal wurde er Versicherungslehrling, Schadensregulierung.

Dann ging Krist ins volle Risiko, baute sein eigenes Zaubertheater - erst in den Asamhöfen, dann - vor 12 Jahren - am Unteren Anger. Dieses Theater steht seit Monaten coronabedingt leer: "Weil selbst das geforderte Hygienekonzept nicht einmal mehr neun Zuschauer erlaubt. Es ist zu intim da."

Aber Krist ist eben ein träumender Macher - "#weilichskann" ist selbstbewusst auf sein T-Shirt gedruckt. Vor einem Jahr hat er das Theaterzelt Das Schloss gemietet und in einem finanziellen, physischen und psychischem Kraftakt zum "Kristelli" umgebaut, um dort - ganz unbescheiden - "The World's Greatest Magic" vorzuführen. Dann: Der zweite Lockdown! Heute - zehn Monaten später - ist es aber soweit.

AZ: Herr Krist, alles war dicht, und Sie mieten einfach einen größeren Ort und bauen ihn komplett um zu einem edlen varietéartigen Ort, mit Lüstern und roten Samtvorhängen.
ALEXANDER KRIST: Vor genau einem Jahr habe ich beschlossen, dass es irgendwie weitergehen muss.

Krist erhielt beim Umbau Unterstützung

Wie haben Sie es geschafft, in nur zwei Monaten das ganze Ambiente zu verwandeln.
Ich habe tolle Freunde, die mich mit Arbeit Tag und Nacht unterstützt haben. Als dann klar war, es geht in den nächsten Lockdown, habe ich erst einmal eine neue Bar eingebaut, dann ein Dach und einen weißen Zaun gebaut und den Garten drumrum angelegt. Ich bin - wie viele in diesen Zeiten - auch zum Gärtner geworden.

Sie bespielen jetzt eine große Bühne anstatt Tischmagie zu betreiben, wo sogar der entfernteste Platz unter fünf Metern weg war. Da muss man im Kristelli andere Seiten aufziehen und mindestens einen Hasen aus dem Hut zaubern. Mussten Sie das Zaubern neu lernen?
Ich habe 2.500 Shows in meinem Magic Theater gegeben, für viele Tricks habe ich bis zu 18 Monaten trainiert. Aber schon vor zwei Jahren wollte ich eine neue Herausforderung. So habe ich begonnen auch mal eine Bühnenshow zu entwickeln. Sowas braucht zwei Jahre, ich hatte ungewollt plötzlich fast drei - und darauf greife ich jetzt zurück.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Kaninchen aus dem Zylinder? Ein Mythos!

Da müssen Sie jetzt "großformatiger" zaubern.
Ja, aber ich werde aber keine Operngläser verteilen müssen. Selbst der größte Abstand zur hintersten Reihe ist nur zehn Meter. Das wäre im Residenztheater immer noch erste Kategorie.

Und was das Kaninchen aus dem Zylinder anbelangt?
Das ist ein Mythos! Das hat noch niemand auf der Bühne noch gesehen, obwohl man das so im Kopf hat. Mickymaus hat das als Erste gemacht und es kommt wirklich nur in Filmen vor. Denn ein Hase ist viel zu groß und selbst mit einem Kaninchen geht es nicht. Man macht das mit Tauben, weil die viel kleiner sind und sich dann erst beim Rausfliegen effektvoll groß entfalten!

Was kann man also im Kristelli-Palast erwarten?
Mir geht es um eine Zauberwelt, die den Zuschauer eben verzaubern soll, durchaus auch mit etwas Nostalgie. Wenn man bei uns reinkommt, betritt man eine andere Welt, frei von Sorgen oder Coronanachrichten. Es ist wie im Film "Cabaret", wo der Conférencier ruft: "Leave your troubles outside! In here: Life is beautiful!" Das ist die Botschaft im Kristelli.

Krist staunt selbst manchmal über magische Tricks

An der Decke hängt eine lange Kugelbahn, die aussieht, als käme sie aus einer riesigen Lotto-Mischkugel.
Das ist die Idee! Und damit werde ich auch spielen. Mit den Gedanken meines Publikums, die ihre Träume aufschreiben und in Zahlenkugeln verpacken. Das Leben ist ein Glücks-Spiel, und bei mir sogar ein glückliches mit Happy End.

Und wenn was schief geht?
Das kann natürlich mal passieren. Bei der Generalprobe bin ich mit Elan und Adrenalin auf die Bühne - und: Der Text war weg. Ich habe dann die ersten fünf Minuten ins Blaue hinein geredet. Mein Techniker war schon blass. Aber ich habe mich dann gefangen. Keiner bis auf ihn hat was gemerkt - und dann lief es richtig gut. Aber ich staune jedes Mal zusammen mit meinen Zuschauern über einen guten magischer Trick.

Und in welches Ambiente verpacken Sie selbst die Show?
Eine edel verspielte Zeitreise zwischen den 80er Jahren und heute. Man kann sich an "Back to The Future" erinnern mit dem DeLorean-Sportwagen.

Wie lange in die Zukunft haben Sie mit dem Kristelli geplant?
Jedenfalls bis Dezember 2022. Bis dahin läuft die Konzession der Stadt für diesen magischen Ort. Dann ist die Frage: Genehmigt die Stadt das Konzept weiter? Denn die Wohnbebauung rückt näher und damit die Lärmauflagen. Nebenan werden Polizistenwohungen gebaut.

Die werden da gut aufpassen, ob alles mit rechten Dingen zugeht!
Und da müssen wir der Stadt eben klar machen: Wie sind keine Eventlocation mehr wie Das Schloss. Der Kistelli-Palast ist ein magisches Theater, da gibt es ab 22 Uhr keinen Lärm mehr.

So kam der Name Kristelli zustande

Das Kristelli ist nach Ihnen benannt. Kommt die Idee vom berühmten Jongleur der 20er Jahre Rastelli?
Nein, hier war gegenüber mal der Roncalli, außerdem gab's Kristelli schon in meiner Familie. Mein Bruder ist ein Fahrradfreak und hat Fahrräder hergestellt unter diesem Namen. Und ich habe schon ein zehn Meter großes "Kristelli"-Schild gebaut, dass ich noch auf das Dach heben will. Dazu müsste sich der benachbarte Baustellenkran nur umdrehen. Ich hab den gefragt, aber der darf nichts über die Stromkabel heben, die da noch an den Straßenmasten hängen.

Und was ist mit Ihrem schönen Magic Theater am Unteranger? Selbst als Zauberer kann man nicht an zwei Orten gleichzeitig zaubern.
Da will ich, wenn ich nicht im Kristelli-Palast bin, weiter 100 Shows im Jahr machen. Solange aber die Hygienevorschriften mich einschränken, gibt es "Life is Live" dort eben nur für Privatgruppen, die den Abend als geschlossene Gruppe buchen.


Kristelli-Palast: "The World's Greatest Magic", diesen Samstag, 20 Uhr, Sonntag 19 Uhr, kommende Woche Mittwoch bis Sonntag. Ab 27. August immer Freitag bis Sonntag, jeweils 20 Uhr, sonntags 15 und 19 Uhr Schwere Reiter-Straße 15, beim Leonrod-Platz / Dachauer Straße. www.kristelli.de, Tel: 922 87 944, 59 - 99 Euro;  die ZauBar ist öffentlich und bis 23 Uhr geöffnet

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.