Klimaschutz aus der Küche
München - Der Film "Plastic Planet" bewegte Anneliese Bunk, ihr Leben radikal umkrempeln. Vor acht Jahren gab sie ihren Job auf und machte die Themen Plastik vermeiden, Wasserfußabdruck und Klimaschutz zu ihrer Lebensaufgabe. Jetzt ist ihr Buch "Kochen mit gutem Gewissen" erschienen.
Ein Buch, das Hilfestellung gibt
Für Bunk beginnt Klimaschutz in der Küche. Ein Drittel aller Treibhausgase und 70 Prozent des Trinkwasserverbrauchs gehen auf das Konto der Lebensmittelproduktion. Dabei ist es gar nicht so schwer, ein paar Kleinigkeiten zu verändern.
Das Buch gibt Hilfestellung, wie man in verschiedenen Bereichen ohne viel Aufwand sein Leben und vor allem die Küche etwas klimafreundlicher gestalten kann. Ein paar Tipps der Autorin hat die AZ für Sie zusammengestellt.

Viele Alternativen sind nur Augenwischerei
Ein gewisses Bewusstsein für das Thema Plastikvermeidung ist bei den Menschen inzwischen angekommen. Allerdings sind viele Alternativen der Industrie nur Augenwischerei, etwa plastikbeschichtete Papierverpackungen. Diese sind nur schwer recycelbar und landen meist in der Müllverbrennung.
Das hat es mit dem Wasserfußabdruck auf sich
Besonders am Herzen liegt Bunk das Thema Wasserfußabdruck; davon haben viele Menschen noch gar nichts gehört. Zwar ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Trinkwasser in den vergangenen Jahren gesunken. Gleichzeitig ist der indirekte Wasserverbrauch, etwa zur Produktion von Lebensmitteln, enorm gestiegen.

Wasserintensive Lebensmittel wie Rindfleisch, Mandeln, Avocado, Kaffee und Reis boomen, während wasserarme Lebensmittel wie Kartoffeln und Brot immer weniger konsumiert werden. "Kochen mit gutem Gewissen" soll einen Anstoß geben, ein paar Koch- und Einkaufsgewohnheiten zu überdenken.
Anneliese Bunk, Kochen mit gutem Gewissen, Gräfe und Unzer, 26 Euro
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Rezept: Kartoffelgulasch
Für 4 Portionen 1,5 kg festkochende Kartoffeln 2 Paprika (alternativ etwas Paprikasauce) 5 Zwiebeln 1 Knoblauchzehe 40 g Speck 2 EL Öl 2-3 TL edelsüßes Paprikapulver 1 TL rosenscharfes Paprikapulver ¼ TL gemahlener Kümmel ½ TL geräuchertes Paprikapulver 750 ml Gemüsebrühe Salz
- Kartoffeln schälen, waschen und in 2-3 cm große Würfel schneiden. Paprika halbieren, entkernen, waschen und in Stücke schneiden.
- Zwiebeln und Knoblauch schälen und grob reiben, dabei die Flüssigkeit auffangen. Speck würfeln und in einem großen Topf im Öl anbraten. Zwiebeln und Knoblauch dazugeben und glasig dünsten.
- Gewürze und Kartoffelwürfel dazugeben und kurz mitbraten. Mit Brühe ablöschen, salzen und zugedeckt für ca. 30 Min. köcheln, dabei ab und an umrühren. Nach 15 Min. Paprikastücke oder -sauce zugeben. In den letzten 10 Min. der Garzeit falls nötig Flüssigkeit ergänzen und das Kartoffelgulasch mit Salz abschmecken.
- Das Gulasch sollte eine cremige Sauce haben und nicht zu trocken sein. Für den Fall, dass Sie versehentlich zu viel Brühe aufgegossen haben, das Gulasch in den letzten 10 Minuten ohne Deckel kochen lassen, um die Flüssigkeit zu reduzieren.
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Klimafreundliche Küche: Prioritäten setzen
Wer sich Gedanken darüber macht, was er essen möchte, kann beim Einkaufen eigentlich nicht mehr viel falsch machen. Anneliese Bunk beschreibt in ihrem Buch ausführlich, welche Lebensmittel besonders klimaschädlich sind. Wer's nicht gar so genau wissen möchte, kann schon eine Menge bewirken, in dem er folgende Aspekte beachtet:
1. Weniger tierische Produkte konsumieren: Dabei geht es nicht nur um Fleisch. Auch Milch und vor allem Butter haben eine bedenkliche Klimabilanz. Niemand muss Veganer werden. Auch eine vegane Mahlzeit pro Tag ist ein Beitrag zum Klimaschutz.
2. Biologische Lebensmittel: Biologischer Anbau erhält die Biodiversität und Vielfalt der Lebensmittel. Monokultur zerstört die Umwelt.
3. Saisonale und regionale Produkte kaufen: Man kann für jedes Lebensmittel einen klimafreundlicheren Ersatz finden. Wer mit Kohl und Rüben noch fremdelt, baut sie erst einmal in bewährte Gerichte ein.
4. Verpackungen vermeiden: In München gibt es zahlreiche Unverpackt-Läden. Aber auch im Käse- oder Feinkostladen kann man sich die Waren in eigene Boxen packen lassen.

