Heute verpufft das Rauchverbot

Gelingt die Quadratur des Kreises? - Ein Nikotin-Gipfel im Umweltministerium soll die Voraussetzungen schaffen, unter denen im Bierzelt weiterhin gequalmt werden könnte. Von Gesetzesänderung bis zum Verbot ohne Strafe - sechs Szenarien und ihre Chancen:
von  Abendzeitung
Auf der Wiesn wid weiter geraucht werden.
Auf der Wiesn wid weiter geraucht werden. © Martha Schlüter

MÜNCHEN - Gelingt die Quadratur des Kreises? - Ein Nikotin-Gipfel im Umweltministerium soll die Voraussetzungen schaffen, unter denen im Bierzelt weiterhin gequalmt werden könnte. Von Gesetzesänderung bis zum Verbot ohne Strafe - sechs Szenarien und ihre Chancen:

Eins ist klar: Wenn sich am Donnerstag um 15.30 Uhr im Umweltministerium Verbraucherschutzminister Otmar Bernhard mit Innenminister Joachim Herrmann, Oberbürgermeister Christian Ude, den Wirtschaftreferenten Reinhard Wieczorek und KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle zum Wiesn-Raucher-Gipfel mit den Wirten Toni Roiderer, Hanns-Werner Glöckle und Peter Schottenhamel treffen, steht das Rauchverbot endgültig auf der Kippe: „Wir werden in diesem Treffen Spielräume im Rahmen des bestehenden Gesetzes ausloten“, hieß es dazu aus dem Umweltministerium.

Nach AZ-Informationen gehen die Vorstellungen der Verhandlungsführer dabei allerdings so weit, dass nicht nur auf Balkonen und in den Biergärten, sondern sogar im Inneren der großen Bierzelte in diesem Jahr weiterhin geraucht werden darf – das Rauchverbot droht vollends zu verpuffen.

Die AZ stellt die sechs möglichen Szenarien vor – sowie die Wahrscheinlichkeit, mit der sie Wirklichkeit werden könnten.

Szenario 1: Raucherbereich

Ähnlich wie in vielen Wirtschaften könnten Raucher in bestimmten „Raucherecken“ so viel qualmen, wie sie wollen: „Das wäre eine absurde Lösung, da sich der Rauch im Zelt verteilen würde“, sagt Blume-Beyerle.
Wahrscheinlickeit: 5 Prozent

Szenario 2: Raucherzelt

Seit Jahrzehnten wird diese Alternative in München heiß diskutiert. Platz für ein zusätzliches Zelt steht auf dem Festgelände allerdings nicht zur Verfügung. „Ich glaube allerdings nicht, dass sich einer der 14 Wirte auf diese Lösung einlassen würde“, sagt Blume-Beyerle.
Wahrscheinlichkeit: 5 Prozent

Szenario 3: Gesetzesänderung

„Köln hat zur Karnevalszeit Brauchtums-Veranstaltungen auch geschützt und das Rauchverbot ausgesetzt“, sagt Wirte- Sprecher Toni Roiderer. Die Bayern tun sich damit allerdings schwer: „Im Rahmen des Gesetzes ist das nicht machbar“, erklärt Roland Eichhorn vom Umweltministerium. Da eine Gesetzesänderung nicht in Frage kommt, wird’s damit eher nichts.
Wahrscheinlichkeit: 0 Prozent

Szenario 4: Qualmen im Biergarten

Den Rauchern die Möglichkeit geben, ihre Zigarette im Freien zu rauchen und anschließend ins Zelt zurückzukehren, halten die meisten Wirte für die praktikabelste Lösung. Und auch Otmar Bernhard liebäugelt mit dieser Alternative: „Es wird darüber geredet, was rausgelagert werden kann, um Platz für Raucher zu schaffen“, hieß es beim Ministerium.
Für diese Alternative spricht auch, dass einige Wirte bereits Anträge bei der Stadt eingereicht haben, um ihre Balkone zu Raucherflächen ausweiten zu dürfen.
KVR-Chef Blume-Beyerle steht der Lösung trotzdem ablehnend gegenüber: „Die Zeit reicht kaum aus, um alle Fragen, die sich durch bauliche Veränderungen ergeben, noch zu prüfen.“
Wahrscheinlichkeit: 70 Prozent

Szenario 5: Rauchzeiten

„Wenn beispielsweise zur Mittagswiesn das Rauchen verboten, danach aber erlaubt ist, könnte ich damit leben“, sagt Wiesn-Wirt Sepp Krätz vom Hippodrom. Sein Kollege Peter Schottenhamel verweist aber darauf, dass kalter Rauch nur sehr schwer aus dem Bierzelt zu bekommen ist.
Wahrscheinlichkeit: 30 Prozent

Szenario 6: Verbot ohne Strafe

Schon in den ersten sechs Wochen des neuen Jahres gab’s für Raucher in Gaststätten eine Schonfrist. „Diese Lösung wäre auch für die Wiesn heuer ein gangbarer Weg“, sagt KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle.
Das Verblüffende: Auch aus dem Umweltministerium war am Mittwoch zu vernehmen, dass die Kontrolleure auf der Wiesn lediglich mündliche oder schriftliche Ermahnungen statt Bußgelder für Raucher aussprechen könnten. „Das wäre ein Spielraum, den das Gesetz zulässt“, erklärt Ministeriums- Sprecher Robert Eichhorn.
Wenn dann auch noch die Wirte auf großen Hinweisschildern und ihren Speisekarten darauf hinweisen, dass das Rauchen in ihrem Bierzelt verboten ist, könnten beide Seiten mit der Übergangslösung gut leben.
Wahrscheinlichkeit: 80 Prozent

Daniel Aschoff

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