Kritik an Strauß-Büste: "Walhalla ist kein CSU-Memorial für Markus Söder"
Zwei Plätze sind in der Ruhmeshalle Walhalla bei Donaustauf (Kreis Regensburg) noch frei: Die sollen Hannah Arendt und Franz Josef Strauß besetzen. Unklar ist aber noch, wer die geplanten Büsten bezahlt.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat bei der Klausurtagung seiner Landtagsfraktion im oberfränkischen Kloster Banz am Dienstag verkündet, dass die jüdisch-deutsch-amerikanische Philosophin Arendt sowie der langjährige CSU-Chef und Ministerpräsident Strauß in die Ruhmeshalle kommen sollen.
"Die mit der Anfertigung und Aufstellung der Büste verbundenen Kosten werden traditionell nicht vom Freistaat Bayern, sondern von an der Aufstellung interessierten Persönlichkeiten und Vereinigungen getragen", heißt es auf der Website des zuständigen bayerischen Kunstministeriums.
Wer das für Arendt und Strauß übernimmt, ist aber offenbar noch nicht entschieden. "Die Kostenübernahme wird geklärt", heißt es auf eine entsprechende Frage aus dem Ministerium.
Blume (CSU): "Beide Persönlichkeiten stehen für das, was Bayern ausmacht"
Während das Ministerium für Arendt eine ausführliche Begründung liefert, verweist man im Fall Strauß nur auf die Äußerungen Söders. Der Ministerpräsident hat auf der Plattform X Strauß als "Gründervater des heutigen modernen Bayerns" und Arendt als "Kämpferin für Freiheit, Gleichheit und Demokratie" bezeichnet.
Kunstminister Markus Blume (CSU) sagt auf AZ-Anfrage zur Begründung: "Beide Persönlichkeiten stehen sinnbildlich für das, was Bayern ausmacht: kraftvolles Gestalten, brillantes Denken, mutiges Handeln. Sie komplettieren unseren bayerischen Olymp des Erinnerns."

"Beide sind prägend und für mich leuchtende Vorbilder", sagt Blume. "Strauß ist der Vater des modernen Bayern, 'Praktiker der Freiheit' und erst der dritte Politiker neben Otto von Bismarck und Konrad Adenauer, der in der Walhalla aufgenommen wird. Arendt ist als Vordenkerin gegen Totalitarismus und 'Philosophin der Freiheit' eine der größten politischen Theoretikerinnen des 20. Jahrhunderts."
Fürth findet: Erhard statt Strauß sollte nach Walhalla
Protest gegen Strauß kommt derweil nicht nur von den Freien Wählern, deren Kulturexperte im Landtag, Julian Preidl, kritisiert hatte, die Walhalla sei "kein CSU-Stammtisch und kein Fanclub für Ministerpräsidenten".
Auch die Chefin der Grünen-Landtagsfraktion Katharina Schulze sagte der AZ: "Die Walhalla ist kein CSU-Memorial für Markus Söder."

Und in Fürth sähe man mit dem zweiten Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU) lieber den berühmtesten Sohn der Stadt verewigt. Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) sagte dem BR, eine Entscheidung für Strauß und gegen Erhard wäre eine "große Peinlichkeit" für die Staatsregierung und den gesamten Freistaat Bayern. Erhard habe es geschafft, zum Bundeskanzler gewählt zu werden, was Strauß angestrebt, aber nicht erreicht habe (AZ berichtete).
Das sagen AZ-Leser
Im Internet diskutieren auch die AZ-Leser die Personalie Strauß. "FJS hat sich um Bayern verdient gemacht und sollte einen Platz in der Ruhmeshalle bekommen", findet etwa einer. Ein anderer hingegen schreibt: "FJS in der Walhalla, ernsthaft? Weder war er ein Monarch, noch ein Gelehrter. Er war nur ein MP.
Dass Adenauer als erster Bundeskanzler dort ist, kann ich ja noch nachvollziehen. Dieser Personenkult um FJS ist langsam nervig. Wir haben schon einen Flughafen, der nach ihm benannt ist."
