Bregenzer Festspiele: Verdi im Actionkino

Mehr Lyrik im Spektakel: Die Seebühne der Bregenzer Festspiele präsentiert neue Feinheiten im "Rigoletto". Nach fast zwei Jahren Pause begeistert die Bühnenshow mit mehr Einsatz denn je!
Wolf-Dieter Peter |
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Die Bühne von Philipp Stölzl und Heike Vollmer für Verdis "Rigoletto" auf der Seebühne in Bregenz.
Die Bühne von Philipp Stölzl und Heike Vollmer für Verdis "Rigoletto" auf der Seebühne in Bregenz. © Dietmar Stiplovsek/dpa

Bregenz - So geht es also auch: der nach den seit 75 Jahren vielfältigst "aufspielenden" Wiener Symphonikern benannte große Vorplatz ist weiträumig abgesperrt; zwei große Schleusen ermöglichen die flüssige Prüfung der "3G"-Zulassung - und so strömen die 7000 Tribünenbesucher ohne große Hemmnisse oder falsche Drängelei ins Abendrot der pünktlich beginnenden Freilichtaufführung.

Bühnentechnik musste auch nach langer Pause funktionieren

Ein Bilderbuchabend nach fast zwei Jahren Spielpause. Das ganze Planungs- und Verwaltungsteam um Intendantin Elisabeth Sobotka musste die ausverkaufte "Rigoletto"-Saison 2020 um ein Jahr versetzen. Doch auch für die auf der Seebühne herausragend aufwändige Bühnentechnik stellte sich eine zusätzliche Herausforderung: alles musste "ein Jahr länger halten", einen weiteren Vorarlberger Winter überstehen und dann einfach funktionieren - verzögerungsfrei und geräuschlos. Bis auf ein mehrmaliges, leises Sirren: Kompliment - alles funktionierte beeindruckend.

Geblieben sind natürlich die schon im Premierenjahr 2019 zu bemängelnden umständlichen Klettereien, mehrfachen Anschnallsicherungen für die Solisten und nicht immer in sich stimmigen Über- und Versetzungen der "Rigoletto"-Handlung in die Zirkus-Welt durch Regisseur Philipp Stölzl. Immerhin wirkte der handlungsprägende Fluch Monterones - "La Maledizione" - diesmal deutlicher herausgestellt, etliches Getobe der Zirkusgesellschaft etwas reduzierter.

Julia Jones: erfahrene Könnerin als erste Dirigentin der Festspiele

Doch die größeren Zugewinne kamen von der musikalischen und akustischen Seite. Mit Julia Jones übernahm erstmals eine Dirigentin das Festspielpult. Als erfahrene Könnerin spannte sie Extreme der Partitur beeindruckend weit; prompt gab es mehr lyrische Wärme und liebevolles Piano um Vater und Tochter sowie um Herzog und Gilda - und dann fetzten Jones und die glänzend aufspielenden Wiener Symphoniker einen rasanten "Zitti-Zitti"-Chor hin und machten zusammen mit der Geräusch- und Lichttechnik den für Gilda tödlichen Gewittersturm zum fulminanten Höhepunkt des Abends - übergipfelt vom perfekt mitspielenden Wetter: Schon anfangs hatte es über dem gefährdeten Vaterglück Rigolettos jenseits des Sees wetter-geleuchtet - und nun zum Finale auch… und dann auch noch Sängerglück von Vladimir Stoyanovs gereiftem, daher differenzierterem Rigoletto, dem mit Diminuendi, Piani und strahlender Höhe beindruckenden Herzog von Long Long und der nicht nur Koloratur-Geglitzer, sondern auch mädchenhafte Süße verströmenden Gilda von Ekaterina Sadovnikova - die drei stellvertretend für das von Levente Pálls nachtschwarzem Sparafucile angeführte festspielgemäße Ensemble.

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All das war bestens zu hören: die weltweit imitierten "Bregenz Open Acoustics" haben das Pausenjahr auch genutzt; zu den 2019 ersetzten 29 Lautsprechermasten um die Tribüne kamen nun weitere 270! Denn die Akustik-Crew um Clemens Wannemacher will über 96 verschiedene Kanäle die problematisch divergierendenen 70 Millisekunden zwischen der ersten und letzten Sitzreihe unhörbar machen; also wurden im Zentralbereich der Tribüne unter den Sitzen letztlich unsichtbare schmale Lautsprecher eingebaut. Ergebnis: in der Premiere eine Anfangsphase zu leise, dann zunehmend besser, feiner und im Gewittersturm mit jedem Surroundsound im Actionkino mithaltend. Also erwartet die Besucher noch 27-mal musikalisches Theater in bestem Freiluft-Format.

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