Wolfgang Funkel über seinen Bruder: "Er ist ein Schlitzohr"

Wolfgang Funkel im AZ-Interview: Hier spricht er über seinen Bruder Friedhelm, die Lage bei den Löwen und Zeiten auf dem Bolzplatz. „Er lebt von seiner Erfahrung”
AZ: Wolfgang Funkel, Sie und Ihr Bruder kommen aus dem Rheinland. Jetzt ist Friedhelm Funkel bereits seit fast zwei Monaten in München. Wie ist Ihr Eindruck: Hat er sich schon eingelebt?
WOLFGANG FUNKEL: Absolut. Er hat ja seit kurzem eine Wohnung. Er fühlt sich sehr wohl in München.
Sportlich könnte es besser laufen. Ihr Bruder konnte bisher nur eines von sechs Spielen gewinnen.
Ja, ein paar Punkte mehr könnten es schon sein.
Wie ist es Ihrem Bruder in den anderthalb Jahren ergangen, in dem er keinen Verein hatte?
Da war er total unruhig. Er wollte unbedingt wieder einen Verein trainieren, war fast jedes Wochenende in irgendeinem Stadion. Dass er jetzt was gefunden hat, ist gut. Das freut auch seine Lebensgefährtin. Jetzt ist er wieder ausgeglichener. Außerdem kann er den Job ja noch lange machen. Er ist körperlich und geistig noch topfit.
Haben Sie Ihren Bruder schon in München besucht?
Nein, noch nicht. Aber ich habe ihn bei den Auswärtsspielen der Löwen in Köln und Kaiserslautern gesehen. Bei meinem Lieblingsverein, dem FCK, waren die Löwen richtig schlecht.
Sind Sie optimistich, dass Ihr Bruder die Löwen aus der Krise führen kann?
Absolut!
Bei den Löwen träumen viele vom Aufstieg.
Das wird sicher nicht einfach. Aber es ist noch alles drin.
Wie würden Sie den Trainer Funkel beschreiben?
Er lebt von seiner Erfahrung aus mehr als 20 Jahren als Trainer. Nur muss auch das Spielermaterial passen, damit er Erfolg hat. Und ich weiß nicht, ob bei den Löwen im Winter die Möglichkeit besteht, da noch was zu machen. Aber so ein Verein muss eigentlich in die 1. Liga.
Wie geht Ihr Bruder mit dem Druck um?
Friedhelm hat ja schon in Städten wie Berlin, Köln oder Frankfurt gearbeitet. München hat aber alles nochmal getoppt. Das war eines der ersten Sachen, die ihm aufgefallen sind. Aber er ist die Ruhe in Person, nur vor den Spielen ein bisschen angespannt.
Wie ist Ihr Bruder privat?
Er lacht gerne und viel. Im Beruf ist das nicht immer möglich. Der ist ja eine ernste Sache. Da kann er auch mal aufbrausend sein.
Die Geschichte von der unbesiegbaren Alemannenstraße in Neuss stimmt?
(lacht) Ja, die stimmt. Zu der Zeit gab es ja noch jede Menge Bolzplätze. Da sind wir nach den Hausaufgaben immer raus und haben Fußball gespielt. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass wir ein Spiel verloren haben. Wir hatten auch noch den Hans-Jörg Criens in unserer Mannschaft. Ja, man kann sagen, dass wir die Nummer eins waren.
Hat Sie Ihr Bruder immer mitgenommen auf die Bolzplätze? Schließlich sind Sie ja fünf Jahre jünger.
Irgendwann schon. Damals gab es aber noch keine festen Positionen. Wobei der Friedhelm schon immer wusste, wo das Tor stand. Das zeigen ja auch seine 85 Bundesliga-Tore. Friedhelm ist ein Schlitzohr.
Mit dem Fußball angefangen haben Sie beide beim VfR Neuss.
Ja, das ist und bleibt unser Verein. Nur steht der Verein leider vor der Auflösung. Die Anlage wird verwüstet, dort soll bald ein großes Möbelhaus entstehen. Das tut schon weh. Schon unser Vater hat beim VfR Neuss Fußball gespielt.
Nun geht es für den TSV 1860 und Ihren Bruder am Sonntag gegen Dynamo Dresden. Ein Gegner, an den Sie gute Erinnerungen haben dürften.
Ja, auf jeden Fall. Neben dem Pokalsieg 1985 mit Bayer Uerdingen zählt das 7:3 im Viertelfinal-Rückspiel des Europapokals der Pokalsieger zu den größten Momenten unserer Karriere. Wir hatten das Hinspiel 0:2 verloren und lagen zur Pause 1:3 zurück. Ein echtes Wunder. Das könnte für Sonntag also ein gutes Omen sein.