Gefährten mit Geheimnissen: Diese Fakten über Katzen wissen die Wenigsten
Man darf die Britin Sarah Brown getrost als Fachfrau für fauchende Vierbeiner bezeichnen: Sie hat über das "Sozialverhalten von kastrierten Hauskatzen" promoviert, im Rahmen der Doktorarbeit Beobachtungsstudien unter anderem zum Fressverhalten von Stubentigern sowie Streunern durchgeführt und arbeitet seit langem als Katzentherapeutin in London.
Brown entschüsselt die Sprache von Katzen
Das Wichtigste jedoch - denn was nutzt all die Theorie ohne tägliche Praxis - sie und ihre Familie halten Katzen. Seit Jahrzehnten.
Nun hat Sarah Brown mit "Die Katze. Geschichte, Biologie, Rasse" ein Sachbuch vorgelegt, das die Autoren dieses Beitrags - ebenfalls allergrößte Katzenfreunde - stundenlang fasziniert hat. Und zwar an mehreren Abenden hintereinander. Denn Brown entschlüsselt Sprache und Verhaltensweise der Tiere, wie man es vorher selten gelesen hat.

Einige Beispiele:
Taubheit: Dass rein weiße Katzen mit blauen Augen aufgrund einer Genmutation häufig taub sind, ist der Einen oder dem Anderen vielleicht bekannt.
Aber: "Einige weiße Katzen werden mit einem blauen und einem andersfarbigen Auge geboren", schreibt Sarah Brown. Diese Katzen hören zwar auf der "blauen Seite" nichts - dafür aber auf der anderen.
Die Expertin rät dennoch, beiderlei Tiere im Haus zu halten. Die Gefahr, draußen überfahren zu werden, weil das Tier zum Beispiel ein herannahendes Auto nicht hört, sei zu groß.
Was Ratten und Schnattern bedeuten
Schnattern: Ja, das können Katzen auch, und wenn sie nun zufällig gerade auf Entenjagd sind, vertreiben sie damit vermutlich ihre Beute und schnattern dann leicht konsterniert umso mehr. Denn dieses tatsächlich wasservogelähnliche Geräusch geben die Tiere von sich, wenn sie Beute entdecken, die sie nicht erreichen können. Sarah Brown schreibt: Es sei "im Grunde ein Zähneklappern und drückt Erregung, Frustration oder beides zugleich aus".
Ratten: Manch ein Mäusefänger versagt bei größeren Herausforderungen kläglich. Denn, so erklärt die Autorin, "manche fürchten Ratten und versuchen, niemals eine zu erlegen". Die Ursache liegt in der Katzenkinder-Stube: Hat das Muttertier den Kleinen nicht beigebracht, wie sie die widerspenstige Beute mit den großen Zähnen unschädlich machen können, gehen sie ihr auch später lieber aus dem Weg.
Tierische Liebe und Trennungsangst
Liebe:
Obwohl die Katze quasi als Symboltier der Unabhängigkeit gilt, hängen zumindest manche Exemplare geradezu leidenschaftlich an "ihren Menschen".
Sie litten sogar unter Trennungsangst, wenn man sie alleinlasse, schreibt Brown. Und das äußere sich bisweilen in mangelnder Stubenreinheit, exzessivem Rufen oder übermäßiger Fellpflege.
Übersprungshandlungen: Sie sind keineswegs ein rein menschliches Phänomen. Auch Katzen überspielen manchmal eine Situation, mit der sie gerade nicht richtig zurechtkommen, um die innere Anspannung abzubauen: So putzt sich ein Stubentiger vielleicht unvermittelt hastig, wenn er mit einem Artgenossen aneinandergeraten oder überraschend gestürzt ist.
Katzen als Flugkünstler
Massage: Katzenfreunde kennen das - abwechselnd werden die Pfoten (mal mit, mal ohne Krallen) rhythmisch ins Besitzer-T-Shirt gedrückt. Dieses Verhalten nennt sich "Milchtritt" und stammt "aus den ersten Lebenswochen, in denen die Welpen mit solcher Massage den Milchfluss der Mutter stimulieren", schreibt Sarah Brown. Das - trotz eventueller Schmerzen - Erfreuliche daran ist: Der Milchtritt ist in der Regel ein Zeichen dafür, dass die Katze zufrieden ist.
Flugkünstler: Warum fallen Katzen eigentlich (fast) immer auf die Füße? Weil ihre Wirbelsäule ein biologisches Wunderwerk ist. "Beim Fallen wird eine Reflexfolge ausgelöst, beginnend im Gleichgewichtsorgan im Innenohr, das wahrnimmt, dass die Katze fällt", erklärt Brown.
Als direkte Reaktion darauf drehe sich der Kopf der Katze mit dem Gesicht nach unten, gefolgt von einer Drehung der Vorder- und anschließend der Hinterbeine. "Der beträchtliche Aufprall der Landung wird von den flexiblen Schultern und der Wirbelsäule der Katze aufgefangen."
Besonders tief muss das Tier dafür übrigens nicht stürzen. All das funktioniert schon bei einer Fallhöhe von 30 Zentimetern.
Katzen sind gut für Menschen
Gesundheit des Menschen: Auch, wenn sie manchmal kratzen, Katzen sind gut für uns! Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das Risiko sowohl für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als auch für Schlaganfälle bei Katzenhaltern geringer sind.
Außerdem baut die Beschäftigung mit ihnen Stress ab und sie können eine wichtige emotionale Stütze sein. Auch im Hinblick auf Allergien sind Vierbeiner nicht ausschließlich Missetäter. "Forschungen ergaben, dass Kontakt mit Haustieren in der Kindheit das Risiko, später an Asthma oder einer Allergie zu erkranken, sogar senkt."
Insofern: Katze gut, alles gut.
"Die Katze" von Sarah Brown ist im Haupt Verlag erschienen, hat 224 Seiten und kostet 29,90 Euro.
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