5. Unverarbeitete Lebensmittel verwenden: Verarbeitete Lebensmittel wie Fertigprodukte enthalten oft viele schädliche Zusatzstoffe und kommen immer in Verpackungen. Wer die Lebensmittel direkt kauft, ist Punkt 4 schon einen ganzen Schritt näher.
Praktische Tipps, die jeder daheim umsetzen kann
Anneliese Bunk möchte nicht missionieren, sondern zeigen, dass die Umstellung auf ein klimafreundlicheres Leben weder viel Zeit noch Geld kostet. Es gibt viele Lebensbereiche, in denen man etwas verändern kann. Im Buch finden sich Tipps für den Haushalt, die Küche und den Balkon.
1. Machen Sie sich einen Wochenplan: Die Müllvermeidung beginnt schon vor dem Einkaufen. Planen Sie, was Sie in den nächsten Tagen essen möchten. Überprüfen Sie Ihre Vorräte und kaufen dementsprechend ein. Mit ein paar Prioritäten (siehe Kasten links) im Hinterkopf vermeidet man Impulskäufe und unnötigen Verpackungsmüll. Wer seine Vorräte geschickt anlegt, muss nicht mehrmals die Woche in den Supermarkt.

2. Nutzen Sie Fensterbrett und Balkon: Ob Kräuter, Tomaten, Chilis oder Grünkohl. Daheim können Sie etwas Gemüse und Kräuter selber anbauen. In einem Sprossenglas und mit dem Kressesieb lassen sich grüne Vitamine für Salate und mehr ganz ohne zusätzlichen Müll selber ziehen.
3. Auf Vorrat kochen: Eine oder mehrere Portionen mehr kochen und einfrieren oder für den nächsten Tag fürs Büro verpacken. Man muss nicht jeden Tag Stunden in der Küche stehen, um sich gesund und abwechslungsreich zu ernähren. Wer vorsorgt, hat auch an Tagen mit wenig Zeit eine schnelle Mahlzeit. Außerdem nutzen Sie bei größeren Mengen die Energie des Herds besser aus.

4. Putzmittel selbst herstellen: In den meisten Haushalten stehen Putzmittel, die erstens unnötig sind und zweitens durch die enthaltenen chemischen Substanzen die Umwelt und sogar die Gesundheit schädigen. Dieser Allzweckreiniger eignet sich für Küche und Bad und ist in einer Minute zusammengerührt: 400 ml lauwarmes Wasser mit drei Esslöffeln Essigessenz und zwei Esslöffeln Spülmittel vermischen und in eine alte Sprühflasche geben.
5. Weniger Kosmetik: Ein regelmäßiges Hand-Peeling mit Olivenöl und Zucker macht nach einer Weile die Handcreme überflüssig.
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