Späte Ehre für den Psychiater von König Ludwig II.: Warum Bernhard von Gudden zu Recht eine Gedenktafel erhält

Bernhard von Gudden wird seit dem 13. Juni 1886 des Mordes an König Ludwig II. verdächtigt. Nun wurde der Psychiater kurz vor seinem erneuten Todestag gewürdigt – mit einer Gedenktafel, dort, wo bisher nichts auf ihn hinwies.
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Eine Zeichnung aus dem Jahr 1890 zeigt König Ludwig II. aus dem Haus Wittelsbach und Bernhard von Gudden gemeinsam im Wasser.
Eine Zeichnung aus dem Jahr 1890 zeigt König Ludwig II. aus dem Haus Wittelsbach und Bernhard von Gudden gemeinsam im Wasser. © Heinz Gebhardt/Imago

Ein Kreuz im Wasser, die Gedenksäule und die Votivkapelle – all das erinnert an König Ludwig II., der an dieser Stelle im Starnberger See am 13. Juni 1886 starb. An seinen Psychiater, Bernhard von Gudden, der gemeinsam mit ihm am selben Abend und Ort ums Leben kam, erinnerte bisher: nichts.

Die Familie Wittelsbach hat das nun geändert und an dem Ort eine Gedenktafel für den damaligen "Nervenarzt" angebracht. Und damit den Ruf des bis heute teils umstrittenen Psychiaters aufgebessert. Denn da die meisten nur über die letzten Stunden seines Lebens Bescheid wissen, hängt für viele immer noch ein Schatten über dem Namen "von Gudden". Verkannt wird dabei sein Verdienst um die Wissenschaft – und die moderne Psychiatrie.

An diesem Abend gehen von Gudden und Ludwig II. alleine los

Der damalige Direktor der Oberbayerischen Kreisirrenanstalt soll 1886 den Geisteszustand Ludwigs II. untersuchen, der die Staatsfinanzen mit seinem exzessiven Schlösserbau immer mehr belastet – kurzum: Man will Ludwig für regierungsunfähig erklären. Dies tut von Gudden, ohne seinen Patienten persönlich zu treffen. "Seine Majestät sind in sehr weit vorgeschrittenem Grade seelengestört, und zwar leiden Allerhöchstdieselben an jener Form von Geisteskrankheit, die den Irrenärzten aus Erfahrung wohlbekannt, mit dem Namen Paranoia bezeichnet wird."

Ludwig II. wird in Gewahrsam genommen, um 4 Uhr morgens beginnt am 13. Juni 1886 die Kutschfahrt von Schloss Neuschwanstein nach Berg am Starnberger See. Angekommen um 14 Uhr geht es auf einen Spaziergang mit von Gudden – und Wachpersonal. Als Ludwig II. am Abend um einen erneuten Spaziergang bittet, befiehlt von Gudden den Wachen, nicht zu folgen.

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Beide werden später tot im See gefunden. Ludwig II. trägt eine Taschenuhr – stehen geblieben um 18:53 Uhr. Die von von Gudden um 20.06 Uhr. Seitdem stellt sich die Frage, wer wen umgebracht haben könnte.

Vor einem Jahr stellten Unbekannte ein Kreuz für von Gudden neben das von Ludwig II. – das sei der Auslöser für die Idee gewesen, sagt Stephan Freiherr von Warsberg, der Präsident der Verwaltung des Herzogs von Bayern. Man habe zusammen mit der Familie Gudden beschlossen, auch des Psychiaters zu gedenken.

Eine späte Ehre für von Guddens Familie

Das sei nur gerechtfertigt, sagt der Regensburger Kunsthistoriker Marcus Spangenberg, dessen Spezialgebiet Ludwig II. ist. Schließlich seien an dem Abend zwei Menschen gestorben. "Aus der Sicht eines Historikers finde ich es richtig, dass man aus der monostrukturellen Erzählweise herausgeht und nicht immer nur von Ludwig II. erzählt." Zudem sei es aufgrund der Indizienlage wesentlich wahrscheinlicher, dass der Märchenkönig, der sich in einer Ausnahmesituation befand, den Psychiater umgebracht habe als andersherum. Allerdings sei es aber natürlich richtig, dass es auch ein dunkles Kapitel im Leben von Guddens gegeben habe: das Gutachten, das ohne Begutachtung des Patienten erfolgte.

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Von Guddens Familie scheint sich über die späte Ehre zu freuen. "Die Tafel soll an einen großartigen und verdienten Menschen erinnern, der früh sein Leben verlor", sagt Wolfgang Gudden, ein Nachfahre und selbst Psychiater aus Freising. Er sei in seiner Zeit einer der renommiertesten Psychiater Deutschlands gewesen.

Die Gedenktafel für Bernhard von Gudden.
Die Gedenktafel für Bernhard von Gudden. © Haus Bayern

"Professor Bernhard von Gudden. Königlicher Obermedizinalrat. Direktor der Bayerischen Kreisirrenanstalt", steht auf der Gedenktafel. "Träger des Verdienstordens der Bayerischen Krone. Wegbereiter für eine gewaltfreie und respektvolle Behandlung seiner Patienten."

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  • Witwe Bolte vor 6 Stunden / Bewertung:

    Merkwürdig ist, dass sich das Haus Wittelsbach hartnäckig weigert, den Sarkophag in der Michaelskirche öffnen und den Kini gerichtsmedizinisch untersuchen zu lassen.
    Wahrscheinlich könnte man heute die genaue Todesursache feststellen: Ertrinken, Erwürgen und/oder Erschiessen. Auch Drogen könnte man heute noch nachweisen.
    So soll wohl das ewige Mysterium um Ludwigs Tod erhalten bleiben.

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