Zutritt verboten: Die Ruine-Sedlmayer-Halle
Die Basketballer des FC Bayern arbeiten weiter am Umzug in die Rudi-Sedlmayer-Halle. Die AZ hat sich vor Ort umgeschaut
München - Bäume, noch kahl und dürr vom Winter, tasten sich an die silbernen Panele der Dachkonstruktion über der Rudi-Sedlmayer-Halle heran. Ein Eichhörnchen huscht über einen Vorsprung, Vögel rascheln und zwitschern im gelblich braunen Gras.
Die Natur möchte sich die Basketball-Halle der olympischen Spiele von 1972 zurückholen. Und wenn nicht der FC Bayern mangels Alternative dort in der kommenden Saison der Basketball-Bundesliga (BBL) spielen wollte – dann nähme der Verfall des seit 2003 offiziell geschlossenen Prunkbauwerks vergangener Jahrzehnte sicher weiter seinen Weg.
Das Sportamt München untersagt derzeit den Zutritt zur Halle, wohl aus gutem Grund. Drinnen sieht es an vielen Stellen aus wie in einer Ruine. Staub bedeckt den Boden, Putz bröckelt und Steckdosen wie Lampen hängen halb herausgerissen aus der Wand. Die Glasscheiben am Rundgang um die Halle sind milchig grau vom Schmutz aus Jahrzehnten.
Zwischen drei (laut Präsident Uli Hoeneß) und knapp fünf Millionen Euro (laut Bürgermeisterin Christine Strobl) soll die Renovierung durch den FC Bayern kosten. Unter der Leitung von Vizepräsident Bernd Rauch evaluiert der Verein gerade mit den Hallen-Spezialisten der Firma Bögl die genauen Kosten. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Sporthallen und baut in Ulm gerade eine neue BBL-Arena. „Wir haben derzeit unendlich viel Arbeit, das ist aufreibend und anstrengend”, sagt Rauch.
Der Verein hat dabei das Glück, dass Rauch nicht als Immobilienhändler oder Anwalt Karriere gemacht hat, sondern als Architekt. „Das Verständnis für die Materie hilft uns schon”, sagt Rauch. Trotz seiner Expertise ist diese technische Phase keine leichte für die Bayern, der 67-Jährige und Geschäftsführer Thomas Oehler schieben täglich Sonderschichten in der Geschäftsstelle. Jede Kleinigkeit in der Halle, jedes einzelne Kabel muss auf seine Tauglichkeit überprüft werden.
Und es ist nicht so, dass die Ergebnisse viel Freude bereiten. „Nehmen wir mal an, wir überprüfen 1500 Leitungen”, sagt Rauch, „dann sind davon vielleicht schon 1000 kaputt.” Vieles, was Anfang der 70er Jahre im der Versammlungsstättenverordnung nicht eindeutig festgelegt war, unterliegt jetzt klaren Auflagen. „Wir müssen sicherstellen, dass zu jedem Anlass die Spieler und 7000 Zuschauer sicher in und wieder aus der Halle kommen”, sagt Rauch.
Ein wichtiges Thema sind hierbei die verschiedenen Brandabschnitte, mit automatisch schließbaren Türen und Abschottungen. In Sachen Brandschutz entspricht die Halle dem Stand und der Technologie Ende der 60er Jahre. Ähnlich wie die elektroakustische Anlage. „Jeder einzelne Lautsprecher muss funktionieren”, sagt Rauch, in der Halle selbst wie in allen anderen Räumen im Gebäude.
Bei Rauchentwicklung müssen beleuchtete Hinweisschilder den Weg nach draußen weisen, auch die Fluchttüren entsprechen nicht den Standards. Überhaupt macht der Fall eines ausbrechenden Feuers Sorgen. Das komplette Brandmeldesystem muss erneuert werden. Bis zum 15. April wollen die Bayern alles durchgeplant und die Kosten genau errechnet haben.
Dann könnten der Umbau und später der Umzug auch tatsächlich beginnen – und damit auch tatsächlich das nächste Kapitel des FC Bayern Basketball.