"Wir sind weiblicher"

MÜNCHEN Es steht eine ganz besondere Saison in der Basketball-Bundesliga (BBL) an. Mit einem Aufsteigerpaar, wie es bisher noch keines gab: Da ist der Traditionsverein aus Dirk Nowitzkis Heimatstadt Würzburg, der sich nach der Neugründung wieder ganz nach oben gekämpft hat – und da ist natürlich der FC Bayern, „ein Aufsteiger der ganz eigenen Art“, sagt BBL Geschäftsführer Jan Pommer. Nicht zuletzt wegen der Präsenz der Bayern mutmaßt er: „Das wird vielleicht die beste Saison die wir je hatten.“
Bis 2020 will Pommer die BBL zur Liga Nummer eins in Europa machen – was Zuspruch (derzeit liegt die Liga hier mit 4051Zuschauern auf Platz zwei) betrifft, Etats der Mannschaften (im Moment im Schnitt 3,2 Millionen Euro) und auch sportliche Qualität. Noch liegt die spanische Liga in fast allen Belangen vor der deutschen. Aber Pommer weiß: „Sechs Vereine mussten schon Insolvenz anmelden.“ In Deutschland sollen strenge Lizenzierungsverfahren Derartiges vermeiden.
Eine Schlüsselrolle auf dem Weg an die europäische Spitze nimmt dabei der FC Bayern ein. „Wir werden von der Markenstrahlkraft des Vereins besonders profitieren“, sagt Pommer, „über 98% Prozent aller deutschen kennen Bayern.“ Mit der vom Fußball bekannten Zugkraft der Marke möchte Pommer „vage Interessenten zu Fans“ machen, denn: „Zum FC Bayern hat jeder eine innere Haltung – der Verein polarisiert einfach.“
Mit dem ebenfalls bundesweit bekannten Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß habe der Sport „einen Zeugen für seine Güte gefunden“, sagt Pommer.
Ein Ziel der Liga ist es, auf absehbare Zeit am Handball in Sachen Popularität vorbeizuziehen. Zwar hatten die Basketballer vergangene Woche aufgrund Dirk Nowitzkis Anwesenheit in der Olympiahalle mit 12 200 deutlich mehr Zuschauer vor Ort als die Handballer – mit knapp 8600 – beim Supercup am Dienstag. Im Fernsehen zugeschaut haben aber deutlich mehr Menschen beim Handball, als beim Basketball.
„Wobei das auch eine andere Zielgruppe ist“, sagt Pommer, „sie ist deutlich älter als unsere.“ Die Marktforschungsergebnisse bezüglich Basketballfans haben ergeben: „Wir sind im Schnitt weiblicher, gebildeter und besserverdienender.“ Und äußerst medienaffin: „Unsere Generation schaut nur selten Livespiele an“, sagt Pommer, „sie konsumiert mehr Inhalte und in kürzeren Abständen.“ Entsprechend will die Liga vor allem im Internet etwa mit Videoinhalten punkten.
In den Hallen rechnet Pommer mit vollen Rängen, wo auch immer der FC Bayern antritt. „Das kennt man von Berlin: Die Leute nehmen bestimmte Vereine als die Spitzenmannschaften war, deren Spiele man sich anschauen sollte.“ Er nimmt die Bayern zugleich in die Pflicht: „Sie müssen den Anspruch haben, sobald wie möglich Meister zu werden.“
Das vom FC Bayern für die erste BBL-Saison verpflichtete Personal unterstreicht genau das: Drei neue Nationalspieler, drei Oberklasse-Amerikaner.
Pommer ist sich jedenfalls sicher: „Der FC Bayern wird unserer Liga richtig Schwung geben. Dann liegt es an den anderen Vereinen, rechts einzuscheren oder das Gas bis zum Bodenblech zu geben. Ich hoffe auf Letzteres.“ Schließlich hat die BBL bis 2020 noch Großes vor.