Von Jacobacci angezählt, von Giannikis entfesselt: Youngster als Sinnbild für den TSV-1860-Aufschwung
München - Ein gekonnter Haken, der notwendige Tordrang, ein bisschen Beihilfe von Ingolstadts Torwart – und Mansour Ouro-Tagba durfte beim 3:1 gegen die Schanzer seinen ersten Profitreffer im Grünwalder Stadion auf den Knien über den Rasen rutschend feiern. Der 19 Jahre alte Nachwuchsstürmer war überwältigt.
Argirios Giannikis lobt Mansour Ouro-Tagba: "Wir haben den Mut, ihn in solchen Situationen zu bringen"
"Es war ein Riesentraum für mich und es ist krass, in einem Heimspiel zu treffen. Ich wusste gar nicht wohin", sagte der Youngster strahlend und wirkte dabei, als würde er schweben vor lauter Glücksgefühlen. Da war der aufgeräumte Michael Glück ein echter Kontrast zum hibbeligen Wirbelwind Ouro-Tagba. "Es war ungewohnt, aber ich habe meine Aufgabe relativ gut gemacht", meinte der Österreicher über seinen kurzfristigen Einsatz für den erkrankten Kilian Ludewig als Rechtsverteidiger. Abgeklärt darf man das nennen, bemerkenswert für einen 20-Jährigen.
So unterschiedlich die beiden aufstrebenden Talente in ihrem Wesen sein mögen, was sie eint: Oura-Tagba und Glück zählen zu den Gewinnern des Trainerwechsels beim TSV 1860 von Maurizio Jacobacci zu Argirios Giannikis. Ouro-Tagba, in New York geboren, dann mit seinen togolesischen Eltern nach München immigriert und im Stadtteil Milbertshofen-Hart aufgewachsen, wurde von Jacobacci in dieser Saison links liegengelassen.
Ende der vergangenen Saison hatte der Italo-Schweizer den Angreifer regelrecht abgekanzelt und ihm öffentlich zwar Potenzial, aber auch umfangreiche Defizite bescheinigt. "Er ist Stürmer. Er kann nicht köpfen. Das ist eine Grundvoraussetzung für einen Stürmer", monierte Jacobacci etwa. Nun, Giannikis sieht offenbar genügend Fähigkeiten, um ihn regelmäßig in der Dritten Liga einzuwechseln. In Aue (0:0) bekam Ouro-Tagba sogar eine erste Bewährungschance in den Startelf nachdem er in Lübeck (1:1) sein erstes Profitor erzielt hatte – per Kopf übrigens.
"Er hat gutes Selbstvertrauen und ist bodenständig": Auch Michael Glück beim TSV 1860 im Fokus
"Wir haben den Mut, ihn in solchen Situationen zu bringen", sagte Giannikis. Mut, obwohl Ouro-Tagba noch reichlich ungeschliffen sein mag. Mittelfeld-Ass Julian Guttau sieht es so: "Er ist ein Typ Straßenkicker, den musst du einfach machen lassen. Er hat einen guten Körper, den er gut einsetzt. Er hat auch die technischen Möglichkeiten, das Ganze auch zu lösen." Klingt nach dem Faktor Unberechenbarkeit. "Mit dem Jungen werden wir noch viel Spaß haben", glaubt Guttau.
Spaß macht Glück genauso, wenn auch auf ganz andere Art. Sein sauberes, klares Defensivspiel sticht hervor, nur in einem der sechs Spiele unter Giannikis stand Glück nicht in der Startelf. Kapitän Jesper Verlaat ist von ihm so angetan wie Guttau von Ouro-Tagba: "Schnell, zweikampfstark, er ist ein junger Bursche, der das richtig gut macht." Und nicht anfällig für Höhenflüge scheint. "Er hat gutes Selbstvertrauen und ist bodenständig", urteilt der Alpha-Löwe über seinen Junior-Partner in der Viererkette.

Die Drittliga-Feuertaufe bestand Glück überzeugend noch unter Jacobacci, der in einer personellen Notsituation gegen Regensburg auf ihn setzte. Inzwischen ist der Defensivspieler auf dem besten Weg, sich fest zu etablieren und dem Vergleich von Ex-Sportchef Günther Gorenzel zu nähren: Der hatte dem Salzburger ähnliches Potenzial wie Leandro Morgalla attestiert. Ob Glück das erfüllen kann? In jedem Falle hat Giannikis in ihm und Ouro-Tagba auch zwei Junglöwen mit auf die Erfolgswelle genommen.