Vettel-Sieg: So rastet Heppenheim aus

„Vettelheim“ feiert den Weltmeister – Sebastian Vettels dritter Titelgewinn in der Formel 1 stürzt das hessische Heppenheim in einen Freudentaumel.
von  dapd

Heppenheim - Um 18.46 Uhr bleiben am Sonntag im hessischen Heppenheim die Uhren stehen: Sebastian Vettel hat seinen dritten Weltmeistertitel in der Tasche. Und wenige Augenblicke vor dem offiziellen Ende des äußerst spannenden Formel-1-Rennens in Sao Paulo versinkt Vettels Heimatstadt in unbeschreiblichem Jubel.

„Er hat wieder einmal gezeigt, dass er in den entscheidenden Momenten ruhig und besonnen bleiben kann. Wir sind stolz auf ihn“, lautet der Kommentar eines überglücklichen Fans. Gemeinsam mit etwa 1.500 anderen hat er das nervenaufreibende Rennen in einer Heppenheimer Auto-Lackiererei verfolgt. „Es wird heute spät“, prognostiziert der Mann und blickt auf die lange Warteschlange vor dem Bier-Stand.

Dass dieses Rennen durchaus knapp werden dürfte, das war den Zuschauern im Lack-Tempel schon nach wenigen Minuten klar. Denn der Große Preis von Brasilien begann für Vettel mit einem Schock, nachdem Bruno Senna in Vettels Red-Bull-Rennauto gerast war. So gravierend war dieser Vorfall, dass der Heppenheimer Pilot schließlich ans Ende des Feldes zurückfiel. „Oh mein Gott!“- und „Nein!“-Rufe waren rund um den Lack-Tempel hörbar. Der schon sicher geglaubte Titel rückte plötzlich in ganz weite Ferne.

„Geiles“ Wechselbad der Gefühle

Doch bald ist während des Rennens wieder Jubel zu hören. Beispielsweise als Vettel den Rekord-Weltmeister Michael Schumacher überholt und vom siebten auf den sechsten Platz vordringt, auf dem er schließlich das Rennen abschließt. „Wie geil“, ruft da ein Teenager und reckt die Faust gen Hallendecke. Ein Wechselbad der Gefühle sei das, schiebt er hinterher.

In der Tat, im Vergleich zum Beginn des Rennens ist die Stimmung bestens. Wenn auch die schwierige Anfangsphase lange Zeit die Heppenheimer in ihrem Jubel zu hemmen scheint. „Das ist natürlich entsetzlich gewesen“, sagt Zuschauer Stefan Semler. Allerdings habe er die ganze Zeit weiter gehofft. Diese Hoffnung sei gerechtfertigt gewesen, denn schließlich kämpfte sich Vettel heldenhaft vom letzten Platz nach vorne. Wenig später, kurz nach dem süßen Sieg des 25 Jahre alten Formel-1-Piloten, ist Semler immer noch etwas befangen und kann gar nicht richtig glauben, was er da auf der riesigen Leinwand sieht.

Nach Ende des Rennens geht alles sehr schnell, ein paar Feuerwerksraketen erheben sich vor einem riesigen Plakat mit dem Konterfei Sebastian Vettels, aus der Musikanlage ertönt „One Moment In Time“, gesungen von Whitney Houston. Und während die Heppenheimer mitsingen und Fahnen schwenken, steht der 49 Jahre alte Michael Riefing ruhig in einer dunklen Ecke auf dem Gelände des Lack-Tempels und genießt sein Bier. „Das war wirklich eine reife Leistung. Trotz all dieser Widrigkeiten – vom Unfall am Anfang bis hin zum starken Regen – hat er das durchgezogen und ist nicht leichtsinnig geworden“, sagt Riefing und lächelt.

Heppenheimer wollen die Bundeskanzlerin sehen

Rundherum feiern sie, schreien und jubeln vor einer Großbildleinwand. In „Vettelheim“, wie die südhessische Stadt spaßeshalber von den Fans genannt wird, spricht sich schnell herum, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Glückwünsche an den Rennfahrer gesendet hat. „Mich hat es genau wie Millionen Fans begeistert, wie er sich nach schwierigem Start in die Saison in diese Weltmeisterschaft zurückgekämpft hat“, lässt Merkel übermitteln.

„Vielleicht kommt sie ja mal zu Besuch“, sagt die 22 Jahre alte Anna an die Bundeskanzlerin gerichtet. „Schließlich ist Heppenheim ja jetzt berühmt“, witzelt ihr Vater, der danebensteht. Und tatsächlich gratuliert fast zeitgleich Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) mit den stolzen Worten „die Welt schaut heute auf Heppenheim“. Aus der Musikanlage erklingt die ewige Siegerhymne „We are the Champions“ von Queen und in der Ferne sind die Hupen der Autokorsos zu hören.

 

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