Tierische Freude und drei Erkenntnisse
München/Zell am Ziller - Für zwei Spieler war es eine ganz besondere Partie: Levent Aycicek, seit dem Winter an den TSV 1860 verliehen, und Marnon Busch, seit dieser Wechselperiode auf Leihbasis ein Löwe, trafen am Samstag auf ihren Ex-Klub Werder Bremen. Und wider Erwarten mussten nicht die Neu-Löwen den Kollegen aus der höchsten deutschen Spielklasse zum Sieg gratulieren, sondern umgekehrt: Sechzig feierte einen 2:1-Überraschungserfolg gegen Werder.
Tierische Freude bei Aycicek
„Es war mein erstes Spiel gegen Werder seit neun Jahren. Ich habe mich tierisch gefreut. Nur mit einem Tor wurd‘s leider nichts“, erklärte Aycicek der AZ nach dem Test, bei dem Stefan Mugosa (33.) und Milos Degenek (39.) einen Rückstand durch ein Eigentor von Stürmer Sascha Mölders (19.) gedreht hatten. Aycicek über die kampfstarke Leistung der Sechzger: „Es ging hin und her, aber wir waren griffig und haben verdient gewonnen.“ Die AZ zeigt die Erkenntnisse des dritten von vier Duellen mit einem Erstligisten:
Kleine Schritte: Nach Sieg und Pleite gegen die Borussias aus Dortmund (1:0) und Mönchengladbach (1:3) steht unter dem Strich der zweite Sieg gegen einen Klub des Oberhauses. „Das Ergebnis ist unwichtig“, sagte Löwen-Trainer Kosta Runjaic unbeeindruckt. Er hat aber „einen kleinen Schritt nach vorne“ gesehen. „Wir waren frischer, haben viele Zweikämpfe aggressiv geführt und gewonnen“, lobte der 45-Jährige, bremste aber: „Wir sind noch weit davon entfernt, um die Frische und Spritzigkeit zu haben, die wir normalerweise bräuchten, um so einen Gegner zu schlagen.“
Runjaic: Werden zu Saisonstart nicht bei 100 Prozent sein
Die werde man übrigens auch nicht beim Saisonauftakt in Fürth (7. August) haben: „Dann werden wir auch nicht bei 100 Prozent sein, aber das wird keine Mannschaft.“ Durch weitere Steigerungen wolle man aber zur vollen Löwen-Power gelangen – in kleinen Schritten. Der nächste soll am kommenden Samstag beim letzten Härtetest gegen den SC Freiburg in Ravensburg gegangen werden.
Unveränderte Transferwünsche: 1860-Talent Felix Uduokhai durfte schon zum zweiten Mal in Folge in der Innenverteidigung auflaufen. Und erledigte seinen Job auch gegen ein Kaliber wie Claudio Pizarro souverän. Dafür gab’s von Runjaic ein Sonderlob: „Felix hat ein gutes Timing, ein gutes Zweikampfverhalten und bringt alle Fähigkeiten mit, die ein moderner Innenverteidiger braucht.“ Auch Mugosa konnte sein Torkonto weiter nach oben schrauben (siehe Story unten).
Starten da zwei Löwen durch – und machen so ursprünglich geplante Transfers hinfällig? Runjaic stellt klar: „Es hat sich nichts an unserem Bedarf geändert.“ Heißt: Es sollen weiter ein Innenverteidiger und ein Stürmer kommen. Der Brasilianer Ribamar, von dem Präsident Peter Cassalette kürzlich erklärte, seinen Aufenthaltsort nicht zu kennen, weilt nach AZ-Informationen weiter im Teamhotel Rilano in München. Runjaic ließ durchblicken, ihn dort auch gesprochen zu haben, mehr aber auch nicht. Eine Entscheidung dürfte wie beim umworbenen Stürmerstar Ivica Olic in der kommenden Woche fallen.
Zimmermann, Ortega oder Eicher?
Torhüter-Dreikampf: Obwohl Neuzugang und Routinier Jan Zimmermann die besten Chancen eingeräumt werden, lässt Runjaic den Dreikampf im Sechzger-Tor bewusst offen. Gegen Bremen durfte Vitus Eicher über 90 Minuten ran – und überzeugte durch einige gute Paraden. Auch Stefan Ortega habe einen guten Eindruck hinterlassen: „Es ist keiner ausgeschert, alle Jungs haben es hervorragend gemacht“, so Runjaic, der ankündigt: „Nächste Woche wird es eine Tendenz geben.“ Gut möglich, dass gegen Freiburg die neue Nummer Eins aufläuft.