Sportdirektor Oliver Kreuzer: 96 statt 60?
München - Investor Hasan Ismaik soll viel von ihm halten, heißt es. Und auch die Löwen-Fans sind zufrieden mit seiner Arbeit. Wer im Umfeld des TSV 1860 nach Oliver Kreuzer fragt, bekommt nur positives Feedback.
Der ehemalige Verteidiger des FC Bayern hat als Sportchef der Sechzger eingeschlagen. Er ist für viele der Hoffnungsträger für die kommenden Jahre. Was ankommt: Der 50-Jährige sucht an der Grünwalder Straße die Nähe zu Mitarbeitern und Fans gleichermaßen, lebt Optimismus vor. Seine Devise für den Kampf gegen den Abstieg: Klappe halten, Klasse halten. Es sind Sprüche, die das Umfeld in der brenzligen Lage gerne hört.
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Doch jetzt kommt dieses Gerücht auf: Wie die "Sport Bild" berichtet, soll Kreuzer für diesen Sommer eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag bei den Löwen haben. Mehr noch: Hannover 96 soll an seiner Verpflichtung interessiert sein. Ein Abgang des einstigen Bundesligaspielers wäre für den TSV 1860 ein heftiger Rückschlag. Doch was ist dran an den Gerüchten? Was geht da wirklich mit Hannover 96?
Kind zählt Bader bereits an
Fakt ist: Hannovers Geschäftsführer Sport Martin Bader und der Sportliche Leiter Christian Möckel stehen nach dem beinahe besiegelten Abstieg aus der Bundesliga bei den 96ern in der Kritik. Der streitbare Präsident Martin Kind zählte beide jüngst öffentlich an. "Ich weise darauf hin, dass ich bei Transfers nur wirtschaftlich eingebunden war", meinte der 71-Jährige. "Im Winter hatten wir einen Punkt Rückstand auf Platz 15, jetzt sind es zehn. Wir haben die teuerste Mannschaft, den höchsten Transferaufwand der Vereinsgeschichte – und wir steigen ab. Das passt nicht zusammen."
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Kind meinte weiter: "Mit dem Abstieg wird es einen teilweisen Neuanfang geben." Und genau da kommt Kreuzer ins Spiel. Die "Sport Bild" schreibt, dass neben Geschäftsführer Bader und dessen Schützling Möckel zusätzlich ein Sportdirektor installiert werden soll. Der Top-Kandidat: Oliver Kreuzer.
Aus Sicht der Hannoveraner spricht für Kreuzer seine gute Kenntnis der 2. Liga sowie seine Nähe zum Trainer-Topkandidaten Markus Kauczinski, mit dem er einst den Karlsruher SC aus der 3. Liga zurück ins Unterhaus der Bundesliga führte. Kreuzer hat sich zudem als Krisenmanager einen guten Ruf erarbeitet. Dem Vernehmen nach soll es schon vor dieser Saison erste Gespräche zwischen Hannover 96 und ihm gegeben haben. Doch stattdessen unterschrieb er im November in Giesing für drei Jahre. Die Sechzger blockten den Medienbericht am Mittwoch als Gerücht ohne jegliche Substanz ab.
"Ich fühle mich voll mit dem TSV 1860 verbunden"
Und Kreuzer? "Ich habe davon erst heute Morgen von unserem Präsidenten erfahren. Ich habe hier eine Aufgabe und darauf konzentriere ich mich, über den Sommer hinaus und unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit", erklärte er im Gespräch mit der AZ. "Ich fühle mich voll und ganz mit dem TSV 1860 verbunden. Es gab keinen Kontakt mit Hannover 96. Und es gibt auch keine Gespräche mit diesem Verein." Auf die Frage, ob er in Giesing weiterarbeiten wolle, meinte er schlicht: "Absolut."
Denn Fakt ist auch: Sein Vertrag beim TSV 1860 gilt sowohl für die 2. als auch für die 3. Liga. Das Fußballgeschäft ist jedoch bekanntlich schnelllebig – und die Herausforderung Hannover durchaus attraktiv. Der Kader wird umgekrempelt, teure Profis werden die Niedersachsen verlassen und solche, die die 2. Liga nicht scheuen, gesucht. Kreuzer ist bestens vernetzt in der Branche, kennt Spieler, die genau in dieses Profil passen. Bader dagegen, der erst im Oktober nach Hannover kam, versagte mit seiner Einkaufspolitik bislang. Zwar erklärte Kind, trotz allem an ihm und Möckel festhalten zu wollen. Dem Vernehmen nach sucht er aber nach einem Experten in Transferfragen.
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Damit bleibt die Personalie des Sportdirektors bei den Niedersachsen nach wie vor brisant. Bader lehnt eine Arbeitsteilung strikt ab, heißt es. Ob Kreuzer ihn als Sportdirektor ergänzt oder ganz ersetzt? Ob er dafür die Sechzger verlässt oder doch in Giesing bleibt? Das wird sich endgültig wohl erst im Sommer entscheiden. Dann, wenn Kreuzer weiß, in welcher Liga es für die Löwen weitergeht und mit welchem Etat er rechnen darf.