Es geht um viel Geld: Aufatmen beim TSV 1860 nach dieser Entscheidung in Söders Kabinett

Urteile des Bundesverfassungsgerichts gehören bei den bayerischen Klubs normalerweise nicht zum großen Debattenstoff. Vor einigen Monaten war das anders - weil ein Urteil aus Karlsruhe das Potenzial hatte, in der Konsequenz insbesondere die Drittligisten im Freistaat wie den TSV 1860 in Schieflage zu bringen. Das Bundesverfassungsgericht hatte entschieden, dass eine Bremer Regelung verfassungsgemäß ist. Dieser Regelung zufolge dürfen Kosten für zusätzlichen Polizeiaufwand bei besonders gewaltgeneigten Spielen der Fußball-Bundesligen an die DFL weitergegeben werden.
Wer zahlt für Risikospiele? Worauf sich Bayern festgelegt hat
Die Polizei ist bekanntlich Ländersache - und somit lag und liegt der Ball zunächst bei der Staatsregierung. Die hatte schnell beruhigende Signale Richtung Profiklubs gesendet. Nun winkt sie endgültig ab - Aufatmen (nicht nur) bei den Löwen!
Am Mittwochabend hieß es aus der Landtags-CSU, diese Woche habe das Kabinett entschieden. Innen- und Sportminister Joachim Herrmann (CSU) sagte später öffentlich im Landtagsplenum, man werde die Kosten nicht auf die Vereine umlegen. Nach AZ-Informationen hatte das Innenministerium diese Entscheidung allen bayerischen Profiklubs schon vor einigen Wochen bei einem Runden Tisch im Ministerium mitgeteilt.
Warum Bayerns Klubs eine Beteiligung unfair gefunden hätten
Eines der Argumente der Klubs: Fast alle Risikospiele in Bayern liegen offensichtlich darin begründet, dass Gästefangruppen als problematisch eingestuft werden - wofür der Gastgeber ja nun nichts kann. Die CSU ist sich bei den Themen nun ungewohnt einig mit großen Teilen der Opposition. „Bayern schlägt den richtigen Weg ein“, lobte der Grünen-Landtagsabgeordnete Max Deisenhofer am Donnerstag im Gespräch mit der AZ. „Sicherheit im öffentlichen Raum ist und bleibt eine Kernaufgabe des Staates.“
Die hohen Kosten für Polizeieinsätze bei Fußballspielen im Freistaat will Herrmann nun unter anderem durch die sogenannten Stadionallianzen senken, eine Idee aus Baden-Württemberg. Dort werden die sozialpädagogischen Fanprojekte in den verschiedenen Städten schon in der Einsatzplanung vor den Spielen intensiv eingebunden für eine Risikobewertung. Offenbar hat das dazu geführt, dass dort erhebliche Kosten eingespart werden konnten - weil die Fanprojekte das Konfliktpotenzial oft genauer einschätzen können – und so auch, wo nicht so viele Polizisten gebraucht werden. Zwei Millionen Euro seien so in Baden-Württemberg schon gespart worden, erzählt man sich im Landtag.
Diese Stadionallianzen gab es bisher in Bayern nur als Pilotprojekt - nun kündigte Herrmann an, sie auf alle Spiele der ersten drei Ligen auszudehnen. Auch hier ist er auf Linie mit den Grünen. „Das ist ein unbürokratischer Ansatz, um die Kosten für die Steuerzahler runterzubringen“, sagte der Grüne Deisenhofer der AZ - und verwies darauf, dass die Grünen schon länger fordern, dass es auch in Bayern Stadionallianzen gibt.