Biergarten-Comeback am Tegernsee: Kult-Gasthof feiert Wiedereröffnung

Audio von Carbonatix
In Bayern ist wieder Biergartenwetter. Genau die richtige Zeit also für die Wiedergeburt des Gasthofs zur Post mit größerem Biergarten – beschattet von seinen Kastanienbäumen.
Wie wichtig der Gasthof für die Gemeinde Bad Wiessee am Tegernsee ist, beschreibt Bürgermeister Robert Kühn (SPD) im Gespräch mit der AZ so: "Es ist unsere Ortsmitte, unsere Dorfwirtschaft."
Wirtshaus gehört zum Herz der Gemeinde
Das Wirtshaus gehört neben dem Rathaus und dem alten Postamt rund um den Linden- und Dourdanplatz zum Herz der Gemeinde. Als der alte Pächter Kurt Geiß Ende 2022 nach mehr als drei Jahrzehnten aufhörte, wollte Bad Wiessee den Gasthof nicht einfach verkaufen.

Stattdessen folgte ein Umbau: Die Arbeiten daran dauerten fast zwei Jahre, verschlangen laut Kühn rund 23 Millionen Euro – eine Abschlussrechnung gibt es noch nicht.
Die Schwierigkeit am Projekt: Wegen der denkmalgeschützten Wirtsstube konnte nicht einfach neu gebaut werden. Seit Ende Juli sind die Pforten aber wieder geöffnet.
Neues Wirtspaar hat den Gasthof schon seit 2021 im Auge
Der neue Pächter: die Brauerei Aying. Kühn zufolge gab es einen Wettstreit zwischen dem Brauhaus Tegernsee und Aying. Die Brauerei hat wiederum die neuen Wirte ausgesucht: Steffen und Bettina Seibert.
Die waren auf den Gasthof bereits 2021 aufmerksam geworden, wie Steffen Seibert der AZ sagt: "Wir hatten über einen Kollegen die Info bekommen, dass Kurt Geiß aufhört."
Wegen der Corona-Pandemie hatte das Paar beschlossen, sich breiter aufzustellen – in einer Großstadt oder einer Urlaubsregion. Im Dezember 2024 stand schließlich der Vorvertrag. Seitdem ist die Familie in die Neuauflage des Gasthofs involviert.
Jetzt ist mehr Platz für die Gäste
Der Plan für den Umbau stand zwar schon lange vorher fest: Laut Kühn sind etwa die Küche sowie die Schenke viel zentraler, sodass die Mitarbeiter nur kurze Laufwege haben. Und der Saal ist deutlich kleiner, damit mehr Parkplätze gewonnen und der Biergarten vergrößert werden konnte.
Seibert zufolge konnte das Paar die Hotelzimmer und den Eingangsbereich aber trotzdem mit seiner eigenen Handschrift versehen: "Es ist alles Natur-Eichen-Dekor, aber nicht verschnörkelt, sondern relativ geradlinig." Alpenländisch, aber aufgelockert, ein bisschen moderner.
Traditionelle Gerichte mit modernen Interpretationen
Und dazu gibt es: die bewährt-beliebten Wirtshausgerichte, ergänzt mit ein paar modernen Interpretationen wie etwa einer veganen "Terriaki Aubergine" (17,90 Euro) oder einem "Superfood Salat" (15,90 Euro). Der klassische Schweinsbraten liegt bei moderaten 16,90 Euro, der Tafelspitz bei 18,90 Euro.
Das Geschäft ist laut Seibert gut angelaufen. Aber: "Ich glaube, es wäre die erste Neueröffnung gewesen, wo es ohne Sand im Getriebe losgegangen wäre."

Denn der Gasthof zur Post kämpft mit demselben Problem wie viele Betriebe in der Gastro-Branche: Mitarbeiter unterschreiben Arbeits- und Mietverträge – aber treten die Stelle nie an, sind nicht mehr erreichbar. "Es sind nicht viele gewesen, aber wenn es halt zwei, drei sind, dann ist das unschön", sagt Seibert.
Betreiber stehen aktuell unter Vollbelastung
Gerade, weil die Mitarbeitersuche anfangs sehr gut gelaufen sei. Ersatz sei zwar schon gefunden, aber der habe wiederum auch Kündigungsfristen. Für das Team macht das die Anfangszeit deutlich stressiger.
"Erstmal müssen sich alle einspielen", sagt Seibert. Trotzdem meistere sein Team die Vollbelastung "super". Momentan hat er 43 Mitarbeiter. Bis Mitte September sollen es rund 60 werden.

Auf die volle Gästekapazität ist der Betrieb erstmal nicht ausgelegt: "Wir fahren momentan ein bisschen mit angezogener Handbremse."
Betrieb nimmt langsam Fahrt auf
Der neue und größere Biergarten etwa, der sich laut Seibert eines Tages bei 350 Plätzen einpendeln soll, ist derzeit für knapp 200 Gäste bestuhlt. "Weil die Arbeitsabläufe noch nicht so sitzen und den Gästen auch nicht geholfen ist, wenn sie ewig lang aufs Essen warten", erklärt der Wirt. Er wolle seine Mitarbeiter durch zu viel Stress nicht "verheizen".
Auch wenn der Betrieb schon läuft, ist der Umbau noch nicht ganz abgeschlossen: "Der Saal ist in der Endfertigstellung", sagt Bürgermeister Kühn. Im Laufe des Septembers soll er zum Einsatz kommen. Bis zum Weihnachtsgeschäft, nimmt sich Seibert vor, soll sich der Betrieb stabilisieren. Und dann? Kühns Ziel: "Dass viele Gäste kommen, guter Bierumsatz ist und dass alle glücklich wieder rausgehen."