"GNTM": Fünf Gründe, warum Stefanie keine Supermodel wird
Köln - Am Donnerstagabend hat Stefanie aus Kaiserslautern das Finale von "Germany's Next Topmodel" gewonnen. Die 17-jährige Schülerin hat alles, was ein perfekter Casting-Star von heute braucht: Sie ist sympathisch, hübsch, und bescheiden. Zudem bewegt ihr Schicksal - sie kämpft mit einer schweren Krankheit - die Menschen. Die Jury um Heidi Klum (40, "Wonderland") deklarierte das nette Mädel von nebenan gestern zum Topmodel. Der Sieg bei der Show verspricht Ruhm, Glamour und Erfolg. Einen guten Anfang sollen ein Model-Vertrag und ein Cover für die deutsche Version der Zeitschrift "Cosmopolitan" machen. Dass es aber immer noch Mädchen gibt, die sich von der Teilnahme der Show eine rasante Model-Karriere versprechen, ist ganz schön merkwürdig.
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Mehr TV-Gesichter als Laufsteg-Models
Denn Stefanie ist nicht die erste Gewinnerin: Schon acht Siegerinnen vor ihr gab es, und ein richtiges High-Fashion-Model wurde aus keiner. Sicher, die ein oder andere arbeitet heute erfolgreich als Model. Luisa Hartema zum Beispiel, Siegerin aus Staffel sieben, lebt in New York und hat kürzlich einen großen Deal an Land gezogen: Die 19-Jährige ist das neue Gesicht von Escada. Aus den Kandidatinnen aus den Jahren zuvor allerdings sind allenfalls bekannte TV-Gesichter geworden. Lena Gercke oder Rebecca Mir moderieren zum Beispiel gerne mal die ein oder andere Sendung für ProSieben.
Probleme mit Klums Model-Agentur
Die Siegerin bei "GNTM" wird nach der Show bei Klums Vater Günther Klum unter Vertrag genommen. Bei seiner Model-Agentur ONEeins Management gab es aber schon Probleme mit einigen "GNTM"-Mädchen. Jana Beller (23), Siegerin von 2001, beklagte in einem "Bild"-Interview die Absichten der Agentur. Demnach wurde Beller von der Agentur auf Kaufhauseröffnungen und provinzielle Veranstaltungen geschickt, sagte sie. Die Model-Karriere, die Beller anstrebte, sei mit "ONEeins Management" nicht möglich gewesen. Auch die Gewinnerin von 2010, Alisar Ailabouni (25), und die Kandidatinnen Luise Will und Hannah Nietsche (28) arbeiten laut "Bild" nicht mehr mit der Agentur zusammen.
Die Show ist pures Entertainment
Das Format "Germany's Next Topmodel" ist auch gar nicht darauf ausgelegt, Supermodels auszubilden. In der Show geht es vor allem um Entertainment, das heißt der Unterhaltungsfaktor steht im Vordergrund. Schicksale à la junge Mutter oder schwere Krankheit werden gerne ausgeschmückt, um die Kandidatinnen interessanter zu machen. Pubertäre Zickereien zwischen den Mädchen werden dermaßen auf die Spitze getrieben, dass man eher das Gefühl hat, im Schullandheim anstatt in einer Model-Show gelandet zu sein. Eine Kandidatin von 2008, Anna Vanessa Hegelmaier, bringt es auf den Punkt: "Die Frage ist, wofür das Ganze produziert wird. Die machen das ja nicht, um jemandem zu helfen, sondern um zu unterhalten", sagte sie "Bunte.de". Hegelmaier stieg bei "GNTM" aus und landete somit auf Platz neun. Heute ist sie tatsächlich ein Topmodel und läuft für Louis Vuitton oder Dolce und Gabbana.
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Keine Chance in der echten Model-Szene
Bis auf ein paar Ausnahmen hat keine Kandidatin und schon gar keine Gewinnerin den Sprung ins wahre Model-Leben geschafft. Dass sich die Show und das tatsächliche Model-Leben stark unterscheiden, ist kein Geheimnis. Die großen Designer suchen natürliche, unverbrauchte Gesichter und keine Allround-Talente wie Model-Mama Klum, die selbst bei einer Casting-Show entdeckt wurde. Wie Juror Wolfgang Joop (69) es in der Show treffend formulierte, "muss sich [ein Model] in der Modewelt als nackte Leinwand präsentieren". Auf den Catwalks in Paris oder New York braucht wohl keiner eine junge Schönheitskönigin, die in drei Sätzen erklären kann, warum sie das Zeug zu "Germany's Next Topmodel" hat.
Schlechter Ruf von "GNTM"
Das Format um Klum und Co. hat einfach keinen guten Ruf in der Mode-Branche. Dass innerhalb von nur drei Monaten aus normalen Mädchen "Topmodels" werden sollen, ist schon fraglich genug. Dass der Zuschauer die komplette Entwicklung der Kandidatinnen aber mit verfolgen kann, nimmt den Charakteren die letzte Spur von Authentizität und Echtheit. Sicherlich war auch der Weg einer Claudia Schiffer (43) oft hart und steinig, der Unterschied ist aber: Sie ist ihn ohne Zuschauer gegangen. Durch ihre Teilnahme an der Casting-Show legen die jungen Mädchen eine gewisse Naivität an den Tag. Sie zeigen die Bereitschaft, sich öffentlich erniedrigen zu lassen. Wo ist da der Zauber? Die Show wirkt wie eine Ausbildung für Trash-Formate wie das Dschungelcamp. Larissa Marolt (21), Fiona Erdmann (25) oder Sarah Knappik (27) träumten allesamt einmal vom Modeln - gelandet sind sie früher oder später alle im Dschungel.