Trainersuche beim TSV 1860: Einige Absagen und neue Kandidaten

Am Dienstagmittag versammelten sich die Profis des TSV 1860 wieder an der Grünwalder Straße 114. Nach dem gemeinsamen Essen stieg die Mannschaft in den Bus zum Kick nach Amberg in der Oberpfalz. "Regio-Tour" heißt die von Sechzig und Hauptsponsor "die Bayerische" ins Leben gerufene Aktion, in deren Rahmen das Spiel stattfand.
Amberg erhielt als erster Verein den Zuschlag – und empfing nun die Löwen zu einem Zeitpunkt, der mit nicht ideal sehr zurückhaltend umschrieben ist. Schließlich gibt es bei aller Fannähe und -zuwendung gerade wesentlich drängendere Themen, allen voran die Trainerfrage.
Kayabunar fehlt die Lizenz: TSV 1860 braucht einen neuen Coach
Je länger die Suche nach einem Nachfolger von Patrick Glöckner dauert, desto stärker wird das Gefühl, dass mit ihr die ganze Saison auf dem Spiel steht. Interimstrainer Alper Kayabunar kann zwar noch eine Weile das Training anleiten, aber das Heimspiel gegen Tabellenführer MSV Duisburg (19. Oktober/19.30 Uhr im AZ-Liveticker) darf er aufgrund fehlender Lizenz de facto nicht mehr betreuen.
Und jeder Tag, der ohne neuen Coach ins Land geht, ist auch deshalb ein verlorener Tag – aber vor allem, weil es Zeit ist, die zur Arbeit an der Trendwende fehlt.

TSV 1860 nur noch zwei Zähler von den Abstiegsrängen entfernt
Sechzig ist innerhalb von drei Wochen mit fünf sieglosen Spielen abgeschmiert von Rang zwei auf Rang 13 – freier Fall während der Wiesn. Aus vier Zählern Rückstand auf den Überraschungsaufsteiger von der Wedau sind zwölf geworden. Stattdessen ist die Abstiegszone lediglich bedrohliche zwei Zähler entfernt.
Noch immer wird die außerordentliche individuelle Qualität im Kader hervorgehoben, aber außer der schönen Fassade ist nicht viel geblieben – und die Aufgabe für den nächsten Coach wird enorm. Doch, wer ist überhaupt noch im Rennen? Wer könnte den Job bekommen?
Wörle war Werners Top-Favorit
Im Rahmen des "Regio-Tour"-Testspiels beim FC Amberg am Dienstagabend versuchte Präsident Gernot Mang das Umfeld zu beruhigen. "Wir sind in guten Gesprächen und es sieht nicht so schlecht aus", sagte der Oberlöwe. Doch mit wem?
Die Liste der Absagen ist bereits lang. Markus Anfang, der am Montag bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf vorgestellt wurde, hat 1860 nach AZ-Infos bereits vor gut zwei Wochen einen Korb gegeben. Thomas Wörle, der 2024 Ulm zum Zweitliga-Aufstieg geführt hatte, zählt wohl ebenso nicht mehr zu den Kandidaten, nachdem er in den letzten Tagen der Amtszeit von Geschäftsführer Christian Werner zeitweise als Top-Favorit auf den Posten gehandelt worden war.

Ex-Löwen-Coach Michael Köllner wollte auf AZ-Anfrage keinen Kommentar mehr zu einer möglichen Rückkehr abgeben, was darauf schließen lässt, dass auch er nicht länger infrage kommt. Der frühere Sechzig-Torjäger Peter Pacult gilt nicht als realistische Option. Auch Tobias Schweinsteiger verspürt angeblich wenig Lust, sich mit 1860 näher zu beschäftigen. Der Markt für potenzielle Löwen-Trainer wird damit stetig kleiner. Aktuell sind etwa Markus Kauczinski, Sascha Hildmann oder nun auch Tomas Oral denkbare und vor allem bezahlbare Kandidaten.
Oral, Kauczinski und Hildmann neue Top-Kandidaten
Denn wie der "Reviersport" nun bericht, ist Oral neuer Favorit auf die Nachfolge von Glöckner. Demnach wurde der ehemalige Trainer des FC Ingolstadt bereits beim TSV 1860 gesichtet. Der 52-Jährige, der zuletzt für die Grashoppers Zürich an der Seitenlienie stand, soll "bleibenden Eindruck" bei den Löwen-Bossen hinterlassen haben. Oral war neben Ingolstadt und Zürich bereits für den SV Sandhausen, Karlsruher SC, FSV Frankfurt und auch RB Leipzig verantwortlich.
Kauczinski ist 55 Jahre alt, stammt aus Gelsenkirchen und verfügt über reichhaltigen Fundus an Erfahrung. Den Karlsruher SC führte er einst um ein Haar in die Erste Bundesliga, dieser Sprung gelang ihm dann als Trainer des FC Ingolstadt. Sein Co-Trainer war jeweils Argirios Giannikis, der Glöckner-Vorgänger bei den Löwen.
Das Intermezzo bei den Schanzern war aber nicht von langer Dauer. Es folgten die Stationen beim FC St. Pauli, Dynamo Dresden und dem SV Wehen Wiesbaden. Hildmann ist 53 Jahre alt, stammt aus Kaiserslautern und hat vor allem bei Preußen Münster auf sich aufmerksam gemacht. Die Westfalen führte er 2024 in die Zweite Bundesliga, bevor er Ende April gefeuert wurde und dem Klub danach noch der Klassenverbleib gelang.
Ungeduld wächst: Lösung bei 1860 noch nicht in Sicht
Ob es einer der beiden wird? Bei der Suche sind jedenfalls Parallelen erkennbar zu den Phasen nach der Köllner-Trennung Anfang 2023 und nach der Trennung von Maurizio Jacobacci Ende 2023. Es vergingen jeweils wertvolle Tage und Wochen, bis die Schlüsselpersonalie neu geklärt war. Lag die Verzögerung zu der Zeit nicht zuletzt an der Zerstrittenheit der beiden Gesellschafter (Präsidium Robert Reisinger vs. Hasan Ismaik und Vertreter), kommt dieser Faktor diesmal nicht zum Tragen.
Präsident Gernot Mang verwies mehrfach auf den wertschätzenden Austausch untereinander – und öffentliche Störfeuer aus dem Lager Ismaik sind bislang auch nicht zu verzeichnen. An der aktuell bedenklichen Gesamtsituation ändert es dennoch nichts, auch so wächst die Ungeduld im Umfeld stündlich.