Wiesn-Watschn für 1860: "Dann denkst Du auf einmal: Welche Mannschaft spielt da eigentlich?"

Der TSV 1860 geht daheim gegen Hoffenheims Zweitvertretung unter, die Stimmung im Löwen-Kosmos kippt innerhalb weniger Tage vollends. Glöckner: "Es heißt jetzt, uns aufzuraffen und Klarheit zu schaffen."
Ruben Stark
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1860-Geschäftsführer Christian Werner (l.) und Trainer Patrick Glöckner (2.v.r.) nach dem Heimdebakel bei den konsternierten Spielern.
1860-Geschäftsführer Christian Werner (l.) und Trainer Patrick Glöckner (2.v.r.) nach dem Heimdebakel bei den konsternierten Spielern. © sampics
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Die Lust auf die Wiesn war dem TSV 1860 nach dem Desaster gegen Hoffenheim II gehörig vergangen, obwohl auch eine Frust-Maß allzu verständlich gewesen wäre. "Ich habe es mir anders vorgestellt, als zum Wiesn-Start daheim 5:1 auf die Fresse zu kriegen", sagte Löwen-Torhüter Thomas Dähne und sprach damit für das gesamte Team. Am Dienstag hat die Mannschaft ihren offiziellen Termin im Festzelt, aber "ich habe überhaupt keinen Bock drauf", schob Dähne nach.

Nach diesem gewaltigen Rückschlag und der schlechtesten Leistung dieser Saison wissen Spieler und Trainer Patrick Glöckner offenkundig genau, was die Stunde geschlagen hat. "Wir arbeiten so viel und so hart und sind am kritischsten mit uns selbst. Wir haben einen Anspruch, dem wollen wir gerecht werden", verdeutlichte der 48-Jährige. Wie alle anderen verstand er den Frust der Fans und sieht auch intern einen atmosphärischen Wendepunkt gekommen: "Die Stimmung muss ja ein Stück kippen."

"Die Energie fehlt zurzeit"

Das war sie im wieder ausverkauften Grünwalder Stadion spätestens, als der flinke, wendige und technisch starke Ayoube Amaimouni-Echghouyab nach dem Führungstor (39.) auch zum 2:0 (45.+1) getroffen hatte. Mit einem Pfeifkonzert wurde Sechzig in die Kabine geschickt und in der zweiten Halbzeit trat dann irgendwann die pure Resignation ein, nachdem Paul Hennrich (56. und 69.) sowie Ben Opoku Labes (80.) den Sechzgern Prügel bescherten, als lägen sie bei "Hau den Lukas" unter dem Hammer. Das zweite Saisontor von David Philipp (72.) war reine Kosmetik.

Was nun? Das ist die große Frage. Schließlich hatten die Löwen schon in Rostock (1:2) eine desolate Halbzeit gezeigt und Symptome auch beim 3:2 gegen Havelse erkennen lassen, diesen Sieg zu holen, sei ja wie ein Glückstreffer beim Dosenwerfen nur einem "Lucky Punch" zu verdanken gewesen, sagte Kevin Volland, dessen Rückkehr nach Gelb-Rot Sperre keinen positiven Effekt brachte. Der 33-Jährige benutzte Wörter wie "grottenschlecht" und "bodenlos" – seine Diagnose lautete: "Wir geben uns schon nach der zehnten Minute auf. Die Energie fehlt zurzeit, das Aufbäumen nach Rückschlägen, wir zerfallen viel zu leicht, sind behäbig in beide Richtungen."

Volland: "Wir werden nicht die Nerven verlieren"

Der Diskussion mit den Fans vor der Westkurve wird die interne Aufarbeitung folgen. Und auch da werden die Bundesliga-gestählten Volland und Florian Niederlechner einen wichtigen Part der Verantwortung übernehmen müssen, denn sie sind auch dafür geholt worden, mal eine waghalsige Achterbahnfahrt mit verrückten Loopings zu wagen, sprich: in heiklen Situationen ihren Mann zu stehen.

Klare Ansage von den Fans für die Löwen nach der Demontage durch Hoffenheim II auf Giesings Höhen.
Klare Ansage von den Fans für die Löwen nach der Demontage durch Hoffenheim II auf Giesings Höhen. © sampics

"Wir werden nicht die Nerven verlieren", sagte Volland – und machte deutlich: "Wir müssen versuchen, uns den Druck zu nehmen, als Führungsspieler eine gewisse Ruhe ausstrahlen, die Dinge einordnen, schnell das Spiel vergessen." Bei Erzgebirge Aue (vier Punkte, Platz 18), das sich wie auf dem "Free-Fall-Tower"auf einer rasanten Talfahrt aus schwindelerregender Höhe befindet, wird am Samstag zu sehen sein, wie gut das gelungen ist.

"Wir sind ja keine Gefängniswärter"

Es ist so oder so ein womöglich wegweisender Zeitpunkt einer Saison, die mit so viel Euphorie und Aufstiegsträumen begonnen hatte, in der nun aber erst einmal große Ernüchterung eingekehrt ist. Eine Woche hat es dafür gerade einmal gebraucht. "So eine Klatsche kriegt keiner gerne. Es heißt jetzt, uns aufzuraffen und Klarheit zu schaffen", sagte Glöckner.

Für den Einbruch im Eiltempo, der sich anfühlt, als wären die Löwen vom Teufelsrad gefegt worden, hatte er aber auch keine schnelle Erklärung parat: "Fußball kann man sich oftmals nicht erklären. Wir waren hoch motiviert, dann denkst du auf einmal: Welche Mannschaft spielt da eigentlich? Das Wichtige ist, dass man einen kühlen Kopf behält."

Vielleicht braucht es dafür dann doch auch mal ein kühlendes Hopfen-Getränk im XXL-Format. Von Glöckner gibt es jedenfalls "kein Wiesn-Verbot, wir sind ja keine Gefängniswärter. Das ist den Spielern selber überlassen."

Und die Spieler haben versichert, dass sie wissen, wie kritisch die Lage gerade ist.

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  • Etty Buffmeyer vor 42 Minuten / Bewertung:

    In Sachen "Klarheit" kann Glöckner gleich mal bei sich selbst anfangen. In fast jeder Halbzeit drei Spieler zu wechseln trägt dazu sicherlich wenig bei; damit führt er seinen eigenen Plan eher ad absurdum. Angeblich wird ja im Training so intensiv gearbeitet... vielleicht wäre weniger System und stattdessen einfachere Abläufe die bessere Lösung. Ein Volland braucht sich jedenfalls von Glöckner nicht diktieren lassen, wohin er zu laufen hat.

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  • Löwenbiss vor einer Stunde / Bewertung:

    Seit dem zweiten Spieltag geht’s doch kontinuierlich bergab. Nur noch Duseltore und systemloses hin und her rennen. Dann zwei katastrophale Niederlagen und eine erbärmliche Körpersprache (Motto: ja mei, kann man halt nichts machen). Man sollte die Diskussion über den Trainerwechsel jetzt sofort beginnen. An der individuellen Klasse fehlts in der Mannschaft ja nicht.

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