Von Mexikanern lernen
Der 40-Jährige Uwe Wolf spielte 1994/95 bei den Löwen in der Bundesliga. Jetzt ist er Co-Trainer von 1860-Coach Marco Kurz. Der Kurz-Assistent über Ambitionen, Respekt und seine Arthrose.
AZ: Herr Wolf, statt Chef in der Regionalliga sind Sie nun Gehilfe in der 2. Liga. Wie war die erste Woche in der neuen Rolle?
UWE WOLF: Ich musste mich nicht lange eingewöhnen. Ich kannte ja alle schon. Und Marco Kurz kenne ich ja schon seit Ewigkeiten. Mit dem habe ich damals in Nürnberg schon zusammen gespielt.
Jetzt sind Sie sein Co-Trainer.
Ich bin letztes Jahr als Trainer der U 23 gekommen und eigentlich davon ausgegangen, dass ich das noch ein Jahr bleibe. Aber der Verein wollte den Trainerstab für die Profimannschaft etwas vergrößern. Und deswegen hat man mich jetzt dazugeholt.
So einfach ist das?
Ja, so einfach ist das. Natürlich war es immer mein Ziel, im Profibereich als Trainer zu arbeiten. Aber ich sehe mich noch als sehr jungen Trainer. Vor meiner Zeit bei 1860 war ich nur vier Jahre Jugendtrainer in Hoffenheim. Damals hatte mich Hansi Flick geholt.
Werden Sie jetzt der Michael Henke von 1860?
Na ja, eines Tages will ich schon Cheftrainer werden. Aber jetzt habe ich erstmal bis 2010 bei den Löwen unterschrieben. Als Co-Trainer. Ich versuche mich so einzubringen, wie ich es mir selbst von meinem Assistenten wünschen würde, wenn ich mal Chef wäre.
Spüren Sie jetzt Genugtuung gegenüber Werner Lorant?
Warum?
Na, weil er Sie damals als Spieler bei 1860 vor die Tür gesetzt hat. Sie sind jetzt Co-Trainer bei 1860 – und Lorant arbeitet in China.
Ich bin da nicht nachtragend. Zum damaligen Zeitpunkt war Lorant der beste Trainer für 1860, er hatte unheimlichen Erfolg. Im Nachhinein muss ich ihm fast dankbar sein, schließlich konnte ich so erst nach Mexiko wechseln. Und da habe ich eine Welt erlebt, die mich sehr geprägt hat.
Inwiefern?
Ich bin mit meinem Klub Necaxa Meister geworden, das war natürlich sportlich sehr schön. Vor allem habe ich aber in meinen drei Jahren in Mexiko gelernt, dass es im Leben immer auf die Menschlichkeit ankommt. Die Menschen dort sind viel zufriedener als bei uns, obwohl sie viel größere Probleme haben. Bei uns hat man oft so eine Neidgesellschaft, aber in Mexiko respektieren sich die Menschen mehr, und die Leute machen sehr viel mit Herz. Mir ist es egal, ob jemand Bauarbeiter oder Professor ist, ich behandle jeden Menschen gleich – als Menschen. Und das versuche ich auch meinen Spielern zu vermitteln.
Was genau?
Ich habe meinen Spielern immer gesagt: „Jungs, es gibt nichts Schöneres als euren Beruf." Und auch, wenn es mal schwer fällt, muss man diesen Beruf immer mit hundertprozentiger Freude ausüben. Das ist auch für die Fans wichtig. 1860 ist ein Arbeiterverein, das muss für jeden Spieler eine Verpflichtung sein, auf dem Platz alles zu geben, Fußball wirklich zu arbeiten.
Sie haben Ihren Körper während der Karriere vielleicht etwas überarbeitet, oder?
Meinen Sie wegen meiner Art, wie ich laufe? Ich habe eine Hüftarthrose, das ist richtig. Aber es ist nicht so, dass ich schwer angeschlagen wäre. Ich muss ja auch keine großen Läufe mitmachen. Und bei der letzten Mountainbike-Tour mit der Mannschaft bin ich bis zum Schluss mitgefahren.
Interview: Reinhard Franke