Noch viel mehr Todesopfer?

Mindestens ein Schwerverletzter ist im Krankenhaus gestorben, ein Lokführer schwebt in Lebensgefahr. Mediziner fürchten, dass weitere Opfer ihr Leben verlieren.
von  az
Nach dem Unglück am Dienstag versuchen Retter, die Verletzten zu bergen. Für neun Menschen kam jede Hilfe zu spät.
Nach dem Unglück am Dienstag versuchen Retter, die Verletzten zu bergen. Für neun Menschen kam jede Hilfe zu spät. © dpa

Bad Aibling - Es bleibt ein Bangen und Hoffen auf den Intensivstationen. Drei Tage nach der Zugkatastrophe von Bad Aibling, bei der am Dienstagmorgen zwei Meridian-Züge mit 150 Passagieren an Bord frontal ineinander gerast sind und zunächst neun Tote geborgen wurden, kämpfen die Ärzte in den Kliniken noch immer um das Leben vieler Schwerverletzter.

Bis gestern haben die Mediziner in mindestens zwei Fällen den Kampf gegen das Sterben verloren. In der Nacht zum Mittwoch ist ein Unglücksopfer in Rosenheim seinen schweren inneren Verletzungen erlegen – laut Polizei das zehnte Todesopfer. Ein zweiter Mann soll wenig später im Krankenhaus gestorben sein.

Am Donnerstagabend dann gab die Polizei bekannt, dass ein 47-Jähriger Mann aus dem Landkreis München seinen Verletzungen erlag. Er ist somit das elfte Todesopfer.

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Und wie es aussieht, wird ein weiteres Opfer die nächsten Tage wohl nicht mehr erleben: Jürgen F., der vierte Lokführer, der eigentlich nur als Fahrgast in einem der Meridianzüge mitgefahren war, um später in Rosenheim seinen Dienst anzutreten, liegt im Koma. „Wir müssen damit rechnen, dass er es nicht schaffen wird“, sagte gestern eine Sprecherin der Polizei Oberbayern-Süd. Der ehemalige Sanitäter aus Sauerlach ist Vater zweier Kinder.

Nun bangen Angehörige noch um das Leben von weiteren 21 Schwerverletzten, die per Hubschrauber in Krankenhäuser des „Traumanetzwerks Region Oberbayern Süd“ geflogen worden waren. Dazu gehören Kliniken in Bad Aibling, Rosenheim, Prien und Wasserburg, aber auch Krankenhäuser in Murnau und Traunstein sowie das Klinikum Bogenhausen und das Uniklinikum Großhadern in München.

 

Noch mehr Todesopfer?

 

„Der Zustand einiger Betroffener ist nach wie vor sehr ernst“, meldet die Polizei. Aus Medizinerkreisen ist zu hören, dass mit weiterem schlimmen Nachrichten zu rechnen ist: „Man muss sich darauf einstellen, dass sich die Zahl der Toten verdoppeln könnte.“

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Neun der bisherigen Verstorbenen sind Männer im Alter von 24 bis 59 Jahren, die in der Region Rosenheim und Traunstein lebten. Der zehnte ist gestern identifiziert worden: Es handelt sich laut Polizei um einen 38-jährigen Mann aus dem Kreis Spree-Neiße in Brandenburg.

Das Bürgertelefon, das die Polizei zwischenzeitlich eingerichtet hatte, ist seit gestern Mittag abgeschaltet. Die Kripo Rosenheim ist wieder unter der bekannten Telefonnummer  080 31/ 20 00 erreichbar.
Die Notfallseelsorge Rosenheim bietet weiterhin ihre Hilfe an: Betroffene des Zugunglücks, vor allem also Fahrgäste aus den Unfallzügen, können unter  0174/ 843 47 27 (heute, 9-17 Uhr) Hilfe und Beistand suchen.

 

 

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