Werbestar und "Mamas Liebling"
Marketing-Experte Kürbs erklärt, wieso sich NBA-Champion Nowitzki mit Werbung doch eher schwer tut.
AZ: Herr Kürbs, wie wirkt sich Nowitzkis erster NBA-Titel auf seinen Werbewert aus?
UDO KÜRBS: Sein Werbepartner ING DiBa hat angekündigt, noch mehr auf ihn setzen zu wollen. Er wird ein Dutzend Angebote bekommen, und die liegen je so bei einer halben Million Euro. Michael Schumacher kommt schon mal über eine Million, aber bei Nowitzki geht es um Basketball, das darf man nicht mit Fußball oder Formel1 vergleichen.
Ist er ein Typ, zu dem mehrere Werbepartner passen?
Er ist kein Selbstdarsteller, kein Angeber, sondern sehr bodenständig, der große Junge von nebenan, der als cooler, lockerer Typ rüberkommt. Fünf Verträge sind die Obergrenze, um glaubwürdig zu bleiben, insofern wird er sich ein, zwei neue Sachen rausgucken.
Für welchen Werbebereich ist er interessant?
Eher für einfache Produkte des normalen Hausgebrauchs wie Klamotten, Reisen, Müsli, Erfrischungsgetränke als für Klassisches wie Ferrari, Porsche oder Banken. Die DiBa ist schon grenzwertig, weil er diesen sehr lockeren, abgeklärten, unhektischen Eindruck macht. Kosmetik wie bei Jogi Löw kommt nicht in Frage. Ein wenig ist Nowitzki vergleichbar mit Sebastian Vettel.
Inwiefern?
Der kommt ähnlich rüber, ist auch Mamas Liebling. Wobei es nicht einfach ist, Vettel als Held rüberzubringen. Der wirkt einfach zu brav, zu lieb, gewinnt zwar alles, aber wenn ich Sponsor wäre, würde ich Vettel nicht einkaufen. Er versucht an seinem Image etwas zu machen, lässt sich einen Bart wachsen wie das Nick Heidfeld auch probiert hat, aber das klappt nicht. Im Moment ist er noch der Bubi. Nowitzki ist nicht der Bubi, weil er zu groß ist, wirkt aber auch lässig, cool und nett.
Ist Nowitzki auch für den US-Markt geeignet?
Er ist dort fast nicht bekannt! Das ist verrückt. Ihn dort zu vermarkten, stelle ich mir verdammt schwer vor.
Was glauben Sie: Wie viele Deutsche kennen Nowitzki?
Vielleicht 50 Prozent der Sportinteressierten. Wenn er Fußballer wäre und WM gespielt hätte! Mesut Özil oder Thomas Müller sind wesentlich schneller bekannt geworden, weil Nowitzki in Deutschland nicht im Fernsehen gelaufen ist! Das bremst die Popularität. Ein Wettbewerbsnachteil.
Wird Nowitzki nun größer in die Werbung einsteigen?
Glaube ich nicht. Er kriegt da drüben zwölf Millionen Dollar pro Jahr, und das nicht erst seit heute. Es wird keinen Boom mit ihm geben. Er ist nicht der Typ, der sich total vermarkten lässt, da gibt es andere. Man macht das ja nicht, um sich im Fernsehen zu sehen, sondern um Geld zu verdienen – wie Boris Becker, der Blumen züchtet und mit der Gießkanne tanzt.