Vierschanzentournee: Kobayashi und Co stoppen die deutschen Adler
Es sah doch alles so gut aus für die deutschen Springer: Weltcup-Siege und Podestplatzierungen zu Saisonbeginn, Führung im Gesamt-Weltcup für den Oberstdorfer Karl Geiger - der erste deutsche Sieg bei der Vierschanzentournee schien 20 Jahre nach dem Triumph von Sven Hannawald in greifbarer Nähe.
Aber dann fand ein Spielverderber namens Ryoyu Kobayashi zu einer Form, die ihn nun beinahe unschlagbar erscheinen lässt.
Als erster Skispringer in der Geschichte der Vierschanzentournee könnte der 25-Jährige die Tournee zum zweiten Mal mit vier Siegen in Folge gewinnen. Dieses Kunststück war ihm erstmals 2019 gelungen, im Jahr zuvor hatte Kamil Stoch ebenfalls vier Siege in Serie hingelegt.
Der ewige Noriaki Kasai als Vorbild
Bei den zwei folgenden Tourneen war der Japaner jedoch nicht über die Plätze vier und sechs hinausgekommen. . .
Kobayashi, der als sein Vorbild den ewigen Noriaki Kasai nennt, ist der bislang erste Nicht-Europäer, der den Gesamtweltcup gewinnen konnte. In der vergangenen Saison hatte er den 49-jährigen Kasai als den Japaner mit den meisten Weltcupsiegen im Skispringen abgelöst.
Auch bei der Qualifikation für das dritte Springen auf der Bergisel Schanze in Innsbruck (13.30 Uhr, Eurosport und ZDF) ließ der in der Gesamtwertung der Tournee klar in Führung liegende Japaner keinen Zweifel, an seiner Eignung zum Tourneesieger: Locker und souverän sprang er bei bescheidenen Verhältnissen wie selbstverständlich mal wieder auf Platz eins. Die Deutschen Karl Geiger und Markus Eisenbichler landeten abgeschlagen auf den Rängen zehn und acht.
"Eine ganz eigene Schanze"
Neben den Top-Springern des DSV qualifizierten sich auch alle fünf weiteren Athleten für das Bergiselspringen. Severin Freund war als Sechster bester Deutscher und profitierte dabei auch vom Sommertraining in Tirol. "Bei mir hat es auf jeden Fall geholfen. Es ist eine ganz eigene Schanze, da kann es schon helfen, sich im Sommer ein Konzept zurechtzulegen", meinte Freund.
Auch Stephan Leyhe (24.), Constantin Schmid (25.), Andreas Wellinger (44.) und Pius Paschke (50.) sind in Innsbruck im Finale der besten 50 dabei.
Doch nicht nur Kobayashis beeindruckende Konstanz drückte die Stimmung in der deutschen Skisprung-Mannschaft. Drei weitere Spielverderber machen Geiger und Eisenbichler die Plätze auf dem Podium der Gesamtwertung streitig:

Marius Lindvik: Der Norweger ist dem überragenden Japaner noch am dichtesten auf den Fersen. Nur 13 Punkte liegt er als derzeitiger Tournee-Zweiter vor dem dritten Springen hinter Kobayashi - das sind umgerechnet etwas mehr als sieben Meter. Der 23-Jährige aus der Nähe von Oslo gab vor sechs Jahren sein Debüt im Weltcup und bislang stehen je drei Weltcupsiege mit dem Team sowie als Einzelspringer zu Buche. Die Tournee 2019/20 hatte er als Gesamt-Zweiter beendet. Vor zwei Jahren stellte er mit 143,5 Metern den Schanzenrekord in Garmisch-Partenkirchen ein, den Simon Ammann zehn Jahre zuvor aufgestellt hatte.
Nach schwachem Saisonbeginn zeigte Lindviks Formkurve zuletzt deutlich nach oben: jeweils Rang vier in den ersten beiden Tourneespringen.

Lovro Kos: Die Überraschung der diesjährigen Tournee. Der 22-jährige Slowene springt erst seine zweite Saison im Weltcup, hatte die vergangene Saison auf Platz 62 beendet. Beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen segelte der Mann aus Ljubljana als Dritter erstmals auf ein Weltcup-Podest. Bis auf Platz acht in Ruka waren die Top-Ten für ihn bislang nicht in Reichweite gewesen. Bislang!

Halvor Egner Granerud: Die Wundertüte im Skisprung-Zirkus. Bei dem 25-jährigen Norweger ist von Welt- bis Kreisklasse alles drin: Platz 48 in Wisla, sechs Tage später Rang zwei in Klingenthal. Der Mannschafts-Weltmeister von 2020 im Skifliegen und Gesamt-Weltcupsieger von 2021 holte im November seinen zwölften Weltcup-Sieg und ist in der ewigen Bestenliste damit der erfolgreichste Norweger.
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