TSV 1860 München nach Sieg gegen SV Schalding-Heining: Party mit Pizza, Bier & Schlager
Den anstrengendsten Job hatte erst einmal der Fahrer. Georg Ostermaier musste den Mannschaftsbus des TSV 1860 auf engen Gässchen den Berg hoch chauffieren. Vorbei an Maisfeldern, parkenden Autos und Sechzger-Fans, vor das Vereinsheim des SV Schalding-Heining. Dorthin, wo sich der „Sepp“ und der „Schos“ im Partnerlook auf der Tribüne schon auf die Sechzger Freude, mit Schalding-Trikots samt Namen und der 70 auf dem Rücken, die etwa ihrem Alter entsprechen könnte. Dorthin, wo nach Buchbach der nächste enge Fußballplatz, ein topmotivierter Gegner und Volksfeststimmung erneut die Gefahr einer Provinzpleite bargen.
Die Sechzger sind nicht nur auf der kleinen Sportanlage angekommen, sondern auch in der Regionalliga Bayern. „Das war ein tolles Fußballfest. Wir haben die Regionalliga angenommen“, sagte Daniel Bierofka hinterher, denn ein Buchbach-Déjà-Vu vom 0:1 im letzten Auswärtsspiel gab es nicht: Durch den Doppelpack von Nico Karger jeweils in der Nachspielzeit (45.+3, ,90.+3), den Treffern von Kilian Jakob (60.) und Sascha Mölders (66.) bei einem Ehrentreffer von Mario Enzesberger (88.) siegten die Sechzger vor 2760 Zuschauern trotz holprigen Starts am Ende deutlich mit 4:1.
Job erfüllt, Tabellenführung mit drei Zählern Vorsprung gefestigt! „Ich muss den Hut ziehen vor meiner Mannschaft, sie hat alles rausgehauen bis zum Schluss“, so Bierofka, der passend zum ganzen Ambiente mit derber Wortwahl folgen ließ: „Am Dienstag 40 Grad, heute gefühlt 35: Die Jungs hängen in der Kabine halb am Tropf. Ein paar feiern noch, aber die meisten sind ziemlich im Arsch.“
Mit Pizza aus der Kabine: Löwe Nico Karger. Foto: Eicher
Auch irgendwie Regionalliga: Zum Auffüllen der verloren gegangenen Kraftreserven gab’s Pizza zum Mitnehmen. „Es war sehr anstrengend, aber wir haben unser Spiel durchgezogen und am Ende siegt eben auch die Qualität“, erklärte Timo Gebhart auf dem Weg aus der Kabine, seine Pizza in der Hand. Er wurde, dank starker Leistung und seinen Assists zu Kargers 1:0, als er sich durch das gesamte Mittelfeld getankt hatte, neben dem Doppeltorschützen zum Matchwinner. Und von den Fans mit „Timo Gebhart“-Sprechchören bejubelt. „Da hab‘ ich mich durchgekämpft und einfach den Willen ausgepackt“, sagte er lachend, „aber ob sie jetzt ‚Gebhart‘ singen oder ‚Sechzig‘ – das pusht alle.“
Für Bierofka stand Gebhart sinnbildlich für den Kampfgeist seiner Truppe. Sein Taktgeber sei „kein Schönspieler, er kann schon beißen“. Bierofka habe ihm mitgeteilt, er müsse „durch Leistung vorangehen. Wenn die Jungs merken, er arbeitet für sie, dann arbeiten sie für ihn. Das hat er gemacht, ich bin sehr zufrieden“, sagte Bierofka: „Momentan ist er ein gutes Vorbild und geht auch in schwierigen Phasen voran.“ Wie eben vor dem 1:0.
Ein anderer Anführer, der auf den Geschmack von Regionalliga-Toren (bisher drei) zu kommen scheint, ist Mölders. „Toreschießen ist in jeder Liga schön“, so der Torschütze zum 3:0 über seinen gekonnten, gefeierten Heber: „Da jubelt man auch für die Fans.“ Nach der Partie hatte Sechzigs Arbeitstier noch einen anderen Job zu verrichten: Selfie-Fotomodell mit einem Junggesellen, der in ein Ganzkörper-Schweinekostüm gekleidet war. Stichwort Geschmack: Recht treffend zum gesamten Rahmen scherzte Mölders über seine Lieblingsmusik. „Wenn ich mal ein paar Weißbier drin habe, höre ich am liebsten Schlager.“
Bevor sich die Sechzger aber in Sachen Speis, Trank und Wortwahl noch mehr ans Fußball-Dorf gewöhnen konnten, schlängelte sich der Bus wieder davon.
