Persönlich stilprägend
"Bayern 3-Kultabend" wird die Sendung selbstbeweihräuchernd heissen, aber mit grosser Wahrheits-Chance. Alle haben sie Radiogeschichte gemacht und sie vereinen sich wieder sonntags für eine zweistündige Musiksendung, die erneut einen ganz persönlichen Stil gegen das Format-Radio setzen könnte. Die entscheidende Frage: Wie vermeidet man einen Rock-Dinosaurier-Abend mit zuviel Nostalgie? Fred Kogel gibt gleich die Antwort: "Indem man zum Beispiel erklärt, wie Led Zeppelin die Rival Sons, eine heutige Gruppe aus L. A., beeinflusst." Und Kogel erzählt, wie für ihn 1976, als 16-Jährigem, beim rituellen Waschen des roten Golfs des Vaters der "Club 15" auf Bayern3 zum Radio-Schlüsselerlebnis wurde.
James Brown srengte das Hörer-Kaffekränzchen
In der Zeit vor dem Privatradio musste man sich noch, um Rock oder Pop zu hören, einen Stundenplan machen. Sonst konnte man nur beim schlagerlastigen Hörer-Wunschkonzert anrufen und - mit etwas Glück - mal einen rockigeren Song durchsetzen. An diese Pionierleistungen in den konservativen und relativ autoritären Rundfunkstrukturen erinnert sich auch Fritz Egner, ehe er viel später seine Sendung "Fritz & Hits" bekam: "James Brown am Nachmittag gesendet, sprengte einfach das Hörer-Kaffeekränzchen", erinnert sich Fritz Egner, der mehrmals kurz vor dem Rauswurf stand.
Wie sagte der Intendant mahnend: "Bayern 3 ist als Service-Welle erfunden." Und über den amerikanischen Soldatensender: "AFN ist nicht nachahmenswert!" Aber man engagierte genau von dort einen aus Detroit, Jim Sampson: "Hörer haben lange gedacht: ,Mit dem Namen und der Musik: der ist sicher ein Neger!'" Für den Bayern 3-Kultabend verspricht er trotz Musik-Quellenforschung weiterhin für die Hörer "Neues zu entdecken - und das mit Leidenschaft!"
30 Regler statt zwei Plattenteller
Schon 2006 hat Jürgen Herrmann seinen Schreibtisch im BR geräumt und ist in den Ruhestand gewechselt: "Da haben Hörer Briefe geschrieben, wie sie ihre Plattensammlung mit mir gestaltet haben. Wenn ich jetzt wieder ans Mikro gehe, dann mit dem Spruch der Toten Hosen: das alte Fieber, die alten Lieder! - Nur, dass ich ganz spannend etwas dazu erzählen kann!" Und technisch, wenn da jetzt 30, statt sieben Regler vor einem sind und Computer statt Plattenteller? "Ich werde meinen jungen Kollegen da erstmal über die Schultern schauen!" Und der Jüngste, Kogel, ergänzt an die Hörer am Sonntag gewandt: "Bei mir ist das alles 24 Jahre her, es wird Pannen geben. Seien Sie gnädig!"
Sonntags, 20 bis 22 Uhr, Bayern 3-Kultabend.
13. 1.: Egner, Kogel, Herrmann, Sampson;
20. 1.: Fritz Egner;
27. 1.: Fred Kogel;
3. 2.: Jürgen Herrmann,
10. 2.: Egner;
17. 2.: Sampson,
24. 2.: Kogel
und am 3. März: Thomas Gottschalk
- Themen:
- Thomas Gottschalk