Nürnbergs schönste „Mogelpackung“

CSU und SPD wollen den maroden Kettensteg originalgetreu sanieren – wenigstens optisch.
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Ab Herbst ist der baufällige Kettensteg für Fußgänger gesperrt. Für knapp eine Million Euro soll er bald (fast) so erneuert werden, wie er 1824 errichtet wurde.
Berny Meyer 3 Ab Herbst ist der baufällige Kettensteg für Fußgänger gesperrt. Für knapp eine Million Euro soll er bald (fast) so erneuert werden, wie er 1824 errichtet wurde.
SPD Stadtrat Lorenz Gradl: „Die Original-Lösung ist vernünftig"
bayernpress.com 3 SPD Stadtrat Lorenz Gradl: „Die Original-Lösung ist vernünftig"
„Keine halben Sachen beim Kettensteg!“, sagt Joachim Thiel (CSU).
privat 3 „Keine halben Sachen beim Kettensteg!“, sagt Joachim Thiel (CSU).

CSU und SPD wollen den maroden Kettensteg originalgetreu sanieren – wenigstens optisch.

NÜRNBERG Große Koalition für ein bedeutendes Denkmal der Architektur-Geschichte: Der Kettensteg ist marode und soll wieder, so wollen es die Rathaus-CSU und SPD-Bauexperte Lorenz Gradl, in seinen Ur-Zustand zurück versetzt werden – zumindest optisch.

Der Kettensteg wurde 1824 nach den Plänen des Nürnberger Ingenieurs Konrad Georg Kuppler errichtet und gilt als die älteste erhaltene Hängebrücke Europas. Seit 1931 hängt unser Kettensteg allerdings nicht mehr – damals wurde aus Kostengründen auf eine Sanierung verzichtet, das Bauwerk stattdessen auf zwei im Pegnitz-Bett verankerte Holzpfeiler aufgebockt.

Heute steht der Kettensteg wieder kurz vor dem Einsturz: „Die Standsicherheit der Brücke ist nicht mehr gegeben, heißt es in einem aktuellen Gutachten. Die Holzpylonen verfaulen, in den Stahlträgern wütet Lochfraß. Im Herbst soll die nördliche Hälfte des Kettenstegs für Fußgänger gesperrt werden.

Jetzt prescht die CSU vor und fordert: „Keine halben Sachen beim Kettensteg!“ Stadtrat Joachim Thiel setzt sich für die Wiederherstellung in den Originalzustand ein: „Das bestehende Provisorium aus den Dreißigern zu sanieren, wäre eine vertane Chance und ein Treppenwitz.“

Auch SPD Stadtrat Lorenz Gradl hält wenig davon, neue Stützpfeiler in die Pegnitz zu rammen: „Die Original-Lösung ist vernünftig, logisch und technisch nachvollziehbar.“ Vernünftig nicht zuletzt deswegen, weil sie mit 990000 Euro nur um 70000 Euro teurer ist als die Stütz-Variante. 570000 Euro fallen für die Herstellung des freischwebenden Teils an, 420000 für die Sanierung des Unterbaus. Zudem rechnet Gradl mit einer Subvention durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege.

Allerdings dürfen sich die Nürnberger nicht täuschen lassen: Denn „eigentlich wird nur die Optik in den Originalzustand versetzt“, sagt Friedrich Hantke, Brückenwächter bei SÖR: Die Konstruktion mutet nur an wie ein Hängebau. Tatsächlich wird die Brücke von einem neuen versteckten Längsträger gestützt: eine durchaus ansehnliche „Mogelpackung“. StW

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