Vierschanzentournee: Warum Wellinger bessere Chancen hat als Freitag
München - Sven Hannawald ist der letzte Deutsche, der die Vierschanzentournee gewann. Das war vor über 15 Jahren, 2002. Seitdem warten die deutschen Fans auf einen Nachfolger. Aktuell stehen die Chancen so gut wie lange nicht mehr.
Denn zum Auftakt der 66. Vierschanzentournee, die am Freitag mit der Qualifikation in Oberstdorf beginnt, gelten zwei DSV-Adler als Favoriten. In der AZ stellt der viermalige Tournee-Sieger Jens Weißflog die deutschen Springer vor und erklärt, wer Hannawald beerben könnte.
Richard Freitag: Favorit mit dem Gelben Trikot
Richard Freitag (Weltcup-Platzierung: 1.): Dreimal Sieger, zweimal Zweiter. Freitag springt die Saison seines Lebens – und überrascht auch die Experten. "Dass er es kann, hat er ja schon immer wieder mal nachgewiesen. Aber so beständig wie jetzt war er noch nie. Das ist schon eine Überraschung", sagt Weißflog über den Mann aus dem Erzgebirge.
Ob es zum Gesamtsieg reicht? "Das weiß ich nicht. Da gehört viel dazu. Ein Podestplatz wäre für ihn schon ein großer Erfolg", sagt Weißflog, der etwas an Freitags mentaler Stärke zweifelt. Aber: "Er reist mit dem Gelben Trikot an und muss sich deshalb auch der Favoritenrolle stellen."
Andreas Wellinger (2.): "Als Weltcupzweiter ist Wellinger nicht in der Position wie Richard Freitag, das ist aber vielleicht sogar ein Vorteil, denn er muss nicht die Bürde des großen Favoriten tragen", meint Weißflog über den Bayern.
Und er macht noch einen weiteren Vorteil aus: "Er hat auch die größere Erfahrung bei großen Wettkämpfen – so wie im vergangenen Jahr bei der WM. Da war Freitag zwar auch dabei, aber nicht in der Position, um auf die vorderen Plätze zu springen."
Eisenbichler: Reicht es für den Podestplatz?
Markus Eisenbichler (8.): Im Vorjahr mit Platz sieben Deutschlands Bester und auch bei dieser Vierschanzentournee ist er "immer für ein Top-Ergebnis gut, vielleicht sogar für eine Podestplatzierung", erklärt Weißflog. "Für die Rolle eines Favoriten reicht es aber nicht."
Karl Geiger (14.): "Er ist einer, der mich immer überrascht, weil er im Training nie das zeigt, was er im Wettkampf leistet. Da ist er plötzlich überraschend stark", erklärt Weißflog. Top-Ten-Ergebnisse sind drin, mehr nicht.
Stephan Leyhe (16.): "Ich glaube, er war im vergangenen Jahr stabiler", sagt Weißflog über den 25-Jährigen. "Woran das nun liegt, ist schwer zu sagen. Aber bei ihm sehe ich noch viel Luft nach oben."
Paschke hat Erfahrung - Schmid Talent
Pius Paschke (23.): Mit 27 Jahren ist er der Routinier im deutschen Team. "Erfahrung hat er genug", meint Weißflog über Paschke, der sein Potenzial aber nie ganz ausschöpfen konnte. "Für ganz vorne reicht es bei ihm nicht."
Constantin Schmid (31.): "Er ist der Lieblingsschüler von Bundestrainer Werner Schuster. Zumindest bescheinigt der ihm großes Talent", sagt Weißflog. Für das 18-jährige Talent gehe es jetzt darum, Erfahrung auf der großen Bühne zu sammeln.
Die nationale Gruppe: Moritz Baer, Martin Hamann, Felix Hoffmann, David Siegel und Andreas Wank absolvieren die beiden Springen in Deutschland und stehen als Ersatz bereit.
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