Willkommen zum Poker
Heute laden die Bayern VfB-Manager Heldt ein, um mit ihm um Gomez zu feilschen. Sie wollen sehen, was machbar ist, ob sie Gomez sofort holen oder erst im Sommer 2009 als Nachfolger für Luca Toni.
BASEL Wenn überhaupt, dann solle es ein junger, hoffnungsvoller Stürmer sein. Ein Talent für wenig Geld, ein 18- oder 19-Jähriger. Als Ergänzung, als vierter Mann. So lauteten die Pläne der Bayern, für die Zusammenstellung des Sturms für die kommende Saison nach dem Verkauf von Jan Schlaudraff an Hannover.
Nun ist alles anders. Gelegenheit macht gierig. Manchmal muss man einen Transfer tätigen, allein um schneller als die Konkurrenz zu sein – wie im Fall Mario Gomez (22). Der Nationalstürmer vom VfB Stuttgart wäre schon nach der EM zu haben. Eile ist geboten, Juventus Turin und der FC Barcelona sind interessiert. Da spielt es auch keine Rolle, dass Gomez in den ersten drei EM-Spielen enttäuscht hat.
Nun machen die Bayern ernst: Heute treffen sich Verantwortliche beider Klubs nach vorangegangenen Telefonaten zum ersten Mal, um konkret zu verhandeln. Das bestätigte Stuttgarts Aufsichtsratsvorsitzender Dieter Hundt. „Die Bayern haben uns eingeladen, und wir haben angenommen. Horst Heldt fährt nach München“, sagte Hundt. VfB-Sportdirektor Heldt hat einen klaren Auftrag: Pokern. „Gomez hat einen Marktwert, an dem wir uns in Verhandlungen orientieren“, sagte Heldt in „Sport-Bild“. Und „Er hat Vertrag bis 2012. Wir haben nicht vor, ihn abzugeben.“ Was man eben so sagt, wenn man gute Preise erlösen will.
Die Bayern wollen sehen, was machbar ist, ob sie Gomez sofort holen oder erst im Sommer 2009 als Nachfolger für Luca Toni (30), der immer wieder betont, seine Karriere in Italien beenden zu wollen – allerdings nicht erst nach Vertragsende bei Bayern im Jahre 2011. Alles eine Frage der Ablöse. Oder gar eines Verrechnungsgeschäfts mit Lukas Podolski, an dem der VfB schon letztes Jahr Interesse gezeigt hatte? Doch die Bayern blocken in Sachen Poldi ab. „Er hat noch zwei Jahre Vertrag und wird nicht abgegeben“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Heißt: Gomez wäre sehr, sehr teuer. Und würde eventuell mehr kosten als Franck Ribéry, der für 25 Millionen Euro Ablöse aus Marseille geholt wurde.
„So wie Gomez bei der EM spielt, müssen wir einen dreistelligen Millionenbetrag für ihn bekommen“, sagte Hundt, der Aufsichtsratschef des VfB. Hohn mit ernstem Hintergrund: Unter 20 Millionen Euro würden sie Gomez nicht zu Bayern ziehen lassen. ps