"Es muss nicht immer der Tegernsee sein": Bayerns Tourismus-Zukunft

Wirtschaftlich ist die Tourismusbranche in Oberbayern ein Schwergewicht. Jeztt gibt es neue Zahlen, die das untermauern. Der Plan für die Zukunft: auch unbekannte Ziele besser bewerben – und besser anwerben.
Maximilian Neumair |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Wäsche hängt auf einem Campingplatz am Chiemsee auf der Leine vor einem Wohnmobil. Die Tourismusbranche will die Gästezahlen bayernweit besser verteilen.
Wäsche hängt auf einem Campingplatz am Chiemsee auf der Leine vor einem Wohnmobil. Die Tourismusbranche will die Gästezahlen bayernweit besser verteilen. © Uwe Lein/dpa
Carbonatix Pre-Player Loader

Audio von Carbonatix

Das tiefe Corona-Tal ist überwunden – der Berg bis an die Spitze der Übernachtungsrekorde wurde wieder erklommen. Das zeigen die neuesten Zahlen einer gemeinsamen Studie des Verbands Tourismus Oberbayern München (TOM), der IHK für München und Oberbayern sowie des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Bayern.

Seit 2019 - dem letzten regulären Jahr vor Corona – ist die Zahl der Übernachtungen demnach um 3,7 Prozent auf knapp 55 Millionen gestiegen. Und auch der Bruttoumsatz ist gewachsen: von rund 15 Milliarden Euro auf knapp 17 Milliarden Euro (10,7 Prozent) – das entspricht etwa sechs Prozent des oberbayerischen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Tourismus-Oberbayern-München-Präsident: "Oft wird der Tourismus unterschätzt"

Die Tourismusbranche erwirtschaftet somit mehr Geld als bayerische Unternehmensschwergewichte wie Infineon oder BSH Hausgeräte (jeweils rund 15 Milliarden Euro Gesamtumsatz). Und bietet mehr Vollzeit-Arbeitsplätze (knapp 180.000) als die Allianz (ca. 156.000) und die BMW Group München (ca. 155.000).

Klaus Stöttner, TOM-Präsident, sagt dazu: "Oft wird der Tourismus unterschätzt." Dabei sei er eine tragende Säule für Wohlstand in Oberbayern. Denn: "Wir schaffen Lebensräume mit dem Tourismus. Es kommen nicht umsonst Firmen wie Apple oder Microsoft nach München."

Viele Gäste in Oberbayern, aber ungleich verteilt

Die Studie zeigt, wie viele Menschen in Bayern das touristische Angebot in ihrer Nähe nutzen: Fast die Hälfte des Umsatzes entfällt auf Tagesbesucher. Deren Zahl habe zwar im Vergleich zu 2019 abgenommen, aber dafür geben jene, die kommen, pro Kopf mehr aus.

Denise Amrhein, Vorsitzende des Fachausschusses Tourismus bei der IHK für München und Oberbayern, sagt: "Oberbayern steht auf der Beliebtheitsskala in- und ausländischer Gäste weiterhin ganz weit oben, auch wenn es regional natürlich Unterschiede gibt."

Das heißt: Die Gäste kommen zwar, aber verteilen sich zu wenig. In Zahlen drückt sich das so aus: In Landkreisen wie Ebersberg und Pfaffenhofen gibt es drei Übernachtungen pro Einwohner, in der Zugspitzregion sind es 56.

"Wir haben so viele Schätze in Bayern"

Die Tourismusbranche müsse deshalb die weniger bekannten Ziele besser in Szene setzen, sagt Amrhein. "Das kann auch helfen, Hotspots zu entlasten und Besucherströme wirksam zu entflechten." Oswald Pehel, der TOM-Geschäftsführer, ergänzt: "Wir haben so viele Schätze und Perlen in Bayern, es muss nicht immer der Tegernsee sein."

Ein Segelboot schwimmt auf dem Tegernsee. Der ist einer der typischen Hotspots in Oberbayern.
Ein Segelboot schwimmt auf dem Tegernsee. Der ist einer der typischen Hotspots in Oberbayern. © Peter Kneffel (dpa)

Um diese Perlen erreichen zu können, muss aber auch die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln verbessert werden. Der Verband TOM bewirbt diese zwar bereits. Aber bei der letzten Meile hapert’s. Das heißt, es braucht mehr und bessere Angebote, um vom Bahnhof zum eigentlichen Ziel zu kommen.

Hotellerie und Gastro stehen unter einem hohen Kostendruck

Christian Bär, der oberbayerische Bezirksvorsitzende von Dehoga Bayern, weist zudem darauf hin, dass die Zahlen nicht die ganze Geschichte erzählen: "Die Bruttoumsätze zeigen in der Hotellerie mit 13,2 Prozent und in der Gastronomie mit 15,2 Prozent zwar einen deutlichen Anstieg auf, jedoch sind diese Zahlen nicht inflationsbereinigt."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Hotellerie und Gastronomie litten unter einem hohen Kostendruck, etwa durch den Anstieg der Tariflöhne, Energie- sowie Warenpreise. "Zusätzlich haben auf der Seite der Gäste viele aufgrund der wirtschaftlichen Lage weniger Mittel zur Verfügung, sodass sich die Schere zwischen steigenden Kosten und geringer werdenden Einnahmen immer weiter öffnet."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.