Wie Bayerns Politiker auf die Tragödie reagieren

Sichtlich erschüttert gedenken Helfer und Politiker der Opfer in Bad Aibling – die Aufräumarbeiten laufen derweil auf Hochtouren.
S. Dobel, P. Winterer |
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Trauerbeflaggung am Marienplatz in Bad Aibling – davor die Dienst-Limousinen der Politiker.
dpa Trauerbeflaggung am Marienplatz in Bad Aibling – davor die Dienst-Limousinen der Politiker.

Bad Aibling - Dieser Aschermittwoch ist geprägt von Trauer. Sie eint die Politik, die sich sonst an diesem Tag ja einen ritualisierten Politschlagabtausch liefert. Doch der ist abgesagt worden. Es ist eine sonderbare Mischung: Am Tag nach dem verheerenden Zugunglück von Bad Aibling trauen viele Menschen um die Toten, gleichzeitig laufen an der Unfallstelle schon fast routiniert die Aufräumarbeiten. Für Gefühle ist bei diesem Job wenig Platz. Experten forschen intensiv nach der Ursache. Wie konnte es trotz moderner Sicherheitstechnik im Bahnverkehr passieren, dass zwei Züge frontal zusammenstoßen?

Das weiß derzeit noch niemand. Ohnehin steht der Mittwoch vor allem im Zeichen der Trauerarbeit. An der Mariensäule vor dem Rathaus von Bad Aibling haben die Menschen Blumen niedergelegt. Dutzende Kerzen wurden von Wind und Regen gelöscht. Passanten bleiben stehen, halten inne. „Das Land trauert“, sagt Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, der am Vormittag mit einem großen Tross an Politikern, auch von der SPD und den Grünen, an den Unglücksort gekommen ist. „Es ist eine Tragödie für das ganze Land“, sagt Seehofer sichtlich erschüttert und trägt sich in ein Kondolenzbuch ein.

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Erst sprechen Seehofer und andere Spitzenpolitiker im Rathaus fast eineinhalb Stunden hinter verschlossener Tür mit den Helfern von Feuerwehr, Rotem Kreuz und anderen Organisationen, die in orangefarbenen und gelben Warnwesten gekommen sind. 700 Helfer waren tags zuvor im Einsatz gewesen, um die vielen Verletzten aus dem unwegsamen Gelände auszufliegen oder über den Mangfallkanal in Sicherheit zu bringen. Ausführlich lässt sich der Ministerpräsident berichten, wie die Arbeit gelaufen ist, ob die Helfer auch alle Geräte und Ausrüstung haben, die sie brauchen.

Danach fährt der Tross weiter zum Unglücksort. Vier Kränze und Blumengebinde mit weiß-blauen und weiß-roten Trauerschleifen werden niedergelegt. Dann verharren die Politiker zusammen mit Helfern hauptsächlich vom Technischen Hilfswerk (THW) minutenlang in stillem Gebet an der Stelle, wo sich die Triebwagen der beiden Nahverkehrszüge ineinander verkeilt haben. Im eisigen Wind flattern die Schleifen der Gebinde. „Man ist ganz verstört, wenn man diese Bilder noch mal sieht, diese Knäuel“, sagt Seehofer, inzwischen wieder im Rathaus angekommen. Die Knäuel zu entwirren, ist nun die Arbeit der Techniker.

Der AZ-Newsblog zum Zug-Unglück in Bad Aibling zum Nachlesen

Schon am Dienstag war die Oberleitung entfernt worden. Jetzt fällt das THW einige Bäume. Von beiden Seiten sind riesige knallrote Kräne herangefahren – „DB Netz Notfalltechnik Multitasker 1200“ steht auf einem. Am späten Nachmittag wird einer der hinteren Zugteile unter lautem Krachen vom Kran angehoben und wieder zurück aufs Gleis gesetzt.

Bis man zu den zerfetzten Triebwagen vordringen kann, vergeht nach Einschätzung des Feuerwehr-Einsatzleiters Wolfram Höfler noch mindestens ein Tag.

Ein eisigkalter stürmischer Wind und immer wieder einsetzende Schneeschauer machen die ohnedies schwierige Arbeit nicht leichter.

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